Die größten Fakes der (Musik)Geschichte

Die größten Fakes der (Musik)Geschichte

Von Spinal Tap bis zum Fyre Festival

Die Geschichten hinter den unglaublichsten Fälschungen, Hochstapeleien und Betrügereien.

Die Macht der Dreistigkeit

Wir alle lügen hin und wieder. Manchmal sind es nur kleine Flunkereien ("Mensch, tut mir Leid, dass ich zu spät bin, ich hab den Bus verpasst!"), manchmal sind es handfeste Lügen ("Ja, Mama, ich hab mich gut auf die Prüfung vorbereitet!"). 
Unwahrheiten und Fakes im großen Stil verbreiten dagegen wohl die wenigsten. Und schon gar nicht aus kommerziellen Interessen. 

Meister im Faken

Denn nicht alle sehen es mit der Wahrheit so eng. Manche wollen mit Lügen und Fälschungen an Geld kommen, andere einfach nur die Gesellschaft an der Nase herumführen. Aber alle unsere folgenden Beispiele haben eines gemeinsam: Fakes sind ihr Leben.

Wir haben für dich die bekanntesten Fake-Geschichten zusammengestellt.

Spinal Tap

Hierbei handelt es sich um eine britische Heavy Metal-Band, die sich 1978 gegründet hat. Naja, man müsste eher sagen: die gegründet wurde. Und zwar nicht im Interesse der Musik, sondern für ein amerikanisches Comedy-Special namens The TV Show. 
Zusammen mit dem Regisseur Rob Reiner drehten Spinal Tap wenig später einen Dokumentarfilm über eine ihrer Tourneen - die es natürlich nie gab.

Der Film ist im Grunde ein einziger, großer Fake, doch die meisten Zuschauer*innen wussten das nicht.

Das hatte zur Folge, dass der Film erst im Laufe der Jahre an Popularität und Kultstatus gewann. Er wurde sogar so bekannt, dass bei IMDb die Bewertungsskala für Spinal Tap bis 11 geht, statt bis 10 - als Referenz auf den Spinal-Tap-Gitarristen Nigel Tufnel, der seinen Verstärker stets bis 11 aufdrehte. 

1992 kam es zur Wiedervereinigung, anlässlich derer Spinal Tap bei den MTV Music Awards auftraten. Es folgten weitere Auftritte und reale Alben, dass aus der ursprünglichen Fake-Band eine richtige Band wurde. 



Fraktus

Auch Fraktus kommt aus dem Bereich musikalische Fakes, allerdings aus Deutschland. Erfunden wurde die Techno-Band 2006 von der Hamburger Satiregruppe Studio Braun und ist von vorne bis hinten durchgefaked.

Fake-Bandgeschichte, Fake-Namen, Fake-Alben.

Die angeblich ikonische Band aus den 80ern war ein einziger Schwindel. Sogar die Begeisterung echter Künstler*innen war gefaked: Bekannte Größen wie Jan Delay oder H. P. Baxxter beteuerten, Fraktus wären die Vorreiter des modernen Techno.   

In der gefakten Dokumentation Fraktus - Das letzte Kapitel der Musikgeschichte von 2012 geht es um das angebliche Comeback der Band. Dafür waren Fraktus bereits fünf Jahre vorher beim Melt-Festival aufgetreten, um die dort entstandenen Aufnahmen im Film zu verwenden.

Auch Jan Böhmermann machte bei der Geschichte mit: 2015 traten Fraktus mit dem Song "Welcome to the Internet" im Neo Magazin Royale auf...


Das gleichnamige Album wurde außerdem von uns höchstpersönlich auch zum Lieblingstonträger der Woche ernannt. Fake-Urspruch hin oder her: einen realen Künstlerstatus kann man Fraktus mittlerweile nicht mehr absprechen. Womit die wichtige Frage aufgeworfen wird: Wann hört Fake auf und wo fängt echte Kunst an?



Wolfgang Beltracchi

Beltracchi hat mit Musik eher weniger am Hut. Dafür aber mit Kunst. Er gilt als einer der berühmtesten Kunstfälscher der Gegenwart.

Über einen Zeitraum von 36 Jahren fälschte der Sohn eines Kirchenmalers rund 300 Kunstwerke renommierter Maler wie Picasso, Monet oder Max Ernst.

Erst im Jahr 2010 kam man ihm auf die Schliche, weil er Titanweiß verwendete - das es zum Entstehungszeitpunkt des echten Gemäldes noch gar nicht gab. 

Zusammen mit seiner Ehefrau und Komplizin Helene verkaufte er seine Werke an Auktionshäuser und erzielte damit Gewinne von schätzungsweise 16 Millionen Euro. Um die Herkunft der Gemälde zu verschleiern, erfanden die Beltracchis die Geschichte einer angeblichen Familiensammlung. Dazu fakten sie Familienfotos und ließen sie künstlich älter erscheinen.
Den Leim für die Sammlungsaufkleber stellte Wolfgang Beltracchi selbst her, aus Knochen und vollkommen organisch - und die Expert*innen ließen sich täuschen. 

Beltracchi hat inzwischen eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt und ist wieder auf dem Kunstmarkt erfolgreich. Mittlerweile aber mit eigenen Kunstwerken. 



Fyre Festival

Es sollte das luxuriöse Hyper-Festival auf den Bahamas werden. Die Organisatoren, der Rapper Ja Rule und der Unternehmer Billy McFarland, priesen es als tropische Alternative zum weltbekannten Coachella: das Fyre Festival.
 
Die Tickets kosteten zwischen 1.000 und 12.000 Dollar. Versprochen wurden Luxusvillen, hochkarätige Live Acts und feinstes Essen von Gourmet- köch*innen. Die Illusion des Festivals wurde befeuert durch eine riesige Social Media Kampagne, die von Jerry Media geleitet und mit Influencerinnen und Models wie Kendall Jenner vorgetäuscht wurde.

Die Realität, die die Besucher*innen 2017 erwartete, war eine andere.

Zu essen gab es Käsebrote in Styroporboxen, fast alle Bands hatten abgesagt und geschlafen wurde in kaputten Zelten auf durchnässten Matratzen.


Nach nur einer Nacht wurde das vermeintliche Festival abgebrochen. Ja Rule und McFarland distanzierten sich vom desaströsen Verlauf, den das Festival genommen hatte - allerdings ohne Erfolg. McFarland sitzt wegen Betrugs sechs Jahre hinter Gittern.

Ja Rule wollte trotz allem 2018 eine Neuauflage des Festivals starten, was jedoch nie Realität wurde. Genauso wie Forderungen nach Schadensersatz. Die meisten Besucher haben ihr Geld nie wieder gesehen. 



Frank Abagnale

Er ist wohl einer der bekanntesten Hochstapler der Welt. Bekannt wurde er durch den Film Catch Me If You Can, in dem er von Leonardo DiCaprio verkörpert wird. 

Abagnale wurde 1948 geboren und mit 14 ließen sich seine Eltern scheiden. Zwei Jahre später versuchte er auf sich allein gestellt sein Glück in New York. Er fälschte das Geburtsdatum auf seinem Führerschein und gab sich mit seinen nun offiziell 26 Jahren als Pan Am-Kopilot aus Los Angeles aus, dessen Uniform gestohlen wurde. Mithilfe dieser hanebüchenen Geschichte erhielt er eine Pilotenuniform, seinen Pilotenschein fälschte er. Dieser erste Fake öffnete ihm für die nächsten Jahre Tür und Tor.
Vor allem aber Kreditinstitute. Abagnale wurden reihenweise ungedeckte Schecks ausgezahlt, weil aufgrund seiner Uniform keine Bank Verdacht schöpfte.

Im Laufe seiner kriminellen Karriere gab er sich noch als Kinderarzt, Soziologiedozent und Rechtsanwaltsgehilfe aus - jedes Mal erfolgreich. 

1969 wurde Abagnale in Frankreich verhaftet. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 21 Jahre alt.

Er wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt, kam aber gegen die Zusage, mit dem FBI zu kooperieren, frühzeitig frei. Inzwischen arbeitet Abagnale als Unternehmensberater in Sachen Scheckbetrug. Er sollte es ja wissen.
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