Zucker
romys-bild-2_c_2

Sweets for my Sweets

Annas Kindheitserinnerung #93

Weg mit der Vernunft. Ich scheiß auf jegliche Erziehungsratgeber und erlaube meinen Kindern uneingeschränkten Zugriff auf Süßigkeiten! So oft und so viel sie wollen.

"Spinnst du! So viel Zucker ist ungesund!"
"Na hoffentlich werden die beiden nicht dick!"
"Noch nie was von Karius und Baktus gehört, oder was?"

Blabla. Jaja. Mit all dem kann ich umgehen. Mit einer Essstörung meiner Kinder eher nicht.


Doch von vorne...

Ich erinnere mich daran, wenn meine Eltern Besuch bekommen haben, haben mir die Freunde immer eine Tafel Schokolade oder irgendwas anderes Süßes mitgebracht. Ich fand's super! Meine Mutter nicht so, weshalb das "Teufelszeug" meistens wie durch Zauberhand verschwand und – das weiß ich heute – im Magen meiner Mutter landete. Sätze wie: "Das macht dick", oder "Iss lieber Obst" bekam ich zu hören.

Süßigkeiten gab es bei uns Zuhause so gut wie nie. Eine meiner besten Freundinnen hatten sogar einen Süßigkeitenschrank (einen ganzen Schrank!), der voll war mir den guten Sachen: Snickers, Smarties, Haribo, Prinzenrolle, Toblerone und so weiter… sie durfte sich daran frei nach Schnauze bedienen und jedes Mal, wenn ich sie besucht haben, wollte ich auch ran an den Speck. Ich habe mich immer gefragt, wieso wir ihn nicht komplett plündern, schließlich stand uns das Himmelstor offen!
Die Antwort war simple: weil sie es nicht musste. Weil sie frei entscheiden durfte, wann sie Schoki nascht und wann nicht. Dementsprechend waren ihr Heißhungerattacken fremd.

In meiner Jugend habe ich mir heimlich Süßes gekauft, weil immer der verbotene Schleier darüber lag.

Und jetzt habe ich eigene Kinder die durchaus Lust auf Süßes haben. Ich habe einige Methoden ausprobiert: Verbote aussprechen, Portionen bestimmen, Süßigkeitentage einführen. Steht ja schließlich in jedem Ratgeber, dass Kinder nur wenig davon essen sollen.
Doch am besten fahre ich mit der Methode, sie einfach frei wählen zu lassen. Wir haben nie viel zu naschen zuhause, vor allem nicht die Wahnsinnsauswahl. Und wenn Romy was Süßes mag, dann darf sie. Carlo ebenfalls. Und siehe da: Ihre Gelüste auf Süßes halten sich in Grenzen.

Nur ich merke: Wenn der Süßigkeitenschrank voll ist, ist die einzige Person, die unkontrolliert frisst (es ist tatsächlich fressen): ICH. Ich bin also der lebende Beweis dafür, dass sich die Folgen der Erziehungsmethoden aus den frühen Tagen bis ins mittlere Alter ziehen können.

Deshalb: Romy und Carlo, nascht, wann ihr wollt. Dann ist euer Süßigkeitenschrank später immer voll und ich kann, wenn ich bei euch zu Besuch bin, so viel futtern wie ich mag!

Design ❤ Agentur zwetschke