QTies: Die Selbsthilfegruppe für Transgender

QTies: Die Selbsthilfegruppe für Transgender

Das Interview mit Lara Holy von Qties zum Nachhören

Lara Holy ist Queeraktivistin und engagiert sich bei der Selbsthilfegruppe QTies in München. Mit Max spricht sie über die Probleme der heutigen Gesellschaft, mit denen Transgender immer noch zu kämpfen haben.

Ein Wohlfühlort für alle

Qties München ist ein Verein von nicht binären Menschen, der vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. Eine Selbsthilfegruppe für Leute, die sich außerhalb des binären Geschlechtersystems befinden. Im Interview erzählt uns Lara Holy, wie wichtig das für alle Betroffenen und die Gesellschaft ist. Es gäbe so viele Menschen, die sich zwischen den Polen "Mann und Frau" einordnen und die beides bräuchten, um existieren zu können, so Lara.

"Transgender ist mittlerweile ein Regenschirm für alle Leute geworden, die sich nicht als Cisgender identifizieren können"

Als Cisgender werden übrigens Menschen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität demjenigen Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Der Andrang für die Treffen der QTies ist sehr groß und stiegt stetig, Leute fahren sogar aus Augsburg oder Landshut wöchentlich her. Dabei fällt es dem Verein zunehmend schwer, genügend betroffene Menschen zu finden, die ehrenamtlich die Gruppen betreuen können. Genau deshalb würden sie sich mehr Unterstützung durch den Staat wünschen, erzählt uns Lara.

Mitten im Leben

Lara Holy bezeichnet sich selbst als eine professionelle Menschenrechtsaktivistin. Ein Großteil ihrer Arbeit ist dabei, sowohl Betroffenen als auch homophoben Gesellschaftsgruppen zu zeigen, dass Transgender erfolgreich im Leben stehen können und dem Hass entgegenzutreten. 

Beispiele dafür liefert Lara selbst sehr deutlich: Sie ist leidenschaftliche Extremskifahrerin und macht erfolgreich bei internationalen Freeride-Wettkämpfen mit, wie der Freeride World Tour.

Lara verortet sich selbst als binär-feminine Person und Transgender. Im Interview betont sie, dass sie jeden Tag seit ihrem Outing genießt - denn es hätte eine längere Zeit gedauert, bis sie sich selbst und der Welt sagen konnte, dass der Körper, der ihr zugewiesen wurde, nicht zu ihr passe. Rückblickend hätte sie sich gewünscht, dass die Menschen in ihrem früheren Umfeld aufgeschlossener gewesen wären und es in ihrer Jugend und Selbstfindungsphase schon eine so starke Transcommunity gegeben hätte. Heute sei es schon viel besser geworden, da das Umfeld oft aufgeklärter und progressiver sei, was Biologie, Natur und Geschlecht angehe.
"Gehen wir wirklich davon aus, dass es nur zwei binäre Geschlechter gibt? Das existiert weder in der Natur noch in unserer Gesellschaft."
Lara habe zudem viel der Feminismus geholfen, es habe ihr Kraft gegeben, die Stärke ihrer eigenen Frau innerlich zu erkennen.

Oft wird vergessen werden, dass besonders Transmänner sehr viel für die feministische Bewegung gemacht haben und viel Dankbarkeit zugestanden werde sollte, betont sie.


Transgender in unserer Gesellschaft...

...würden eine Last mit sich tragen, die die gesellschaftlichen Normen ihnen auf die Schultern gelegt hätten. Obwohl es immer mehr Menschen gäbe, die sich selbst in der Transszene eingliedern, befürchtet Lara, dass viele sich noch verstecken würden und von sich selbst denken, abnormal zu sein. Manchen würden nicht genau wissen, wo sie ihre Sexualität einordnen und möchten das gerne erkunden - andere würden das zwar wissen, können es aber keinem sagen.

Jeder sollte das Recht haben, selbst entscheiden zu dürfen, als was man sich fühlt und auch so anerkannt werden, sagt Lara.

Anfeindungen gegenüber Transgender seien leider immer noch ein alltägliches Thema. Auch sie habe schon verbale oder körperliche Gewalt erlebt. Das Schlimme sei, dass die meisten Delikte einfach untergehen - auch weil vielen Tätern das Bewusstsein und Eingeständnis ihres Fehlers fehle.
Lara würde sich wünschen, dass die Medien ihre Ressourcen soweit kontrollieren werden, dass auch Transgender selbst zu Wort kommen können, wenn über sie berichtet wird - um eben nicht Klischees zu bedienen und Vorurteile zu schüren.

Wie kann man helfen und wo findet man Hilfe?

Die QTies treffen sich einmal im Monat im Selbsthilfezentrum Westend in München und auch außerhalb der festen Treffen steht Transgender die Tür jederzeit offen. Hier werden Betroffene emotional aufgefangen, Informationen bereitgestellt und Probleme gemeinsam angegangen. Dank der Stigmata der Gesellschaft kämpfen viele Transgender unter anderem auch gegen Arbeitslosigkeit und Geldprobleme. Die QTies haben dafür eigens einen Spendenfond angelegt, der zu 100 Prozent an die Betroffenen gehen.



Neben der Selbsthilfegruppe gibt es für Transgender sowie für Angehörige und Freunde, die Hilfe und Beratung brauchen, eine Anlaufstelle, die Teil der Aidsberatungsstelle am Goetheplatz ist. Man kann persönlich hingehen, anonym anrufen oder ein Email schreiben.

QTies bei der Pride Week

Zwischen 11. und 14. Juli gibt es bei den Münchner Kammerspielen eine Reihe von Events zahlreichen Künstler der LGBTQ-Szene, die man laut Lara nicht verpassen sollte. Nähere Infos dazu findest du hier.



Und hier gibt's das gesamte Interview mit Lara Holy zum Nachhören:

  • Lara Holy zu Gast bei Max
    Das Interview zum Nachhören

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