Terra Firma

Terra Firma

Tash Sultanas zweitem Album „Terra Firma“ wohnt ein Gefühl von Reflexion und Ruhe inne. Die Singer-Songwriterin aus Melbourne begann mit der Arbeit am Album Ende 2019, ehe sich die Welt wenige Monate später verändern sollte. Auch Sultana hatte nun deutlich mehr Zeit und Raum, um an der Musik – und an sich selbst – zu arbeiten, als es für viele Jahre infolge des Tourens und anderer Verpflichtungen möglich gewesen war. Gleichzeitig vermittelt sich auch ein Gefühl des Selbstvertrauens und der Aufgeschlossenheit. Im Gegensatz zum Debütalbum „Flow State“ stand Sultana neuen Sounds und Kooperationen diesmal offener gegenüber – Einflüsse von Singer-Songwriter Matt Corby, Producer Dann Hume und anderen lassen sich in jenen Songs ausmachen, in denen Neues ausprobiert wird und die über den bislang bekannten musikalischen Kosmos hinausgehen. Um einen besseren Einblick in „Terra Firma“ zu ermöglichen, hat Sultana exklusive Kommentare zu jedem Song des Albums verfasst. Musk „Dieser Song ist das Verbindungsstück zwischen mir und den Hörerinnen und Hörern. Man stellt fest, dass es keinen Text gibt, denn da alles bereits gesagt ist, besteht dafür keine Notwendigkeit. Hier erzeuge ich die Soundpalette und gestalte den Einstieg für alles, was auf ‚Terra Firma‘ zu hören ist. Ich stecke damit den Rahmen für die folgenden Tracks ab. Bevor ich probe oder eine Show spiele, ist es ein Ritual, Weihrauch zu verbrennen – und das Aroma wird ‚Musk‘ genannt.“ Crop Circles „Wohin gehen wir? Ich bin nicht wirklich sicher, aber ich hoffe, es ist ein Ort voller Glückseligkeit. Ich hoffe, es wird irgendwo sein, wo wir keinen Schmerz empfinden und kein Leid kennen. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich auf meinem letzten Lebensweg befinde; irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich zuvor vielleicht schon einmal hier gewesen bin.“ Greed „Ich habe mal ein Buch mit dem Titel ‚The Little Red Hen‘ gelesen. Es handelte von einer kleinen roten Henne, die etwas Brot backen wollte. Sie lief umher und fragte alle Farmtiere, ob ihr jemand dabei helfen würde, es zu backen. Sie ging zum Schwein, es sagte ‚Nein‘. Sie fragte die Kühe, die aber auch mit ‚Nein‘ antworteten. Die Schafe sagten ebenfalls ‚Nein‘. So blieb sie mit dieser Aufgabe auf sich allein gestellt und backte das wunderbarste Brot, wofür sie verdammt lange brauchte. Sobald all die anderen Farmtiere rochen, dass es zubereitet war, klopften sie an ihre Tür, um eine Scheibe zu bekommen – doch sie gab ihnen keine.“ Beyond the Pine „Liebe außerhalb der sozialen Normen und dessen, was akzeptiert ist und was nicht. Aber wen interessiert wirklich, was andere Menschen denken? Als wenn die Gesellschaft Gesetze erlassen und Regeln hinsichtlich dessen aufstellen könnte, in wen du dich verlieben oder gar, wie du dich selbst lieben solltest! Liebe gibt es im Übermaß und sie ist frei. Liebe ist Reichtum – sie ist alles, was dem Leben von der Geburt bis zum Tod Bedeutung verleiht. Dafür gibt es kein Limit, es gibt keine Rassen, keine Hautfarbe, kein Geschlecht und keine Regeln. Keiner hat darüber zu bestimmen außer dir selbst.“ Pretty Lady „Ich begab mich auf die Straßen von Melbourne. Vor einigen Jahren hätte man mich auf der Bourke Street mit einem kleinen Lautsprecher und einer starken Haltung angetroffen. Ich habe bei diesem Song immer für die Passanten gefreestylet, in der Hoffnung, etwas Geld zu verdienen und sie für mich zu gewinnen – sie abzulenken, raus aus der Nine-to-five-Arbeitsroutine. Es funktionierte und die Leute dankten mir dafür. Ich habe lange in meinem Leben nur von diesem Geld gelebt. Ich habe diesen Song zurückgehalten, weil ich dachte, dass er für eine Veröffentlichung nicht gut genug sei, ehe dann etwas Zeit verging und ich erwachsen wurde. Ich musste schon ermutigt werden, ihn wieder hervorzuholen.“ Dream My Life Away „Der Traumzustand ist der Ort, an dem man uns finden wird. Der Kampf um den gegenwärtigen Moment und die Erkenntnis, dass die Gegenwart für uns das ist, wovon wir immer geträumt haben – und zur Hölle, es ist viel besser, als es jemals zuvor für uns war.“ Maybe You’ve Changed „So verhalten wir uns, während wir weiter vorangehen. Passen uns an und verändern uns, fallen hinein und heraus, sind glücklich und traurig, überwältigt und unterlegen – und verlieren aus dem Blick, warum wir eigentlich existieren. Ersetze diese Dinge durch Ablenkungen, die uns vom Kern, dem Licht und der Wahrheit wegführen. Man wird unweigerlich zurückfinden, wenn man sich vom Herzen entfernt. Auch wenn wir uns alle ziemlich verändert haben – erkennen wir uns selbst noch?“ Coma „Diesen Song habe ich auf meiner Akustikgitarre geschrieben, als ich 17 war. Er war damals auf meiner SoundCloud-Seite verfügbar, aber ich habe all meine frühere Musik offline gestellt, weil ich dachte, dass sie nicht gut genug sei. Doch dann war ich der Ansicht, dass dieser Track eine weitere Chance verdient hat. Er bedeutet das Gegenteil des Titels – ich bin wach.“ Blame It on Society „Wir können nicht zulassen, dass eine faule Frucht das große Ganze verdirbt. Wirf sie weg und versuch es erneut!“ Sweet & Dandy „Eine Reflexion über den zweidimensionalen Zusammenbruch unseres modernen Alltags im 21. Jahrhundert. Die rasante Entwicklung der Technologie und die ständig sterbende, schwächelnde, verwirrte, durchtränkte, verschmutzte, ertrinkende Landschaft der sozialen Medien mit ihrer unrealistischen Erwartung an alles, was du jemals tust, sagst, denkst und wie du handelst oder aussiehst. Leg das Telefon beiseite – du wirst dich besser fühlen.“ Willow Tree „Was befindet sich tatsächlich am Gipfel, wenn es nichts dazwischen gibt? Wie auch immer sich der Aufstieg gestalten mag, das Fundament sollte besser sicher sein.“ Vanilla Honey „Ein schönes Geschenk von meinen Liebsten – zwei Zigarren, eine mit Vanille, die andere mit Honig.“ Let the Light In „Für mich warst du der Sonntag, aber das ist lange her.“ I Am Free „Irgendwann einmal drehte ich mich um, war 25 Jahre alt und erkannte, dass es mir scheißegal ist, was die Gesellschaft von mir denkt oder erwartet. Ich habe herausgefunden, wie ich sein möchte – den Leuten gefallen möchte ich auf jeden Fall nicht.“

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