Worum es in "Bohemian Rhapsody" geht

Worum es in "Bohemian Rhapsody" geht

Songs und ihre Hintergründe

Von  Anna Taylor
Einer der genialsten Songs der Musikgeschichte - aber worum geht es eigentlich in dem Song und steckt darin noch eine tiefe Bedeutung? Wir gehen einmal durch...

Ein magischer Song

"Bohemian Rhapsody" ist Teil des Albums A Night at the Opera (1975). Mit seinem theatralen Aufbau und all den Referenzen zu den darstellenden Künste muss man das wirklich mal würdigen, wie viele Gedanken sich da gemacht wurden. Aber dass der Song mit seiner Länge, dem fehlenden Chorus und den musikalischen Wechseln so erfolgreich ist (er zählt zu den meistgestreamten Tracks des 20. Jahrhunderts, gehört zu den meistverkauften Songs aus Großbritannien und war in verschiedenen Jahren und wochenlang mindestens in Top 10s weltweit zu finden), ist eigentlich ziemlich seltsam. Schaut man sich immerhin die üblichen Hit-Nummern ein, werden drei Dinge deutlich: Sie sind sehr viel kürzer, die Melodien sehr viel eingängiger und die Lyrics bei weitem nicht so kompliziert. Freddies pures Genius, das in "Bohemian Rhapsody" zum Einsatz kommt, muss die Menschen in einen unglaublichen Bann ziehen...

"Is this the real life?"

Schon die erste Zeile von "Bohemian Rhapsody" versetzt den Körper in Anspannung. Er weiß: Die nächsten sechs Minuten muss er in Form eines musikalischen Triathlons - emotionale Ballade, opernhaftes Geträller und schließlich feuriger Rock - Höchstleistung erbringen. Hinzu kommt der sehr facettenreiche Text, der natürlich auch sitzen muss. Um sich so zu fühlen, muss man nicht mal großartiger Queen-Fan sein, es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, auf "Bohemian Rhapsody" mit einer seltsamen Motivation zu reagieren.

Doch worum geht es in "Bohemian Rhapsody" eigentlich?

Es gibt viele Theorien zu möglichen versteckten Botschaften in "Bohemian Rhapsody". Der Schöpfer der Lyrics, Freddie Mercury, hat nie Anstalten gemacht, die genaue Bedeutung zu offenbaren. Eher im Gegenteil sogar, immerhin hat er die Deutungshoheit an die Rezipient*innen abgegeben und einst gesagt, jedes Individuum solle den Text für sich selbst betrachten. Eine besondere Theorie hält sich allerdings hartnäckig:

Ist "Bohemian Rhapsody" Freddie Mercurys Coming Out Song?

Eine Frage, die auch Lesley Ann-Jones, eine Musikjournalistin und langjährige Begleiterin der Band in Freddie Mercury: Die Biografie noch mal aufgreift. Im Buch beschreibt sie, wie sie sogar Freddie Mercury höchstpersönlich einst auf ihre Vermutung, "Bohemian Rhapsody" wäre ein versteckten Coming Out, angesprochen hat. Seine Reaktion sei ausweichend gewesen. Erst Jahre später, bereits nach Freddies Tod, soll Jim Hutton, sein langjähriger Lover, gegenüber Lesley Ann-Jones zugegeben haben, dass sie Recht gehabt hätte:

"Freddie was never going to admit it publicly, of course, because he always had to carry on the charade about being straight, for his family. But we did discuss it on numerous occasions. 'Bohemian Rhapsody' WAS Freddie's confessional. It was about how different his life could have been, and how much happier he might have been, had he just been able to be himself, the whole of his life." - Jim Hutton gegenüber Lesley Ann-Jones

Auch Sir Tim Rice, ein renommierter Musical- und Filmmusiktexter und guter Bekannter von Freddie Mercury, ist sich sicher: In "Bohemian Rhapsody" finden sich einige Metaphern, mit denen sich Freddie heimlich geoutet hätte. In Freddie Mercury: Die Biografie erklärt er:

"'Mama, I just killed a man': he's killed the old Freddie he was trying to be – the former image. 'Put a gun against his head, pulled my trigger, now he's dead': he's dead, the straight person he was originally. He's destroyed the man he was trying to be, and now this is him, trying to live with the new Freddie. 'I see a little silhouetto of a man': that's him, still being haunted by what he's done and what he is." - Sir Tim Rice

Ob man diesen beiden Aussagen nun Vertrauen schenkt oder ganz andere Metaphern findet: Letztlich werden wir wahrscheinlich nie erfahren, worum es in "Bohemian Rhapsody" wirklich geht. Das wusste nur Freddie Mercury himself. Wir können trotzdem unser Bestes geben und wenigstens die Bedeutungen der merkwürdigen Vokabeln in den Lyrics lernen:

Ein kleines Lexikon zu "Bohemian Rhapsody"

  • Beelzebub: kommt aus dem Hebräischen "ba'al-z'bub", was übersetzt "Herr der Fliegen" bedeutet und ein anderer Name von niemand Geringerem als dem Teufel ist
  • Bismillah: ist die Kurzform von "B'ismi Allah al-Rahman, al-Rahim" und bedeutet "Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Gnädigen"
  • Fandango: gehört als ein spanischer Singtanz zur Gattung des Flamencos
  • Figaro: Protagonist in Pierre Augustin Caron de Beaumarchais' Stück Le barbier de Séville (zu Deutsch: "Der Barbier von Sevilla") aus dem Jahre 1775, das später (1816) von Gioachino Rossini unter dem Titel Il barbiere di Siviglia als Opera buffa wieder aufgegriffen wurde
  • Galileo: Nicht nur ein italienischer Astronom, der übrigens den Merkur aka Mercury, was ja auch Freddies Nachname ist, entdeckt hat, sondern auch ein Ausdruck im alten Rom für Jesus Christus
  • Scaramouche: hier handelt es sich um eine komische Figur aus der Commedia dell'arte, dem italienischen Volkstheater

Was passiert in "Bohemian Rhapsody"?

Nun, wo wir die wichtigen Begriffe geklärt haben, können wir näher auf den Inhalt des Songs eingehen:
  • Der Ich-Erzähler weiß nicht ganz, was soeben passiert ist und ob er sich nicht eventuell alles einbildet
  • Er kommt allerdings alsbald zu sich und erkennt, was er getan hat
  • Er, ein armer Junge, hat hat einen Mann erschossen
  • Sein Leben hat gerade erst begonnen - jetzt ist es quasi vorbei
  • Er gesteht seiner Mama und entschuldigt sich, die zum Weinen zu bringen
  • Er verabschiedet sich nun von allen, weil er sich wohl stellen will
  • Er will zwar nicht sterben, wünscht sich jedoch manchmal, gar nicht erst geboren worden zu sein
  • Donnerkeil und Blitz verängstigen ihn
  • Er hat nun das Gefühl, er wäre verdammt und der Teufel würde auf ihn warten
  • Er bittet Jesus um Hilfe, obwohl er sich selbst eigentlich gar nicht würdig genug empfindet, um gerettet zu werden
  • Gott und der Teufel kämpfen um seine Seele
  • Er emanzipiert sich von den höheren Wesen und haut ab
  • Alles ist egal

Jetzt ist fast alles klar

"Bohemian Rhapsody" ist also eine Faust-ähnliche Geschichte oder das geheime Coming Out von Freddie Mercury. Oder beides. Oder gar nichts. Er, der Meister selbst, sagte immerhin, in der Mitte des Songs würde sich durchaus ein kleines bisschen Nonsense befinden. Vielleicht sollten wir also nicht in jedes Wort zu viel reindeuten. Und vielleicht ist das einzig wirklich Wichtige, dass wir alle den Text einmal auswendig lernen. Und lauthals miträllern: 




Die Lyrics: Queen - "Bohemian Rhapsody"

Is this the real life? Is this just fantasy?
Caught in a landslide, no escape from reality
Open your eyes, look up to the skies and see
I'm just a poor boy, I need no sympathy
Because I'm easy come, easy go, little high, little low
Any way the wind blows doesn't really matter to me, to me

Mama, just killed a man
Put a gun against his head, pulled my trigger, now he's dead
Mama, life had just begun
But now I've gone and thrown it all away
Mama, ooh, didn't mean to make you cry
If I'm not back again this time tomorrow
Carry on, carry on as if nothing really matters

Too late, my time has come
Sends shivers down my spine, body's aching all the time
Goodbye, everybody, I've got to go
Gotta leave you all behind and face the truth
Mama, ooh (Any way the wind blows)
I don't wanna die
I sometimes wish I'd never been born at all

I see a little silhouetto of a man
Scaramouche, Scaramouche, will you do the Fandango?
Thunderbolt and lightning, very, very frightening me
(Galileo) Galileo, (Galileo) Galileo, Galileo Figaro magnifico
But I'm just a poor boy, nobody loves me
He's just a poor boy from a poor family
Spare him his life from this monstrosity
Easy come, easy go, will you let me go?
Bismillah! No, we will not let you go
(Let him go) Bismillah! We will not let you go
(Let him go) Bismillah! We will not let you go
(Let me go) Will not let you go
(Let me go) Will not let you go
(Never, never, never, never let me go) Ah
No, no, no, no, no, no, no
(Oh, mamma mia, mamma mia) Mamma mia, let me go
Beelzebub has a devil put aside for me, for me, for me!

So you think you can stone me and spit in my eye?
So you think you can love me and leave me to die?
Oh, baby, can't do this to me, baby!
Just gotta get out, just gotta get right outta here

(Ooh)
(Ooh, yeah, ooh, yeah)
Nothing really matters, anyone can see
Nothing really matters
Nothing really matters to me
Any way the wind blows

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