Fontaines D.C.: A Hero’s Death

Fontaines D.C.: A Hero’s Death

Der Lieblingstonträger der Woche

Schluss mit Post Punk? Nein. Warum Fontaines D.C. dennoch ihren Sound verändert haben, liest du hier.

Dogrel, das energiegeladene Debütalbum der Dubliner Band Fontaines D.C. hat im letzten Jahr ziemlich hohe Wellen geschlagen. Die Band hat sich damit auf Anhieb einen Platz in unserem Herzen erspielt (warum könnt ihr auch hier noch mal nachlesen)

Nur knapp über ein Jahr danach legen die Iren nun ihr Zweitwerk nach, A Hero’s Death.

Fluch des zweiten Albums oder erneute Meisterleistung? 

Um es gleich vorwegzunehmen: Auf ihrem neuen Album klingt der frenetische Post Punk der Band ein bisschen anders. Die Gitarren sind verschwurbelter, legen sich hypnotisierend übereinander und kreieren einen unruhigen Klangteppich. 
Auch textlich und thematisch orientiert sich die Band um. Ging es auf Dogrel noch hauptsächlich um die Alltagskämpfe einfacher irischer Arbeiter, versucht sich Sänger und Songschreiber Grian Chatten auf A Hero’s Death an einem weitschweifenden Blick auf die Dinge. 

Eh schon große Themen wie Liebe, Depression oder Desillusion werden allgemeingültiger besungen. Chatten greift sich dennoch immer wieder direkt Szenen und Bilder, verpackt sie dann aber ins Große und Ganze. 

Kleine Bilder, große Themen 


Besonders gut gelingt ihm das auf der Ballade "Oh Such A Spring", dem Mittelstück des Albums. Am Hafen sitzend beobachtet Chatten die Fischer, wie sie ihre Sorgen im Bier ertränken, vom Neuanfang träumen und am nächsten Tag dennoch wieder weitermachen wie gewohnt, weil es von ihnen erwartet wird. Eine Metapher für so vieles im Leben: Das Gefangensein in festen Strukturen, das Unvermögen aus sozialen Gefilden auszubrechen und die Unmöglichkeit die Zeit zurückzudrehen. 

Ein bisschen selbstreflexiv ist es dann aber auch, das Album. Beim Debüt wurde die Band nicht müde Missstände anzuprangern, Leid zu klagen und abzurechnen. A Hero’s Death entstand aber in einer Zeit, in der es für die Band schwer war mit dem Erfolg und dem Erfolgsdruck umzugehen. Gerade Frontmann Chatten kämpfte mit den Dämonen, die er selbst hervorgerufen hatte. Auf dem Albumopener "I Don’t Belong" zieht er sich schüchtern und geschlagen in sich selbst zurück. 

 

Auch wenn das jetzt alles klingt, als sei die Platte so gar nicht sommerlich und ultradeprimierend – sie ist es nicht. Okay, vielleicht passt sie nicht an einen Tag am Strand, mit Erdbeereis, Federball und freudigem Kinderlachen. 
Aber auch der Sommer hat seine grauen Tage. An denen man morgens schon schlecht rauskommt. An denen der Regen, der schon wieder nach Herbst riecht, den Blütenstaub an der Fensterscheibe wegspült und man nur zugucken kann. Wenn man auf den Kalender schaut und da verdammt noch mal immer noch "2020" steht. 

Verständnisvoll und optimistisch 


A Hero’s Death schafft es, diesen negativen Grundsound aufzugreifen und ihm zumindest eine Prise Verständnis und Optimismus mitzugeben. Und sollte auch Hardcorefans des ersten Albums sehr gut gefallen. Selbst, wenn es deutlich ruhiger und fokussierter zugeht.
 


Tracklist: Fontaines D.C. – A Hero’s Death 


01 I Don’t Belong 
02 Love Is The Main Thing 
03 Televised Mind 
04 A Lucid Dream 
05 You Said 
06 Oh Such A Spring 
07 A Hero’s Death 
08 Living In America 
09 I Was Not Born 
10 Sunny 
11 No 
 
A Hero’s Death ist am 31. Juli bei Partisan Records erschienen.

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