Hinterher ist man immer schlauer. Was das beim Thema Liebe bedeuten kann, erläutern wir hier in zehn Punkten...
What is Love?
Was ist diese Liebe? Wie erkennt man sie? Und vor allem: Was ist sie nicht? - Das sind ein paar der brennendsten Fragen der Menschheit. Zumindest, wenn man sich da an Songs, Filmen und Klatsch im Freund*innenkreis orientiert. Leider ist Liebe nicht etwas, was man wirklich studieren oder wo man sich an den Erfahrungen anderer orientieren kann. Liebe ist etwas, wo scheinbar jeder Mensch darauf erpicht ist, beschissene Erfahrungen und viele, viele Liebeskummer selbst durchzumachen. Nur um im Nachhinein dann doch etwas stinkig zu sein, dass niemand einen richtig gewarnt hat. Gut, also dann mache ich das und blicke jetzt mal zurück und präsentiere zehn Erkenntnisse, die wir unserem früheren Ich geben würden... Ob du drauf hörst oder nicht - deine Sache! Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht darauf vorbereitet...
Bevor es aber losgeht geben wir uns alle mal dem Ohrwurm hin, den wir ja wohl sehr wahrscheinlich gerade alle haben:
10 Erkenntnisse über die Liebe, die ich meinem früheren Ich sagen würde
1. Liebesbeziehungen bedeuten nicht das Glück des Lebens
Darüber habe ich in einem anderen Text schon mal genauer geschrieben. Es nervt, dass viele Menschen (mich eingeschlossen) irrsinnig viel Lebenszeit damit vergeuden, um komme was wolle in irgendeiner Beziehung zu sein, weil man der Annahme ist, nur dann glücklich sein zu können. Wrong! Wer als Single unglücklich ist, wird höchstwahrscheinlich auch nicht in einer Beziehung Selbsterfüllung finden.
2. Liebe ist nicht dasselbe wie Leidenschaft
Ein ausgelutschter Running-Gag in sowieso klischeebehafteten Serien oder Filmen: die Ehe, beziehungsweise lange Beziehungen. Die werden gerne so dargestellt, dass man einfach so neben sich her lebt und sexuell gar nichts mehr geht. Kann auch im wahren Leben sein, der springende Punkt ist aber: das hat (meiner Meinung nach!) nichts mit Liebe zu tun. Sondern mit Leidenschaft. Und dass die mit der Zeit abnimmt, ist der Sache an sich geschuldet. Leidenschaft wird eben meist damit gefüttert, dass etwas noch nicht ganz bekannt und noch ein bisschen mysteriös ist. Und mit Neugierde. Bevor man sich also nur aus diesem Grund von dem*der Partner*in trennt, könnte man auch gemeinsam erörtern, ob nicht sowas wie eine offene Beziehung Sinn machen würde oder der welche weiteren Möglichkeiten einem sonst einfallen, um die Leidenschaft neu zu entfachen.
3. Liebe sollte a) unkompliziert sein und b) ohne Spielchen funktionieren
a) Kennst du das, diese potenziellen Partner*innen, die noch an irgendwelchen Ex-Partner*innen hängen, mit sich selbst gerade im Unreinen sind und irgendwie nicht ganz kooperativ sind beim Zusammenkommen? Hau ab. Auch wenn es erstmal wehtut. Aber wenn du's nicht tust, wird der Schmerz nur schlimmer. Ganz ehrlich, ich hab mir schon sehr oft eingeredet, dass man nur abwarten muss, bis alles ganz einfach ist - aber das wurde es nie. Spar dir Zeit und den Kummer. Wenn es wirklich sein soll, dann wird sich irgendwann später auch nochmal eine Gelegenheit ergeben.
b) Einer der wichtigsten Punkte, der sich direkt an den vorherigen anschließt. Wir müssen unbedingt aufhören mit diesen dämlichen Spielchen à la: "Also, er*sie hat jetzt zwei Tage nicht geantwortet - deswegen antworte ich erst in vier Tagen!" oder dieses Sich-rar-machen. Ich würde mal behaupten, dass kaum eine gesunde (!) Beziehung aus sowas entsteht.
4. Liebe ist nicht bedingungslos - und sollte es auch nicht sein
Keine Ahnung, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat und keine Ahnung, warum wir das alle so lange nachgeplappert haben. Vielleicht war es irgendein Arschloch, das sich nur noch im Spiegel anschauen konnte mit dem Gedanken, dass doch immerhin die Eltern einen immer lieben, egal, was man tut. Aber nein, das stimmt nicht. Eltern müssen ihre Kinder nicht bedingungslos lieben, Kinder müssen ihre Eltern nicht bedingungslos lieben, niemandem muss überhaupt irgendwen bedingungslos lieben. Ich meine, lass dir das mal auf der Zunge zergehen: Egal, was eine bestimmte Person dir antut, du sollst sie bedingungslos lieben? Das ist mindestens ultratoxisch. Also Schluss mit dem Nonsense! Wer bedingungslos liebt, hat sich selbst aufgegeben.
5. Liebe sollte nicht deine Identität grundlegend verändern
Kleine Anekdote als großes Beispiel: Ich war mal in einer Beziehung mit einem Typen, der irgendwie total gerne Bayer war. Und was habe ich dann gemacht? Ich habe alles darum gegeben mich selbst zu überzeugen, dass ich Fan der Löwen bin (ich finde Fußball eigentlich unendlich langweilig), habe angefangen, bayerischen Slang in meinem sonst so sauberen Hochdeutsch zu integrieren und das Allerschlimmste: Ich habe - obwohl ich eigentlich überzeugte Vegetarierin war - Fleischgerichte aus der deftigen bayerischen Küche gegessen. Uff. Das ist wirklich so schlimm. Aber ich dachte, Gemeinsamkeiten könnte man sich einfach angewöhnen. Kann man nicht, zumindest nicht die grundlegendsten, die deine Identität ausmachen. Deswegen bleib lieber dir selbst treu!
6. Liebe kann auch einfach verpuffen
Ja, das passiert - Liebe ist nicht unsterblich und manchmal muss man akzeptieren, dass sie sich wie eine Motte in der Flamme in Luft auflöst. Und auch das ist vollkommen normal, so weh es auch tut.
7. Liebe sollte dich wachsen lassen und nicht klein halten
In einer Beziehung - sei es eine romantische oder auch freundschaftliche - sollte der Fokus darauf liegen, sich gegenseitig zu stärken und unterstützen. Wer den*die andere ständig (sei es auch nur total subtil) nieder macht, liebt nicht.
8. Liebe ist nicht nur auf romantische Partnerschaften beschränkt und Liebe ist kein Singular
Auch wenn ich hier selbst schon die ganze Zeit von romantischer Liebe schreibe: Man kann andere Menschen auch in unterschiedlichen Kontexten lieben, zum Beispiel Freund*innen oder schlicht sich selbst. Dementsprechend ist es möglich, gigantische Gefühle zu mehreren Personen gleichzeitig zu haben. Liebe ist nämlich keine begrenzte Masse, mit der man clever wirtschaften muss weil sie weniger wird, wenn man sie auf mehrere Menschen verteilt, sondern etwas, was sich bestenfalls schlicht vermehrt. Und ja, man kann auch mehrere Menschen auf eine romantische Weise lieben. Muss man nicht, aber kann passieren.
9. Liebe ist kein Besitzanspruch. Im Gegenteil: Liebe bedeutet Vertrauen
Auch etwas, was ich eher spät gelernt habe: Selbst wenn geliebte Personen anderen Menschen mal Komplimente machen oder sich gut mit anderen verstehen, sollte man sich davor hüten, in eifersüchtige Gedankenspiralen zu fallen. Denn Eifersucht stresst nicht nur die andere Person, sondern vor allem dich selbst. Hab Vertrauen.
10. Liebe muss man nicht verstehen
Man kann sie gar nicht verstehen, egal wie viele superschlaue Tipps man sich dazu durchliest. Gerade, wenn es um die Liebe anderer Menschen zu einander geht: Es obliegt überhaupt nicht deiner Person, über die Liebe von anderen zu urteilen.
Ist aber natürlich egal alles
Wenn du ähnlich tickst wie ich, dann wird es dir herzlich wenig bedeuten, was ich hier geschrieben habe. Deswegen ist es auch Quatsch, dass ich irgendwas davon hätte, wenn ich diese Tipps meinem früheren Ich sagen könnte. Manche Schmerzen und die damit einhergehenden Erfahrungen muss man einfach selbst machen, um Erkenntnisse zu realisieren und sich schließlich als reflektierte Person weiterentwickeln zu können.
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