20 Fragen und wir sagen dir, wer du bist?

20 Fragen und wir sagen dir, wer du bist?

Prof. Dr. Matthias Ziegler zu Gast bei egoFM Max

Zeitschriften, Bücher, Internet - die Welt ist voller Persönlichkeitstests. Aber warum ordnen wir uns so gerne ein und wie viel Wahrheit steckt in den Ergebnissen tatsächlich?

Matthias Ziegler ist Professor für Persönlichkeitsdiagnostik an der Humboldt-Universität zu Berlin und hat mit egoFM Max darüber gesprochen, wann Persönlichkeitstests sinnvoll sind und wann nicht. Außerdem erklärt er, ob man seine eigene Persönlichkeit verändern kann und spricht darüber, wie viele Persönlichkeitseigenschaften Fische haben.
  • Prof. Dr. Matthias Ziegler über Persönlichkeitstests
    Das komplette Interview zum Anhören


Persönlichkeitstests erfreuen sich seit Jahrzehnten größter Beliebtheit

Und das hat seine Gründe:
"Der große Charme dieser Typen-Tests besteht darin, dass die Welt dann sehr einfach aussieht. Es sieht so aus, als ob es eigentlich nur 16 Schubladen gibt. Das macht es sehr leicht, mich zu verstehen, das macht es aber auch für mich leicht, andere zu verstehen." - Prof. Dr. Matthias Ziegler 


So leicht ist es aber in Wirklichkeit eben nicht

Bei Fischen sind beispielswiese inzwischen auch schon fünf Persönlichkeitseigenschaften festgestellt worden. Wenn man davon ausgehen würde - wie es bei den gängigen Typen-Tests der Fall ist -, dass diese fünf Eigenschaften dichotom sind, es bei fünf Eigenschaften also immer entweder oder gibt, dann hätten wir schon 2⁵ Typen bei Fischen - und das hieße, die Fischpersönlichkeit wäre schon komplexer, als die 16 Typen auf die Menschen in Typentests reduziert werden, erklärt Matthias Ziegler. Dementsprechend überholt sind solche Tests auch.

Bei Persönlichkeitstests sollte man sich außerdem immer damit auseinandersetzen, welche Methodik im Hintergrund abläuft. Matthias Ziegler empfiehlt zum Beispiel einen Test der Universität Leipzig, den du kostenlos hier ausprobieren kannst. Es gibt durchaus Machine Learning-Algorithmen und solide Tests beruhend auf modernen Persönlichkeitstheorien - vieles ist allerdings auch eher Kaffeesatzleserei oder viel zu vereinfacht. 
"Ich würde sagen Persönlichkeitstests sind sinnvoll, wenn damit tatsächlich eine inhaltlich relevante Fragestellung informiert wird." - Prof. Dr. Matthias Ziegler

Das kann beispielsweise in der Studien- oder Ausbildungslaufbahn, aber auch bei einer Paarberatung oder im Rahmen einer Psychotherapie sinnvoll sein. 

Die eine erstrebenswerte Persönlichkeit gibt es übrigens nicht

 Unsere Persönlichkeit wird in der Regel von unserer Umwelt geformt und gleichzeitig suchen wir uns natürlich auch die Umwelt aus, in die die eigene Persönlichkeit gut hineinpassen. 
"Insofern macht es keinen Sinn zu sagen, es gibt die gute Persönlichkeit, sondern es gibt für bestimmte Umwelten passendere oder weniger passendere Persönlichkeiten." - Prof. Dr. Matthias Ziegler

Außerdem ist es auch nicht so, als ließen sich Persönlichkeiten gar nicht mehr verändern. Es gibt zwar definitiv biologische Grundlagen, die wenig veränderbar sind, durch bestimmte Lebensereignisse finden allerdings auch Reifeprozesse statt, welche Einfluss auf die Persönlichkeit haben können - über unsere Lebensspanne verändert sich unsere Persönlichkeit also. Fraglich ist allerdings, ob und wie sehr wir unsere Persönlichkeitsentwicklung bewusst steuern können. Diese Frage ist relativ neu im Bereich der Forschung, erste Ergebnisse zeigen allerdings, dass es lange, regelmäßige Interventionen braucht, um kleinere Veränderungen zu erzielen. Ein Wochenend-Retreat zur Persönlichkeitsveränderung ist also beispielsweise nicht ausreichend dafür, stattdessen bräuchte es etwas Langfristiges, zum Beispiel in Form einer Therapie.

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