Geschichten von Menschen, die das Abenteuer lieben
Wir haben doch alle schon mal davon geträumt, loszuziehen und die große, weite Welt zu erkunden. Vier, die es durchgezogen haben, haben uns von ihrer Reise erzählt.
Wie es wohl wäre, den Alltag, Familie, Partner*innen und Freund*innen, zu Hause zurückzulassen und alleine auf Weltreise zu gehen?
Nur die wichtigsten Dinge einpacken und einfach losziehen? Zu Fuß, mit dem Rad, dem Boot, dem Auto, ganz egal - nur weg.
Nicht jeden reizt der Gedanke daran, sich allein auf die Socken zu machen, um die Welt zu erkunden. Denn zum alleine Reisen gehört immer auch eine gute Portion Mut: Finde ich mich zurecht? Werde ich unterwegs einsam sein? Und was, wenn ich alleine in eine gefährliche Situation gerate?
Wir haben uns Abenteurer*innen ans Mikro geholt, die es gewagt haben, und mit ihnen mal ein wenig über ihre Erfahrungen, Ängste und Träume gequatscht.
Stand-Up Paddler Pascal zu Gast bei Elise
Das Interview zum Nachhören
Seglerin Alexia zu Gast bei Max
Das Interview zum Nachhören
Motorradfahrerin Lea zu Gast bei Lola
Das Interview zum Nachhören
Mit dem StandUp-Paddle Board von München bis ans Schwarze Meer
Pascal aus München liebt die Natur und irgendwie hat er festgestellt, dass ihn sein Job in der Stadt nicht vollkommen erfüllen. Es musste also was Aufregendes geschehen. Er packte sein SUP-Board und einige wichtige Dinge zusammen und stieg in der Isar auf's Wasser.
Dann paddelte er und paddelte und paddelte - bis er nach 63 Tagen im Schwarzen Meer ankam.
2467 Kilometer Strecke hat er dabei zurückgelegt.
"Ich war jeden Tag sechs bis acht Stunden auf dem Wasser. Alleine. Mein Paddel, ich und mein Brett." - Pascal
Klar hat man da Zeit, sich alle möglichen Gedanken zu machen und Pascal dachte sich irgendwann, wie praktisch es wäre, wenn er das Wasser, auf dem er paddelt, auch trinken könnte. Unterwegs fasste Pascal einen Entschluss:
"Wir wollen das Donauwasser bis 2042 trinkbar machen." - Pascal
Pure Water for Generations heißt Pascals Vision, die mittlerweile auch zur Gründung einer Organisation geführt hat, und daran arbeitet er fleißig. Die Idee ist es, durch möglichst viele Flüsse zu paddeln und darüber Filme zu drehen, um auf die Verschmutzung des Wassers aufmerksam zu machen.
Pascal ist damals an der Max-Josephs-Brücke in München eingestiegen und los gepaddelt. Geschlafen hat er im Zelt und in Hotels - an Land. Seine Sachen hatte er in einer Tasche untergebracht, die er auf sein Brett geschnallt hat. Über die Zeit ist der Bart immer länger geworden und er hat zweieinhalb Kilo abgenommen.
"Das Paddeln ist wie das Leben", sagt Pascal, "Du paddelst weiter und weiter, sonst kommst du nicht voran."
Jeder einzelne Paddelschlag war für ihn tiefe Meditation und wunderschön. Das Schlimmste an der Reise war für Pascal, dass er irgendwann aufhören musste zu paddeln. Klingt vielleicht erstmal absurd, aber der Tag, als er tatsächlich im Schwarzen Meer ankam, fühlte sich nicht nach einem Highlight an. Es war komisch zu spüren, dass sein Abenteuer zu Ende ging.
Aber dennoch behält er alle Erinnerungen im Herzen und auch ein Film dokumentiert sie. Auf so einer Reise muss man doch auch jeder Menge Menschen begegnet sein, die am Fluss arbeiten und leben, oder?
"Die River People sind different. [...] Wenn du mit Leuten am Fluss was zusammen machst, dann spürst du schon: Die haben eine unheimliche Demut vor der Natur, vorm Wasser, weil das Ding kann ja auch mal richtig durch die Decke gehen. Gleichzeitig sind es einfach liebe Menschen und man wird relativ trinkfest." - Pascal
Aufgeben wollte Pascal unterwegs nie. Er hat Meditationsübungen gemacht, erkannt, dass er mit sich selbst ins Reine kommen muss, um die Reise zu schaffen. Er hat niemals Blasen gehabt und ist nie über sein Limit gegangen. Die längste Etappe waren 75 Kilometer.
Und was ihm von seiner Reise geblieben ist?
Seine Organisation Pure Water for Generations und der Entschluss, einmal wöchentlich einen Tag in der Natur einzulegen.
Alleine auf dem Jakobsweg
Klaus ist den Jakobsweg schon zweimal gegangen - einmal den französischen, einmal den portugiesischen. Ein drittes Mal ist bereits in Planung. Er wird im April starten und dann etwa 30 bis 45 Tage laufen. Insgesamt wird er in der Zeit etwa 900 Kilometer zurücklegen.
Was Klaus dazu bringt, sich wieder und wieder auf den Weg zu machen, sind die tolle Natur und - besonders - die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen.
"Du redest mit wildfremden Menschen über Dinge, über die du wahrscheinlich nicht einmal mit Freunden [zuhause] redest. Es bringt einen viel zum Nachdenken." - Klaus
Er genießt es, den Weg alleine zu gehen, denn dann kann er so weit laufen wie er mag und Pausen einlegen, wann immer es ihm passt. Außerdem trifft man ohnehin ständig auf andere Menschen, kann also auch mit ihnen ein Stückchen gemeinsam gehen, wenn man eben möchte. Klaus hat schon einige Menschen getroffen, die gemeinsam auf den Jakobsweg gestartet sind, aber dann irgendwann völlig zerstritten nicht mehr miteinander geredet haben, weil sie sich über ihre Reiseplanung uneinig waren. Da genießt er es doch, allein zu sein.
Warum Klaus das Gehen auf dem Jakobsweg so sehr liebt?
"Du stehst in der Früh auf und weißt: Das Einzige, das ich zu tun habe, ist Laufen. Da lang." - Klaus
Möglich ist die Begehung des Jakobsweges für Klaus vor allem deshalb, weil er getrennt lebt und einen sehr großzügigen Chef hat, der es ihm einräumt, so lange Urlaub zu nehmen.
Mit dem Segelboot um die Welt
Die Französin Alexia saß schon mit drei Jahren in einem Segelboot.
Das Meer ist ihr zu Hause und Delfine sind ihr lieber als Menschen.
Seit sie zwölf Jahre alt war, träumte sie davon, einmal um die Welt zu segeln. 200.000 Meilen weit ist sie insgesamt schon bei Segelboot-Rennen gefahren. Jetzt stellt sie sich bald dem ultimativen Abenteuer.
Alexia wird beim Vendée Globe teilnehmen - Alleine einmal um die Welt.
Mit diesem Plan ist sie eine von sehr wenigen Frauen, die in dieses Abenteuer starten. Drei Monate wird es dauern. Der Südpazifik und der Indische Ozean stellen den schwierigsten Teil der Reise dar.Das Wetter kann dort sehr schlecht werden, der Wind stark, die Wellen hoch.
Was für uns vollkommen wahnsinnig klingt, nimmt Alexia relativ gelassen. Natürlich lernt sie aber davor, wie sie sich selbst medizinisch versorgen kann und übt sich auch in Hypnose. Da sie alleine auf ihrem Boot unterwegs ist, muss sie allzeit bereit sein und darf niemals besonders lange schlafen. In 24 Stunden gönnt sie sich vier Stunden Schlaf, die sich in Zeiteinheiten zwischen acht und 40 Minuten aufteilen.
Wen der Gedanke daran, dass Alexia Barrier ganz alleine die Welt umsegelt, schaudert, dem versichert sie:
Klar sei es hart, ganz alleine unterwegs zu sein. Aber sie ist so glücklich mit sich selbst, dass ihr das gar nicht so viel ausmacht.
Wenn Alexia morgens aufwacht, denkt sie an ihre Fans, an ihre Unterstützer*innen und an ihre selbst gegründete Organisation 4myplanet. Mit der hat sie Projekte rund um den Schutz des Meeres angestoßen und hilft Wissenschaftlern dabei, Informationen über den Ozean zu sammeln.
Eine Frau, ein Motorrad, rund um die Welt
Lea Rieck fand Autos schon als Kind spannender als Barbiepuppen. Trotzdem verlief ihr Leben zunächst relativ gewöhnlich - oder wie Lea vielleicht sagen würde: langweilig-normal. Studium an der LMU München, anschließend Arbeit als Redakteurin bei einem Verlag. Aber 2017 veränderte sich alles. Eines Montag Morgens sah sie ihre Kollegin mit einer Wasserflasche die Büropflanze gießen und da war es entschieden:
Die damals 31-Jährige kündigte ihren Job und machte sich auf zu einer großen Reise.
18 Monate lang war sie mit ihrem Motorrad unterwegs und umrundete die Welt. Sie lernte viel über sich selbst, übte sich in Vertrauen und Gelassenheit, überstand Höhen und Tiefen. Über eineinhalb Jahre später war sie wieder zurück. Inzwischen arbeitet Lea wieder als Redakteurin, Journalistin, Autorin und Beraterin in München. Lea hat ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben und lässt auf Lesungen und in Workshops andere Menschen an ihrer Reise teilhaben. Am Mittwoch ist sie sogar für eine Lesung der Monacensia im Hildebrandhaus in München anzutreffen.
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