Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Nicht nur aus fehlendem Glauben, sondern oft aus einem finanziellen Grund: der Kirchensteuer. Warum zahlen, wenn man eh nie in die Kirche geht?
Im Jahr 2050 sollen in Deutschland bis zu 40% der Bürger säkularisiert, d.h. keine Kirchenmitglieder mehr, sein – und der Trend ist steigend. Die vielen Skandale wie der Limburger Protz-Bischof oder diverse Missbrauchsfälle haben dem Image der Kirche in den Augen vieler Menschen geschadet. Wer will schon Mitglied in einer religiösen Gemeinschaft sein, in der so etwas geduldet wird? Und dann auch noch Geld dafür bezahlen?
Darüber werden schnell die karitativen Bereiche vergessen, in denen die Kirche aktiv ist – Altenpflege, Kindergarten, Klinikseelsorger, Eheberatung, kirchliche Schulen oder auch die Kirche als Plattform für Ausstellungen und Projekte.
Trotzdem überwiegt auch bei einigen von uns aus der Redaktion das ungute Gefühl und es bleibt: der Gang zum Gemeindeamt oder zum KVR, eine Wartenummer ziehen - und tschüss Kirche.
So ganz loswerden kann man die Kirche in Deutschland aber auch nach einem Austritt nicht, denn sie begegnet uns an verschiedenen Stationen unseres Lebens wieder. Spätestens wer über's Heiraten nachdenkt, muss sich eine vielleicht unangenehme Frage stellen:
Kann ich den "Service" nutzen, aber selbst nicht einzahlen?
Moderatorin Anna hat sie Meinrad Niggl, dem Leiter des Familien- und Erwachsenenpastorals München, gestellt.
In Bezug auf kirchliche Traditionen wie der Taufe gibt es größtenteils Kompromisse. Das heißt: auch wenn du selbst kein Mitglied in der Kirche bist, kannst du dein Kind taufen lassen. Andersrum kannst du aber selber kein Pate für ein Kind werden – der Pate ist der Begleiter auf dem spirituellen Weg des Menschen und bei einer christlichen Taufe muss der Pate deswegen natürlich auch gläubiger Christ sein – und Teil der christlichen Gemeinschaft, der Kirche.
Auch bei der Hochzeit ist es wichtig, dass mindestens einer der beiden zu Trauenden Mitglied in der Kirche ist. Kein Problem ist jedoch ein innerchristlicher Konfessionsunterschied – ob katholisch oder evangelisch, man kann die unterschiedlichen Riten auch verbinden.
Und auch die letzte Station des Lebens ist genau geregelt.
Wer aus der Kirche austritt, verzichtet offiziell auch auf eine kirchliche Bestattung. Wer austritt signalisiert schließlich, nicht zur gläubigen Gemeinschaft gehören zu wollen – das gilt auch auch nach dem Abtreten aus dem irdischen Leben. Wenn jedoch Angehörige wert darauf legen, wird in bestimmten Fällen auch eine Ausnahme gemacht.
Da der Trend zum Austritt in der Tendenz steigend ist, fragen wir uns natürlich auch: was tut die Kirche als Institution dafür, um ihre Mitglieder zu halten? Und wie können Menschen heutzutage überhaupt zum Glauben finden?
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