Anti-Palmöl-Werbung abgesetzt - Zuständige ernten Shitstorm

Anti-Palmöl-Werbung abgesetzt - Zuständige ernten Shitstorm

Icelands Werbung sorgt weiterhin für Schlagzeilen

Der Weihnachtswahnsinn steht vor der Tür und die meisten Firmen setzen in dieser Zeit eher auf Billig als auf Nachhaltigkeit. Der Nahrungsmittelhändler Iceland versucht mit einer kritischen Weihnachtswerbung die Aufmerksamkeit weg vom Produkt selbst, sondern auf die zerstörerische Produktion zu lenken – mit Fokus auf Palmöl.

Ob in Nutella, Shampoo oder auch in den eigentlich nachhaltigen "Bio-Diesel", man glaubt gar nicht in welchen Produkten überall Palmöl versteckt ist.


Besonders beliebt bei Herstellerin ist die Zutat einerseits wegen ihrer Eigenschaften, bei Zimmertemperatur besonders cremig zu sein (Stichwort Nutella), andererseits lieben es die Konzerne, dass Palmöl ziemlich günstig ist – dafür bezahlt aber eben statt der Kunden die Umwelt den Preis.

Eines der Hauptanbauländer für Palmöl ist Indonesien, das dafür riesige Flächen vom tropischen Regenwald abholzt, um Platz für die Ölpalmen-Monokulturen zu schaffen. Wir verlieren 146 Fußballfelder Urwald pro Stunde, das sind fast zweieinhalb Felder pro Minute.

Durch den Kauf von palmölhaltigen Produkten unterstützen wir also nicht nur die Ausbeutung lokaler Arbeiter, sondern gefährden auch grundlegend die natürliche Artenvielfalt der Gegend.


Der besagte Werbespot, der nun wegen der Kritik an Palmöl aus dem Fernsehen verbannt wurde, ist in Zusammenarbeit mit Greenpeace entstanden und zeigt die Geschichte eines kleinen Orang-Utans namens Rang-Tan, der einem kleinen Mädchen in einfachen Worten seine Lage erklärt: die verheerende Umweltzerstörung und dem damit einhergehenden Artensterben, was besonders den Lebensraum der Affen betrifft. Von 1999 bis 2015 ist die Zahl der Tiere fast zur Hälfte zurückgegangen.

Iceland unterstützt damit natürlich nicht nur uneigennützige Zwecke, sondern wirbt auch für eigene Produktlinie, die ab Ende des Jahres komplett palmölfrei sein werden. Wie auch immer, die Aktion ist trotzdem wichtig, egal aus welchen Hintergründen sie geschieht.

Viel erschreckender ist, dass das Video nicht im britischen Fernsehen erscheinen darf – als Grund wurden Werberegulierungen angeführt, die politische Werbung verbieten.

Greenpeaces Mitwirken beeinflusse zu sehr die politische Nachricht hinter dem Clip. Wie immer gewinnen also die Großen, die einfach weiterhin munter Palmöl in die Produkte mischen. Aus den sozialen Medien kann es wenigstens nicht verbannt werden – und hat so noch viel größere Reichweite erreicht.

Viele Leute haben sich mit der Supermarktkette solidarisiert und es im Netz geteilt, der Spot ist in den letzten Wochen auch über Englands Grenzen sehr bekannt geworden.

Mittlerweile hat die Solidarisierung aber auch einen massiven Shitstorm mit sich gezogen

Die zuständige Organisation Clearcast, die für die (Nicht-)Ausstrahlung verantwortlich ist, musste jetzt sogar den Facebook-Account teilweise deaktivieren und sieht sich gezwungen, die Identitäten der Mitarbeiter zu schützen - aus Angst vor realer Bedrohungen.
Diese heftige Reaktion folgte auf einen großen Ansturm von Beleidigungen und ungerechtfertigten Anschuldigungen, den die Institution so noch nicht erlebt hatte. Ihrer Meinung nach hätten sie sich lediglich ans britische Recht gehalten: Der "Communication Act" sieht vor, dass Spots, die von hauptsächlich politisch agierenden Plattformen gemacht werden, nicht im öffentlichen Fernsehen ausgestrahlt werden dürfen. Da zählt Greenpeace natürlich dazu.

Trotzdem traurig, dass das Fernsehen so schnell den Kopf vor der Industrie einzieht.



Rang-Tans Geschichte hier zum nachschauen:






Der Konzern wehrt sich mit einer einmaligen Aktion

Anstatt beleidigt einzuknicken hat der Supermarkt übrigens neulich einen riesigen ferngesteuerten Orang-Utan-Roboter auf Londons Straßen losgelassen, der von einem Special-Effekt-Team aus Hollywood entwickelt worden ist.

Thematisch haben sie so an ihrem Clip festgehalten - der Affe spaziert durch die Straßen und sucht nach einem neuen Zuhause, weil sein eigenes durch die Industrie zerstört worden ist.




Die vielen alternativen Namen von Palmöl

Gerade weil viele Konzerne wissen, was für einen schlechten Ruf die Zutat hat, gibt es mittlerweile viele alternative Namen für Palmöl, um Kunden zu täuschen. Hier einmal eine lange, lange Liste:

  1. Elaeis guineensis
  2. Etyl palmitate
  3. Glyceryl
  4. Hydrogenated palm glycerides
  5. Octyl palmitate
  6. Palm fruit oil
  7. Palm kernel
  8. Palm kernel oil
  9. Palm stearine
  10. Palmate
  11. Palmitate
  12. Palmitic acid
  13. Palmitoyl oxostearamide
  14. Palmitoyl tetrapeptide-3
  15. Palmityl alcohol
  16. Palmolein
  17. Sodium kernelate
  18. Sodium laureth sulfate
  19. Sodium lauryl lactylate/sulphate
  20. Sodium lauryl sulfate
  21. Sodium palm kernelate
  22. Stearate
  23. Stearic acid
  24. Vegetable fat
  25. Vegetable oil

Auch wichtig: auf Kennzeichen für einen nachhaltigen Anbau zu achten - beispielsweise auf das EU-Ecolabel oder RSPO (Rountable on Sustainable Palm Oil) bei Lebensmitteln, dem führenden NGO-Unternehmen von WWF.

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