Ist die Arbeit der Zukunft ein Nine-to-five-Job?

Ist die Arbeit der Zukunft ein Nine-to-five-Job?

Kai Gondlach zu Gast bei egoFM Max

Von  Denise Prodell
Könntest du dir vorstellen, in Zukunft von einem Droiden als Antwort auf den Pflegenotstand gepflegt zu werden? Und sei mal ehrlich zu dir selbst - arbeitest du wirklich effizient im Homeoffice? Um das und vieles mehr ging es im Gespräch zwischen egoFM Max und Zukunftsforscher Kai Gondlach.

Vom Modebegriff New Work und dem Arbeitstrend der Zukunft

Die Zukunft ist eine Perspektive. Welche Perspektive man wählt, ist einzig und allein die Entscheidung jedes*r Einzelnen. Das zumindest, meint Zukunftsforscher und IT-Nerd Kai Gondlach. Wer so viel über die Zukunft nachdenkt wie Kai, kann bestimmt auch Prognosen abgeben, wann und wohin sich der Arbeitstrend in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten hinbewegen könnte.

Eine mögliche Zukunftseinschätzung, geschmückt mit jeder Menge Fachwissen findest du hier zum Anhören:

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    Kai Gondlach zu Gast bei egoFM Max
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Zukunftsforschung im Bereich Arbeit

"Eine Zukunft ist vergleichbar mit einer unter zig Milliarden Raupen, die darauf warten, sich zum Schmetterling der Gegenwart zu metamorpheren." - Kai Gondlach

Sprich, die Zukunftsforschung befasst sich wissenschaftlich mit verschiedenen Perspektiven, Wünschenswertem und wahrscheinlichen Zukunftsentwicklungen. Dabei spielen auch die Vergangenheit und die Gegenwart eine wichtige Rolle, denn die Zukunft ist nichts weiter als eine neue Gegenwart. Durch das wissenschaftliche Arbeiten in der Zukunftsforschung werden dann verschiedene Gestaltoptionen kreiert, wie eine mögliche Zukunft aussehen könnte. Und genau das sehen wir uns jetzt genauer zu unserem Wochenthema "New Work, Fake Work" an.

Was bedeutet eigentlich New Work?

Die Idee hinter "New Work" entstand in den 80er-Jahren in den USA und hat eigentlich erst mal gar nichts mit Arbeit zu tun, sondern eigentlich mit Utopie. Doch irgendwie hat sich gerade in Deutschland mit Beginn der Corona Pandemie das Homeoffice ein wenig in diesem Themenbereich in den Vordergrund gedrängt: 

"Wir setzen das oft gleich mit Homeoffice und mit vielleicht ein bisschen mehr Mitspracherecht [...] und das man halt einfach mal ein paar Sachen infrage stellt." - Kai Gondlach

Und das, obwohl es das "Remote" Arbeiten und die ganzen Online-Tools für das Homeoffice schon vorher gab. Interessant dabei ist, wie sich der ganze New-Work-Homeoffice-Trend in Zukunft weiter entwickeln wird und ob er bleibt.

Wird das Arbeiten aus dem Homeoffice langsam zu Fake Work?


Vielleicht warst du auch schon mal in dieser Situation. Anfangs im Homeoffice die große technische Verwirrung, wie was wo funktioniert: Chaos bis langsam Routine eintritt und (fast) immer alles so funktioniert wie es sollte. Doch dann kommt die Wende. Es schleicht sich mehr und mehr ein, dass man nicht mehr das macht, was man eigentlich machen soll. Beziehungsweise, dass man Dinge macht, die nicht unbedingt sinnvoll oder produktiv sind. Die einzige Kontrolle, die es meistens gibt, ist ein Programm auf dem man "Hallo" und "Schönen Feierabend" schreibt. Zwischendrin hockt man in mehr oder weniger sinnvollen Meetings, schreibt mehr oder weniger sinnvolle Mails und gönnt sich nach der "harten" Arbeit auch mal ein Päuschen mehr. Die acht Stunden sind trotzdem rum - ob man dabei wirklich gearbeitet hat oder ob das alles Fake Work ist, bleibt die Frage. 

"Man sticht sich dann morgens schnell ein, weil der Arbeitgeber verlangt noch, das du auf jeden Fall dich irgendwo in einem Zeiterfassungssystem anmeldest. Und das ist dann unterm Strich aber so, dass einige das tatsächlich ausnutzen - so nach dem Motto, ich stech mich morgens um acht ein, leg mich dann noch mal hin [...] und nehme meine Termine wahr, aber abgesehen davon nicht viel. [...] Da sollte man aber nicht hinterfragen, ob man dem noch weniger vertrauen kann und dem noch einen Tracker in die Hand setzt, damit man auf jeden Fall genau sieht, wann die was machen. Ne, im Gegenteil, man sollte eher hinterfragen, ob der Sinn, die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, die diese Personen ausführen, ob da vielleicht ein Problem liegt oder die sich einfach nicht identifizieren mit ihrem Job [...]." - Kai Gondlach


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Ist ein Nine-to-five-Job noch angesagt?

Morgens um neun in die Arbeit, mittags kurze Pause und nachmittags um fünf, dann Feierabend. Aktuell bei vielen noch aus dem Homeoffice. Doch der Arbeitstrend scheint in eine andere Richtung zu gehen:

"Das, was wir schon seit Jahren beobachten, ist das der Trend dahin geht das immer mehr Menschen in Teilzeitbeschäftigungen gehen [...]. Sprich, ich hab mindestens einen Tag die Woche, dann theoretisch nach dem Standartarbeitswochenmodell, hab ich dann Zeit für meine eigenen Sachen [...]. Was wir da beobachten, ist das, da viel Gebrauch gemacht wird von irgendwelchen digitalen Plattformen." - Kai Gondlacher

Da man oft von einem Teilzeitjob alleine nicht leben kann, geht der Trend wie gesagt dahin mehrere unterschiedliche Jobs zu haben und diese zu splitten. Digitale Plattformen sind dabei sehr beliebt. Der wohl bekannteste Nebenverdienst in diesem Bereich ist das Influencer Business. Hierbei scheiden sich aber immer noch die Geister, ob Influencer*in-Sein wirkliche Arbeit ist. Aber genau wie ein*e Kellner*in kassiert und Essen und Trinken verteilt, wendet ein*e Influencer*in auch Zeit auf, ein schönes Profil zu gestalten und aktiv Produkte der Kooperationspartner*innen zu vermarkten. Es handelt sich hier lediglich um eine andere Arbeitsform, aber auch Arbeit. Die Digitalisierung findet sich in jedem Lebensbereich wieder, doch in manchen Arbeitsbereichen wird sie nicht so gerne gesehen wie in anderen. Gerade, wenn es sich um Jobs handelt, in denen soziale Kontakte wichtig sind.



Die Krux mit dem Pflegenotstand

Könntest du dir vorstellen, in Zukunft von einem Droiden, wie BB-8 oder einem Pflegeroboter im Krankenhaus oder Altersheim gepflegt zu werden? Wenn wir und die Politik nicht anfangen, Pflegeberufe zu wertschätzen - zumindest mit mehr Bezahlung - könnte die Zukunft so aussehen, dass es bald kein menschliches Personal mehr in diesem Bereich gibt. Denn es herrscht auch weiterhin Pflegenotstand in Deutschland, und das nicht nur wegen der Corona-Pandemie.

"Das Problem, was ich aber sehe, ist auch hier, natürlich sind die Personen in der Pflege [...] alle sehr intrinsisch motiviert. Also eigentlich ein Skandal, dass das von der Marktwirtschaft so ausgenutzt wird, dass diese Menschen sich zu Tode ackern und wenn die dann irgendwann mal in Rente gehen - wenn sie es überhaupt bis dahin schaffen - sind die völlig ausgebrannt." - Kai Gondlach

Wenn uns also wichtig ist, dass wir soziale Kontakte haben, wenn wir krank oder alt sind, sollten wir anfangen, unser Pflegepersonal mit allen Mitteln zu wertschätzen, zu supporten und diesen Beruf auch wieder attraktiv zu machen. Denn wir werden immer älter und dieser Beruf ist ein Zukunftsberuf. Aber nicht nur der Pflegeberuf ist ein gefragter Beruf der Zukunft. Deshalb widmen wir uns jetzt der Frage der Fragen, die alle interessieren könnte, die noch nicht wissen, was sie in Zukunft arbeiten wollen.

Welche Arbeit ist denn gefragt in nächster Zeit?


Diese Frage stellt sich jeder im Leben mal, doch wir haben sie jetzt auch noch Kai Gondlach gestellt:

"Wir stehen vor der größten Transformation aller Zeiten, weil das größte Problem, das wir heraufbeschworen haben, ist ja die Klimakrise. Aber das Ding ist, wir müssen viele Bereiche unserer Gesellschaft hardcore umbauen und das führt natürlich dazu, dass wir wahnsinnig viele Fachkräfte brauchen und die bestehenden jetzt gerade auch im Handwerk oder im Ingenieurwesen [...] - erstens die reichen nicht, zweitens die brauchen neue Kompetenzen und drittens wir haben viel zu wenig Leute, die nachwachsen, um das dann tun zu können oder auch tun zu wollen. Das ist, glaub ich, ein Job, auf den ich auf jedenfalls setzen würde. Alles, was mit Handwerk in dem Bereich zu tun hat, unbedingt!" - Kai Gondlach

Wenn man den deutschen Jobportalen aktuell Glauben schenken möchte, sind die gefragtesten Jobs in Deutschland aktuell im Bereich "Digital & Kreativ" angesiedelt. Womöglich bald im Bereich Klima-Rettung und Handwerk?

Ausblick in die Zukunft

"Je älter man wird, desto kürzer kommt einem die Zeit vor, weil eigentlich subjektiv oft weniger passiert [...]. Das ändert sich aber gerade gesamtgesellschaftlich, weil wir mehr über die Zukunft sprechen [...]. Und das setzt plötzlich die Gegenwart in ein neues Licht." - Kai Gondlach

Na, dann mal futuristische Grüße und mal sehen, was die Zukunft der Arbeitswelt dann tatsächlich alles so zu bieten hat. Denn genau wissen kann das nämlich keiner - nicht mal ein Zukunftsforscher wie Kai Gondlach.

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