BeReal - Die nächste Social Plattform?

BeReal - Die nächste Social Plattform?

Das Anti-Social Media Social Media

Von  Anne Mederacke
Nachdem Vero und Clubhouse gescheitert sind, versucht nun eine neue Social Media App TikTok, Instagram und Co. den Rang abzulaufen - mit einem komplett neuen Konzept.

Statt Facetuning - sei einfach real

Influencer*innen, Werbung, Clickbait, Like-Olympiade, Follower*innen-Vergleich, Filter, Photoshop,... Social Media ist eine Welt für sich. Mit der Realität hat das nur noch selten etwas zu tun. Jedes Unternehmen, jede Privatperson, Catfluencer*in, jede Band - alle versuchen sie, sich möglichst in einem perfekten Licht darzustellen. Das eigene Leben ist ja so spannend, "schaut her, wo ich schon wieder war und was ich alles tolles gemacht hab". Für viele ist die Onlinepräsentation mittlerweile zu einem richtigen Wettbewerb geworden. Einfach mal eben einen simplen Schnappschuss teilen? Bekommt doch viel zu wenig Likes, vielleicht springen dann die Follower*innen ab. Durch den ständigen Vergleich mit anderen ist Social Media ziemlich toxisch geworden. Obwohl (hoffentlich) die Mehrheit der Menschen weiß, dass das meiste fake ist, zeigen Studien doch, wie stark der tägliche Blick in die Social Media-App an unserem Selbstbewusstsein kratzt. Dass das viele langsam nervt und der Trend generell von Social Media weggeht, konnte man in den letzten Jahren bereits beobachten. Aber gerade TikTok erfreut sich nicht zuletzt einer hohen Beliebtheit, weil Originalität, Humor und spannende Inhalte weit mehr ziehen, als einfach nur ein perfektes Foto. Doch auch hier kann man sich mit den richtigen Edit Skills und Filtern einen Vorsprung verschaffen.

BeReal will nun einen ganz anderen Weg einschlagen - Realität soll hier Programm sein.


Was ist das Besondere an BeReal?

BeReal unterscheidet sich in so einigen Punkten von anderen bekannten Social Media Plattformen, zum Beispiel:
  • es gibt keine Filter
  • es gibt keine Likes
  • es gibt keine Follower*innen
  • man kann nur ein Foto pro Tag posten
  • der Zeitpunkt wird random von BeReal festgelegt
Im Gegensatz zu Clubhouse brauchst du für BeReal (aktuell) keine Einladung, sondern kannst dir die App einfach kostenlos herunterladen.

Einmal am Tag bekommst du von BeReal dann zu einer willkürlichen Uhrzeit eine Push-Benachrichtigung, dass du nun zwei Minuten Zeit hast, ein Foto zu schießen.

Also keine Zeit, um sich erst schick zu machen oder einen coolen Spot zum Fotografieren zu finden. Für dein Foto schießt du immer automatisch zwei Bilder gleichzeitig - eines mit der Front- und eines mit der Rückkamera deines Handys. Erst wenn du dein Foto geteilt hast, kannst du die Bilder deiner Freund*innen sehen. Hier gibt es dann ähnlich wie bei Snapchat eine Karte, auf der du sehen kannst, wer sich gerade wo befindet. Der Feed von BeReal ist geteilt in einen öffentlichen Feed und einen Feed von deinen Freund*innen, beziehungsweise Follower*innen. Denn klar - sowas wie Follower*innen gibt es doch schon - allerdings ist die Anzahl der Follwer*innen nicht öffentlich. Statt mit Likes kannst du mit eigenen Reactions auf den Post von anderen reagieren. Der Clou dabei ist allerdings, dass auch hier ein Selfie genutzt wird. Du kannst dein Lach-Emoji also quasi einfach direkt mit deinem Gesicht nachstellen. Außerdem gibt's eine Kommentarfunktion und deine alten Posts kannst du später immer noch in einer Art Archiv einsehen.


Loopholes...

Nur einmal am Tag in einem Fenster von zwei Minuten Zeit, ein Foto zu schießen? Ganz so streng ist BeReal dann doch nicht. Du kannst auch im Nachhinein noch fix dein Foto teilen - allerdings wird anderen User*innen dann auch angezeigt, dass du dein Bild um so und so viel Minuten zu spät geteilt hast. Solltest du mit deinem Schnappschuss noch nicht ganz zufrieden sein, kannst vor dem Teilen auch noch mal ein neues Foto aufnehmen - allerdings wird anderen auch angezeigt, wie viele Versuche du gebraucht hast.

Wird BeReal das nächste Instagram?

Wie auch bei Clubhouse ist der Hype um BeReal gerade groß - insbesondere bei GenZs. Das zeigt zum Beispiel auch die beeindrucken Anzahl der monatlichen Downloads in den App-Stores:


Sicher liegt das einerseits daran, dass es eine neue Plattform mit neuem Konzept ist. Im Gegensatz zu Instagram, wo die User*innen von Perfektion und dem ewigen Wettbewerb etwas genervt sind, besteht bei BeReal durch fehlende Filter und Co. die Gefahr, dass es schlichtweg langweilig wird. Klar - wir sind nicht jeden Tag im Urlaub vor einer beeindruckenden Kulisse. Und ein Foto des eigenen Laptops mit einer Excel-Tabelle ist zwar sehr realitätsnah, aber irgendwann auch einfach öde. Ob es dem fehlenden Glitzer und Bling Bling, den wir von anderen Apps kennen, braucht, wird sich also noch zeigen. Beispiele wie Clubhouse haben außerdem gezeigt, dass es nicht reicht, mit einem neuen Feature erfolgreich zu sein. Um sich als Social-App wirklich zu etablieren, braucht es mehr... Zudem sehen viele die Gefahr, dass Social Größen wie Meta, SnapChat oder TikTok die Features, die BeReal besonders machen, früher oder später kopieren und die App damit irrelevant wird. Und auch wenn die Nutzer*innen Zahlen jetzt erst mal durch die Decke gehen - irgendwie muss BeReal ja auch Geld verdienen. Wie sich die App finanziert, ist bisher noch unklar - aber wie bei vielen anderen Social Media Plattformen ist damit zu rechnen, dass hier irgendwann noch an verschiedenen Schrauben gedreht wird, um Geld zu machen und so vielleicht auch das eigentliche Konzept verloren geht.



Würdest du eine Social Media-Plattform wie BeReal eher nutzen als Instagram und Co.? Oder hast du dir die App vielleicht schon heruntergeladen und ausprobiert? Erzähl's uns gern via Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!!

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