Nun stärkt ausgerechnet das Land mit der größten CO2-Verschmutzung die Bemühungen, international zu neuem Schwung beim Klimaschutz zu kommen: Betreiber*innen von Kohlekraftwerken müssen seit dem 1.Januar Zertifikate kaufen, wenn sie zu viele Emissionen verursachen.
Ein neuer Plan für Chinas widersprüchliche Umweltpolitik
Seit einigen Jahren schon bemüht sich die Regierung Chinas sehr darum, die CO2-Emissionen des Landes zu senken. Dieses Vorhaben wird allerdings durch die Sünden der Vergangenheit ausgebremst: lange Zeit wurde die stark steigende Energienachfrage vor allem durch den Bau von Kohlekraftwerken gestillt - dabei ist Kohle zu verbrennen die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. Das hat zur Folge, dass heute die Kohlekraftwerke für rund vierzig Prozent der Klimaemissionen Chinas verantwortlich sind.
It’s crazy that China produces more CO2 emissions than anybody else in the world. Their coal powered machines and energy use are causing major pollution to this earth. #chinaCO2 @jmglbrt pic.twitter.com/ZsumZf1VCz
— gh_explosion (@savethetrees202) May 12, 2019
Was die Regierung dagegen tut
Bisher hat die chinesische Regierung einige Maßnahmen unternommen, um für dieses Problem eine Lösung zu finden: zunächst wurde der Bau von neuen Kohlekraftwerken stark eingeschränkt. Jetzt folgte der nächste Schritt: schon bald soll landesweit ein Zertifikatehandel für CO2-Emissionen eingeführt werden. Betroffen sind davon die Betreiber*innen von Kohlekraftwerken. Wenn sie zu viele Emissionen produzieren, müssen sie Zertifikate kaufen.
Schmutzige Kohlekraftwerke sollen teurer werden
Zunächst hat die Regierung 877 Kilogramm CO2 pro Megawattstunde Strom als Wert festgelegt. Die dafür notwendige Menge an Zertifikaten erhalten die Unternehmen gratis vom Staat. Die Idee dahinter: Liegen Kraftwerke über dem Durchschnitt, müssen sie tief in die Tasche greifen und zusätzliche Verschmutzungsrechte zu erwerben. Im Idealfall werden die Unternehmen unwirtschaftlich - und wenn nicht, wird zumindest der Anreiz zur CO2-Vermeidung erhöht. Noch ist allerdings unklar, ob die chinesische Regierung diese Option schon im nächsten Jahr nutzen wird.
Feste Regeln müssen noch etabliert werden
Zunächst muss die chinesische Regierung sich jedoch damit beschäftigen, auch die für dieses Vorhaben notwendige Infrastruktur herzustellen. Denn ein lebhafter Handel kann nur entstehen, wenn es auch eine entsprechende Börse mit für alle verbindlichen Regeln gibt. In der Presse wird derzeit spekuliert, dass die nötigen Verordnungen bereits Anfang Februar erlassen werden könnten.
Der Handel mit den Zertifikaten hat weitreichende Auswirkungen
Die daraus entstehende Infrastruktur kann zukünftig dann auch für andere Maßnahmen zum Klimaschutz genutzt werden: So ist es zum Beispiel vorstellbar, dass Zertifikatehandel irgendwann auch auf andere Kraftwerksformen und Industriebetriebe ausgeweitet oder auch von anderen Ländern adaptiert wird.
Chancen und Risiken
Es ist daher kein Wunder, dass Umwelt- und Klimaschützer*innen aus aller Welt das Vorhaben der chinesischen Regierung unterstützen und dessen Entwicklung gespannt mitverfolgen. Allerdings warnen viele auch davor, dass der Klimaschutz nur funktionieren kann, wenn die Regierung die Menge der Zertifikate auch konsequent begrenzt.
"CO2-Neutralität ist schlichtweg eine Notwendigkeit, wenn wir die Ergebnisse der Wissenschaft ernst nehmen. Das erfordert nicht nur massive Investitionen, sondern auch sofortige, noch nie dagewesene Anstrengungen – darunter einen Baustopp für neue Kohlekraftwerke." - Li Shuo (Energieexperte bei Greenpeace China)
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