Der Fünf-Stunden-Arbeitstag

Der Fünf-Stunden-Arbeitstag

Effizienz durch kürzere Arbeitszeit

Nur noch 25 Stunden die Woche arbeiten - klingt zu schön, um wahr zu sein?

Funktioniert, sagt Lasse Rheingans.

Er hat den Fünf-Stunden-Tag zur Realität für sich und seine Mitarbeiter*innen gemacht.


Sport, Zeit mit der Familie und Freunden verbringen, den Haushalt schmeißen und gelegentlich auch mal alleine sein - das alles ist bei einer 40 Stunden Woche im Job oft nicht so leicht unter einen Hut zu bringen. Wie viel mehr Zeit hätten wir für all die schönen Dinge des Lebens, wenn wir am Tag zwei bis drei Stunden weniger Arbeiten würden! Hach wäre das schön...

Und genau dieses schöne Gefühl erleben gerade die zwölf Mitarbeiter*innen der IT-Firma von Lasse Rheingans in Bielefeld. Dort wurde nämlich 2018 das neue Arbeitskonzept eingeführt. Eine 25-Stunden-Woche für dasselbe Gehalt und den gleichen Urlaubsanspruch. Äh, okay.

Und wie funktioniert das Ganze bitte?

Genau das haben wir uns auch gefragt und mit Lasse über die Arbeit in der Firma und viele weitere Fragen geschnackt...


Lachen oder Weinen?

Die ziemlich große Veränderung kam für die wenigen Mitarbeiter*innen der Agentur ziemlich überraschend. Lasse hatte damals gerade erst als neuer Chef angefangen und dann so etwas. Die Reaktion der Mitarbeiter*innen sei unterschiedlich gewesen:
"Die Kollegen wussten nicht ob sie lachen der weinen sollten."
- sagt Lasse Rheingans.

Neben der Freude über die neu erlangte Freizeit kam schnell auch die Sorge, niemand würde mehr alle Aufgaben rechtzeitig schaffen. Schnell waren aber alle überzeugt von der Umstellung. So 'ne 25 Stunden Woche klingt ja auch echt gut.

Bestehende Probleme

Der Chef der kleinen Firma meint, die Bedenken einiger Mitarbeiter*innen zeigten schon, dass in den alten Strukturen irgendwo der Wurm drin ist.
"Durch die Reduktion der Arbeitszeit kam einfach ganz deutlich zum Vorschein, wo Kollegen schon vorher total überlastet waren" 
...und genau solchen Problematiken soll durch die Verkürzung entgegengewirkt werden. Die neue Arbeitszeit wirkt wie eine Lupe auf bestehende Probleme in einer Firma, die sich dadurch beheben lassen.

Fünf Stunden am Tag machen glücklich!

Rheingans ist bereits in seiner vorigen Firma an manchen Tagen früher nach Hause gegangen – hat sich selbst einen Fünf-Stunden-Tag auferlegt und dabei ziemlich schnell bemerkt, dass er trotzdem sein Pensum schaffte, dabei allerdings deutlich entspannter und motivierter war. Das führte dazu, dass er alles in allem zufrieden in seinem Leben neben und bei der Arbeit war. Und bekanntlich ist es doch so, wenn man generell zufriedener mit sich und seinem Leben ist, nimmt man diese Einstellung auch mit in den Job. Lasse Rheingans arbeitet besser und motivierter an einem kürzeren Arbeitstag und genau das sei, was er nun auch bei seinen Kollegen erlebe.

Organisation, Organisation, Organisation...

Aber wie organisiert man sowas? Einfach drei Stunden des Tages wegfallen lassen - da schafft man doch niemals alles, oder?

Auf gute Organisation kommt es an - wir verlieren zu viel Zeit bei Dingen, die eigentlich nicht notwendig wären. Sei es die WhatsApp-Nachricht, die noch unbedingt durchgelesen werden muss, weil sonst die Welt untergehen würde, die vielen Mails, bei denen hundert Leute CC gesetzt sind, oder standardisierte stundenlange Konferenzen. Lasse Rheingans meint, all das würde uns nur unnötig länger am Arbeitsplatz verharren lassen.

Nur weil es schon immer so gemacht wird, ist es also nicht unbedingt gut so?


Die Agentur hat es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie alle schneller, besser und effizienter arbeiten können. Auch Hilfsmittel sollen dabei helfen, wie neue Tastaturen und Headsets, um den Griff zum Telefonhörer zu sparen, und eine neue Software.

Macht die Arbeit dennoch Spaß?

Natürlich fehlt der Plausch an der Kaffeemaschine nicht von heute auf morgen, er wird einfach nur ein wenig kürzer. Der Kontakt mit den Kollegen*innen wird auf nach der Arbeit verschoben, erzählt uns Lasse Rheingans.

Niemand will dem anderen die Arbeitszeit nehmen, damit bis 13 Uhr alles geschafft wird.


Das Team will sich untereinander und dem neuen Chef beweisen, dass ein Fünf-Stunden-Tag langfristig machbar ist - und der Plan geht auf. Es herrsche eine sehr interessierte und konzentrierte Arbeitsatmosphäre während der Arbeitszeit - und danach wird oft gemeinsam gekocht.

Zu viel Freizeit?

Wenn wir nur noch fünf Stunden am Tag arbeiten, was machen wir dann mit so viel Freizeit? Easy: Mehr Zeit für Freund*innen und Familie, eigene Interessen und alte Hobbies werden wieder ausgepackt. Was Lasse Rheingans aber am meisten überrascht und auch gefreut hat:
 "Alle Mitarbeiter*innen machen einen Job, für den sie brennen. Das heißt, wenn man nun einen Designer oder Software-Entwickler hat, dann freuen die sich, sich auch weiterbilden zu können – sie haben einfach Zeit dazu."

Und dieses aus Eigeninitiative neu erlernte Wissen wird dann gerne und mit Stolz bei der Arbeit präsentiert. 


Das ist einer der Hauptgründe, warum der neue Chef seine Agentur umstrukturiert hat. Alle haben Lust, gute Arbeit zu leisten – eben auch innerhalb von fünf Stunden.



Wenn du noch mehr über das neue Arbeitskonzept Fünf-Stunden-Tag erfahren willst, gibt es das Interview mit dem Agentur-Chef hier zum Nachhören.
  • Lasse Rheingans über den Fünf-Stunden-Tag
    Das Interview zum Nachhören

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