André Bücker, Intendant vom Staatstheater Augsburg, im Interview
In dieser Woche wandeln wir auf den Brettern, die die Welt bedeuten - eine Woche voller Theater bei egoFM. Zusammen mit André Bücker werfen wir heute mal einen genaueren Blick auf das Staatstheater Augsburg.
Das Wesen des Theaters
André Bücker war bereits in Dessau in Quedlinburg als Intendant tätig, 2016 wurde er dann zum Intendanten des Staatstheaters Augsburg gewählt. Auch wenn jede Stadt und jedes Theater, in dem er bisher gearbeitet hat, anders ist, sind es doch die Menschen am Theater selbst, die es besonders machen.
"Da kommt es einfach darauf an, dass man eine gute Stimmung hat, dass die Menschen wirklich gut zusammen miteinander etwas auf den Weg bringen. Das ist so das Wesen des Theaters." - André Bücker
Wie sich das Staatstheater Augsburg durch die Geschichte gewandelt hat, erzählt er egoFM Elise im Interview:
Die Bedeutung von Theater
André Bücker, Intendant vom Staatstheater Augsburg, im Interview
Reise in die Vergangenheit
Ein kurzer Rückblick in die Geschichte - 1630, da fing alles an - damals noch mit singenden Handwerksmeistern. Das liegt daran, das Augsburg, neben Nürnberg, zu dieser Zeit eines der Zentren der Meistersingerbewegung war. Das waren singende und dichtende Handwerksmeister, die sich zusammenschlossen und unter denen es dann zum Beispiel auch Wettbewerbe gab. Ein bisschen kann man es sich wie die ersten Poetry-Slams vorstellen:
"Das muss eine aufregende Zeit gewesen sein damals als so wirklich Battles stattfanden, würde man heute sagen, um die besten Texte und die besten Lieder." - André Bücker
Aber nicht nur bürgerliche Hobbydichter*innen prägten das Staatstheater Augsburg zu Beginn - auch die ganz großen der Branche ebneten den Weg. Wolfgang Amadeus Mozart schaute beispielsweise 1777 im Staatstheater Augsburg vorbei und viele seiner bekannten Werke wie "Die Zauberflöte" und "Don Giovanni" wurden schon damals im Theater in Augsburg gezeigt. Zu dieser Zeit am Staatstheater Augsburg einmal Mäuschen zu spielen, wäre natürlich super spannend gewesen, findet auch André Bücker. Ihn fasziniert vor allem, dass zu dieser Zeit Theater und auch die Musik einen anderen Stellenwert hatten als heute. Während wir uns heute zur Unterhaltung abends vor den Fernseher fläzen, ging man damals eben ins Theater. Und auch die Art und Weise, wie die Stücke präsentiert wurden, unterscheidet sich natürlich komplett von der Arbeit am Theater heute.
"Also es gab ja diese Multimedialität, die wir heute haben [...] noch nicht. Es war wirklich alles noch viel stärker fokussiert auf Musik, auf Sprachen und auf den Ausdruck in den Werken. Das ist bestimmt eine sehr, sehr aufregende Zeit gewesen." - André Bücker
...und zurück in die Gegenwart
Nicht nur das man sich am Theater auch immer wieder mit der Vergangenheit auseinandersetzt - auch die Gegenwart hat einen großen Einfluss. Für André Bücker sollte Theater auch immer ein politischer Ort sein, der die soziale Gegenwart reflektiert. Das äußert sich zum Beispiel auch auf dem Spielplan vom Staatstheater Augsburg.
"Also das ist eine, glaube ich, sehr, sehr wichtige Aufgabe von Theater, neben der Unterhaltungsfunktion eben auch eine Bildungsfunktion zu übernehmen." - André Bücker
...und in die Zukunft
Wie sieht es eigentlich mit dem Nachwuchs in der Theaterbranche aus? Auch hier gibt es wie in vielen anderen Branchen einen Fachkräftemangel. Vor allem für die Stellen hinter der Bühne sucht das Staatstheater Augsburg regelmäßig nach Veranstaltungstechniker*innen, Beleuchter*innen oder Toningenieur*innen. Und selbst wenn hier trotzdem die Nachfrage von Arbeitnehmer*innenseite vorhanden ist, ist beim Nachwuchs durchaus noch Luft nach oben. Die Nachfrage für den Job als Schauspieler*in am Theater ist laut André Bücker aber immer noch groß - das merke man vor allem an der Zahl der Bewerber*innen an den Schauspielschulen für eine Ausbildung als Schauspieler*in, Sänger*in oder auch Tänzer*in.
"Viele jungen Menschen können sich eben doch noch vorstellen, auf der Bühne zu stehen, wollen in andere Rollen schlüpfen, wollen diese Atmosphäre erleben. Und das übt nach wie vor eine große Faszination aus und da gibt es dann deutlich mehr Bewerber, als das es Stellen gibt." - André Bücker
Aber nicht nur bei Personalfragen macht man sich am Staatstheater Augsburg Gedanken über die Zukunft. Auch bei der Umsetzung der Stücke mittels neuer Formate entwickelt man sich immer weiter. Nebst vielen technischer Neuerungen und der Digitalisierung des Theaters arbeitet man in Augsburg beispielsweise mittlerweile mit VR-Brillen und produziert eigens dafür Theaterstücke, die du dir dann zu Hause über eine VR-Brille ansehen kannst.
"Also es ist eben auch ein großes Experimentierfeld und ich versuche halt - oder wir versuchen hier - eben auch immer neue Menschen mit auch neuen Ideen fürs Theater zu begeistern. Leute, die vielleicht morgen gerne ins Theater gehen und fasziniert davon sind, die das heute aber noch gar nicht wissen. Und das ist natürlich immer so das Ziel. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass unser Theater wirklich etwas im Angebot hat für absolut jeden und alle Publikumsschichten." - André Bücker
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