Die Geschichte hinter berühmten Brettspielen

Die Geschichte hinter berühmten Brettspielen

Ein Brett, ein Spiel

Wir kennen alle Spieleklassiker wie Monopoly, Mensch ärgere dich nicht oder Cluedo - aber welche Geschichten stecken hinter deren Erfindung? Wir verraten's dir!

Ist die Zeit für Gesellschaftsspiele vorbei?

Ausgerüstet mit Apps und Videospielen und Nintendo Switch und und und - da müsste man ja eigentlich denken, dass die guten alten Brettspiele so langsam im Schrank verstauben, insofern sie nicht eh schon auseinanderfallen. Aber tatsächlich gehen die Verkaufszahlen nach wie vor nicht zurück, jedes Jahr kommen stattdessen super viele neue Spiele auf den Markt und mittlerweile gibt es sogar Brettspielcafés und -Bars. Dann gibt es da noch den ein oder anderen Klassiker, den sicherlich die meisten von uns wahrscheinlich auch daheim rumstehen haben - hinter vielen von denen stecken tatsächlich ganz spannende Geschichte. Wir erzählen dir fünf davon...

Die Geschichte hinter Mensch ärgere dich nicht

Gerüchten zufolge sollen wegen dieses Spiels bereits Familien zerbrochen sein. Dabei warnt der Name sogar noch vor dem Wutausbruch. Aber… die Menschen ärgern sich halt doch. Und irgendwie ist es trotzdem eine Hassliebe, denn beim nächsten Familientreffen wird die Schachtel natürlich wieder hervorgekramt. Dass ein Spiel Familien über Generationen so stark prägt, hat sich der Münchner Josef Schmidt vermutlich nicht gedacht, immerhin bastelt er es Anfang des 20. Jahrhunderts nur, damit seinen Kindern nicht langweilig wird. Ein schnelles, unterhaltsames Würfelspiel soll es werden. Inspiration dafür ist "Pachisi", ein indisches Spiel, das Reisende nach Europa bringen. Seine Kinder sind begeistert und so bastelt er in seiner kleinen Werkstatt weitere Auflagen, erstmal nur für den Bekanntenkreis, nach und nach aber für den Verkauf. Als während des ersten Weltkriegs dann Sachspenden für Soldaten gesammelt werden und auch Brett- und Kartenspiele gefragt sind, spendet er 3.000 Stück an die Armee und Lazarette.

Mit dem Frieden kommt dann der endgültige Durchbruch: Auf einmal will jeder Mensch ärgere dich nicht spielen. 1920 sind schon eine Millionen Exemplare verkauft. Andere Spieleentwickler*innen sind neidisch auf den Erfolg und bauen ähnliche Spiele, denn Josef Schmidt hat nur den Namen, aber nicht die Idee schützen lassen. So gibt es also auf einmal auch: "Der Mann muß hinaus", "Lache nicht zu früh" oder "Mensch verdrück dich". Am Ende und bis heute setzt sich aber das Original durch.

Die Geschichte hinter Monopoly

Schlossallee *ka-ching*, Parkstraße *ka-ching* - nur einmal so tun, als könnten wir einmal Immobilienhai sein - und damit alle anderen in den finanziellen Ruin treiben. Den Kapitalismus durchgespielt! Genau darum geht’s bei Monopoly. Die größte Ironie: Die ursprüngliche Idee war eigentlich das komplette Gegenteil! Die Amerikanerin Lizzie Magie denkt sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein Gesellschaftsspiel aus, das auch bilden soll. "The Landlord's Game" soll zeigen, wie eine Solidargemeinschaft funktionieren kann. Spielehersteller*innen finden es allerdings zu kompliziert und lehnen es ab. Über die Jahre wird es trotzdem immer wieder kopiert und weiterverändert. Auch vom arbeitslosen Heizkörpervertreter Charles Darrow. Er modifiziert es so, wie wir es heute kennen: zu Monopoly. Das gefällt den Spieleherstellern nun doch. Immerhin haben sie Lizzie mit ihrer Ursprungsidee noch im Hinterkopf und zahlen ihr Geld für die Rechte. Allerdings bekommt sie nur schlappe 500 Dollar - zum Vergleich: Das Spiel wird in den nächsten Jahrzehnten Gewinne in Milliardenhöhe machen.

Nach Deutschland kommt Monopoly erst nach dem zweiten Weltkrieg, während der NS-Zeit ist es aus antisemitischen Gründen illegal. In der DDR ist es ebenfalls verboten, was die Menschen trotzdem nicht daran hindert, es zu spielen, wenn auch mit nachgebastelten Versionen. Und apropos: Heute gibt es kaum Versionen, die es nicht gibt: Spongebob Monopoly, Pokémon Monopoly, Monopoly Nationalparks, Monopoly aus Schokolade, Pizza oder Glas oder Monopoly für Katzenliebhaber*innen... Wer sich die alle leisten kann, kann auch gleich die Schlossallee kaufen.
  • Woher kommt eigentlich Mensch ärgere dich nicht?
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  • Woher kommt eigentlich Monopoly?
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  • Woher kommt eigentlich Trivial Pursuit?
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  • Woher kommt eigentlich Cluedo?
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Die Geschichte hinter Trivial Pursuit

Die besten Ideen entstehen nicht, wenn man sie gerade braucht. Die besten Ideen entstehen am Küchentisch beim Biertrinken und Scrabble spielen, zumindest für Scott Abbott und seinen Kumpel Chris Haney. Eigentlich wollen sie an einem verregneten Samstag im Jahr 1979 nur Zeit totschlagen. Beim Streit darüber, wer der bessere Spieler ist, lassen sie Scrabble Scrabble sein und stattdessen entsteht das erfolgreichste Quizspiel der Welt: Trivial Pursuit. Aus reiner Langeweile denken sie sich Kategorien aus, in denen es um Allgemeinwissen gehen soll: Erdkunde, Unterhaltung, Geschichte, Kunst und Literatur, Wissenschaft und Technik und Sport und Vergnügen. Die zwei sind so überzeugt von ihrer Idee, dass Chris seinen Job bei der Zeitung kündigt.

Für das Spiel müssen jetzt die Fragen her: 6.000 Stück, um genau zu sein. Gar nicht so leicht, sich so viele auszudenken, deshalb geht es erstmal nach Spanien in den Urlaub, um zu brainstormen. Irgendwann ist der Fragenkatalog komplett und das Spiel soll an die Öffentlichkeit gelangen. Mit einer ziemlich schlauen PR-Aktion: Sie schicken es an Hollywoodstars, die in den Fragen vorkamen. Die sind natürlich begeistert und so kommt es, dass zum Beispiel Schauspieler Gregory Peck oder Dallas-Bösewicht Larry Hagman das Spiel immer wieder erwähnen. Die Vorstufe von Influencer Marketing quasi. Mit großem Erfolg: Allein im Jahr 1984 werden über 20 Millionen Spiele verkauft, bis heute weltweit mehr als 100 Millionen Exemplare. Wir setzen uns dann auch mal mit einem Bier an den Küchentisch, vielleicht kommt ja auch bei uns die Erleuchtung...

Die Geschichte hinter Cluedo

War es Direktor Grün mit dem Leuchter im Billiardzimmer? Oder doch Professor Bloom mit dem Dolch im Wintergarten? Ähnliches Rätselraten gibt's sonst nur beim Tatort. Aber Cluedo ist dann doch noch ein paar Jahrzehnte älter: Im Jahr 1943 denken es sich der britische Anwaltsgehilfe Anthony Ernest Pratt und seine Frau Elva aus. Anthony liest für sein Leben gerne Krimiromane. Inspiriert von den Geschichten entwickeln sie daraus ein Spiel, sie nennen es "Murder"! Anthony denkt sich die Charaktere und Mordwaffen aus, Elva designt das Spielbrett. Bis das Spiel auf den Markt kommt - dann unter dem Namen Cluedo - dauert es aufgrund von Folgen des zweiten Weltkriegs noch bis 1949 – beliebt wird es dann aber ziemlich schnell.

Bis heute entwickeln sich die Charaktere immer weiter, um mit der Popkultur und Fashiontrends mitzugehen. In neuen Versionen gibt es in der Villa auf dem Spielbrett sogar ein Spa und Heimkino. Und: was wenn etwas erfolgreich ist? Klar, man macht nutzt den Hype, macht etliche Versionen – Star Wars Cluedo, Simpsons Cluedo oder sogar ein Cluedo Musical! Und Natürlich gibt es auch einen Cluedo Film. Das Besonderes an Alle Mörder sind schon da aus dem Jahr 1985: In den Kinos laufen damals passend zum Spiel unterschiedliche Filmenden. Eine Neuauflage mit Ryan Reynolds ist auch schon in Planung. Wann und wo sie erscheint, da sind wir allerdings… noch… am Rätseln.

Die Geschichte hinter Siedler von Catan

Stellt euch vor, ihr bewerbt euch für einen Job und dürft dann erstmal schnell 'ne Runde Brettspiele zocken, damit der Chef oder die Chefin sieht, ob ihr auch wirklich geeignet seid. So machts der LinkedIn Gründer. Das Spiel mit dem man es in sein Herz und den Job schafft der deutsche Spielklassiker schlechthin: Die Siedler von Catan. Ein echter Exportschlager. Selbst Mitarbeitende im Silicon Valley networken nicht nur beim Golfen und Kaffee trinken, sondern auch bei einer Runde Catan.

Das hätte sich Klaus Teuber wohl nicht gedacht, als er sich das Spiel Anfang der 90er im Keller seines Reihenhauses ausdenkt. Der Zahntechniker ist großer Wikinger-Fan. Wie war es wohl, als sie neue Inseln entdeckt haben? Diese Frage will er mit seinem Besiedlungs- und Eroberungsspiel beantworten. Dafür bemalt er Kärtchen mit Landschaften, die es zu besiedeln gilt, baut kleine Häuser und bastelt Rohstoffkarten wie Holz oder Lehm, mit denen man im Spiel Straßen baut. Bei der Entwicklung hilft sein kleiner Sohn – sein Vater legt ihm neben das Spiel ein Mickey Maus Heft – blättert er darin, heißt es: Klaus Teuber muss nochmal ran, das Spiel ist noch zu langweilig.

Erst will es kein Verlag, wegen zu vieler und komplizierter Regeln, schließlich klappt es aber doch und das Spiel heimst einen Preis nach dem anderen ein. Über 30 Millionen Mal hat es sich bisher verkauft, manche nennen es sogar den "Monopoly Killer". Nach dem Durchbruch hängt Klaus Teuber seinen alten Beruf als Zahntechniker an den Nagel und widmet sich dem Catan-Universum. Mittlerweile gibt es eine App, Catan mit VR-Brille und alle zwei Jahre die Catan Weltmeisterschaft. Ob jetzt also für die WM oder den nächsten Job, wir sind dann mal siedeln.

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