Schon mal übertrieben viel Zeit in ein simples Handyspielchen verschwendet und trotz der Erkenntnis noch weitergemacht? Dann wurdest du Opfer eines ziemlich häufigen Denkfehlers.
Die Sunk Cost Fallacy
Filmabend auf dem sinkenden Schiff
Deine eigene kleine Farm: Mit Hühnern, Weizenanbau, Honigbienen und natürlich auch einem Wachhund. Jaja, viele von uns waren schon mal im Besitz so einer Immobilie, wenn auch nur digital… Für die einen ist es die aufgerüstete Ritterburg in einem Clankrieg, für die anderen der Highscore im quietschbunten Süßigkeiten Puzzle: Handyspiele sind einfach ein echter Süchtigmacher – und davon loskommen, ist manchmal gar nicht so leicht. Das liegt unter anderem an der sogenannten "Sunk Cost Fallacy". Also dem Irrtum der versunkenen Kosten.
Ja du weißt, dass so ein Spiel albern ist, aber du hast viel Zeit in dieses Spiel investiert – im besten Fall, im schlechtesten Fall auch noch Geld. Und damit das Ganze nicht zu verlorener Zeit, also versunken Kosten wird, entscheidest du dich weiterzuspielen, obwohl natürlich ein größerer Nutzen darin bestünde, die Zeit einfach anders einzusetzen.
Oder schon mal nach 30 min einen Film für schlecht befunden und trotzdem zu Ende geschaut? Ja auch hier trifft dich der Sunk Cost-Denkfehler: Wir haben schon Zeit in den Film investiert, jetzt aufhören fühlt sich einfach falsch an. Und das wäre auch wirklich die einzige Erklärung für uns, warum Filme wie Party Animals 2 oder „Der weiße Hai TEIL 4“ überhaupt jemals bis zum Ende abgespielt wurden.
Der Confirmation Bias
Entkalken gegen schlechte Tage
Wir alle kennen sie, die Tage an denen sich die Welt gegen uns verschworen hat. Man hat schlecht geschlafen, die Kaffeemaschine entschließt sich genau heute, entkalkt werden zu müssen, in der S-Bahn gibt’s keinen freien Sitzplatz, in der Arbeit steht so viel an, dass sich nicht mal eine Mittagspause ausgeht und auf dem Heimweg lässt uns auch noch der Handyakku im Stich, sodass uns nicht mal mehr gute Musik retten kann. Passt ja mal wieder alles zusammen, oder?
So ein Tag ist ein gutes Beispiel für einen Denkfehler, der uns regelmäßig begegnet: Der sogenannte "Confirmation Bias", also der Bestätigungsfehler. Der Fehler besteht darin, nur das wahrzunehmen, was unsere eigenen Erwartungen bestätigt. Heute ist der Tag eh schon blöd? Klar, dass es dann auch noch regnen muss oder unser Lieblingsrestaurant geschlossen hat. Dinge, die heute eigentlich ganz gut gelaufen sind, werden allerdings nicht wahrgenommen.
So ein Denkfehler begegnet uns nicht nur an einem schlechten Tag, sondern gilt auch in vielen anderen Situationen. Denn wir neigen dazu, aus vielen Informationen vor allem die rauszupicken, die unser eigenes Weltbild stützen. Hierbei schadet es nicht, immer mal wieder Infos, die unsere eigene Meinung bestärken, bewusst zu hinterfragen.
Und damit auch ein schlechter Tag noch eine Chance bekommt, könnte man zur Abwechslung die Kaffeemaschine auch mal abends im Voraus entkalken.
Die Sunk Cost Fallacy
Die größten Brainbugs des Alltags
Das Confirmation Bias
Die größten Brainbugs des Alltags
Das Availability Bias
Die größten Brainbugs des Alltags
Der Halo-Effekt
Die größten Brainbugs des Alltags
Der Bias Blind Spot
Die größten Brainbugs des Alltags
Der Availability Bias
Sechs Richtige im Schwimmbad
Der weiße Hai: eine blutrünstige Bestie und unerbittlicher Killer. Zugegeben, nicht unbedingt das beste Image. Und tatsächlich auch nicht wirklich realitätsnah. Trotzdem ist das Bild vom zähnefletschenden Hai, der vor den Stränden der Urlaubsorte lauert, bei vielen Menschen tief verankert. Verantwortlich dafür waren Filme wie, zum Beispiel (ihr werdet es schon ahnen) der Meereshorror Der weiße Hai. Dank viel Spannungsmusik und einer Menge Kunstblut war das Killerimage für den eigentlich zurückgezogenen Meeresbewohner nach Veröffentlichung im Jahr 1975 so gut wie besiegelt. Und obwohl sich die Zahl der Haiangriffe auf Menschen zu der Zeit nicht wirklich verändert hat, war die Angst vor Haien präsenter denn je. Grund dafür ist der sogenannte "Availability Bias", eine Fehleinschätzung von Risiken, die auf falschen Annahmen beruht.
Also kurz gesagt, wir halten etwas für wahrscheinlicher als es in Wirklichkeit ist, weil wir zum Beispiel überproportional oft davon hören oder lesen oder sprechen. Eine Freundin wurde kürzlich von einer Zecke gebissen und hatte Borreliose? Obwohl du mehr Menschen kennst, die noch nicht einmal einen Zeckenbiss hatten, könnte es passieren, dass du vor dem nächsten Wanderurlaub ein bisschen mehr Respekt vor Zecken hast.
Die Hoffnung auf einen 6er im Lotto lässt sich übrigens auch zum Availability Bias zählen… und das ist fast so unwahrscheinlich wie auf einen blutrünstigen Hai in einem Schwimmbad zu treffen.
Der Halo-Effekt
Verbrecherische Großmütter
Ob wir wollen oder nicht: Aussehen spielt in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Ist ja auch klar, denn das was wir bei einer Person als erstes sehen, sind eben nicht die inneren Werte, sondern die Außenhülle. Manchmal, na unterläuft uns jedoch ein Fehler bei der Beurteilung, weil ein einzelnes Merkmal einer Person so dominant wirkt, dass andere Merkmale fast gar nicht mehr berücksichtigt werden. Grund dafür ist der Halo-Effekt.
Zu theoretisch? Ok, ein typisches Beispiel für einen Halo-Effekt ist, wenn ein*e Lehrer*in die Leistungen von netten Schüler*innen höher bewertet, als sie es objektiv im Vergleich mit den Leistungen anderer sind. Oder sicherlich kennst du oder hast sogar selbst so eine Omi, die immer noch denkt, dass alle tätowierten Menschen Verbrecher*innen sind.
Der Halo-Effekt bewirkt eine kognitive Verzerrung, indem von bekannten Eigenschaften einer Person auf unbekannte Eigenschaften geschlossen wird. Und das kann eben positive oder negative Auswirkungen für die jeweilige Person haben. Sich dem Halo-Effekt gänzlich zu entziehen ist fast unmöglich, denn wir alle haben - bewusst oder unbewusst - zu den verschiedensten Merkmalen gewisse Informationen in unserem Gehirn gespeichert.
Aber es schadet nie, manche voreiligen Schlüsse nochmal zu überdenken, denn, wir haben gehört, dass es wohl auch untätowierte verbrecherische Omis geben soll…
Der Bias Blind Spot
Ein Hoch auf die Selbstüberschätzung
Hand aufs Herz, wir alle haben uns schon mal bei einer Berichterstattung von einem Diebstahl, einem Betrug oder anderem ähnlichem gedacht: "uns würde das ja nie passieren", "wir wären da viel skeptischer" oder "wir würden sofort wissen, dass da irgendetwas faul ist". Ja, wir sind der festen Überzeugung, dass wir in dieser Situation anders handeln würden. Aber... ist das wirklich so?
Sagen wir so, eine gesunde Grundannahme ist, dass wir Menschen letztlich alle sehr ähnlich funktionieren, vor allem in Extremsituationen. Der Grund warum wir aber denken, dass wir in bestimmten Momenten anders handeln würden als andere, liegt an dem sogenannten "Bias Blind Spot", auch Verzerrungsblindheit genannt. Gemeint ist: Wir wissen, dass andere Menschen sich mal irren können, sind uns aber sicher, dass unsere eigenen Einschätzungen totaaaal objektiv sind und wir natürlich eine Ausnahme sind.
Aber ohne jetzt die Partybremse sein zu wollen, kleiner Spoiler: Das stimmt in den meisten Fällen nicht. Also beim nächstem Mal vielleicht ein bisschen friedfertiger sein, denn manche Situationen kann man erst beurteilen, wenn man selbst drinsteckt.
Wir von der egoFM Redaktion sind natürlich davon ausgenommen. Ist ja klar, wir sind allwissend und würden in allen Situationen immer richtig handeln.
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