Werbung hat eine Aufgabe: Sie soll Menschen zum Kaufen animieren. Eigentlich zumindest - denn hin und wieder erreicht sie genau das Gegenteil:
Geschmacklose Flipcharts
Wie stellst du dir so ein Marketing-Meeting vor, in dem Werbungen entwickelt werden? Vielleicht ein großer Tisch - außen rum sitzen viele Menschen, die vor Kreativität nur so platzen und vorne steht eine Person, die auf einem Flipchart die großartigsten Ideen aufschreibt und wild anordnet. Also so stellen wir uns das zumindest vor. Kompetente, ideenreiche Menschen, die an originellen Werbungen basteln. So - und dann fragt man sich, wie es verdammt nochmal passieren kann, dass es immer mal wieder extrem schlechte und besonders auch geschmacklose Werbungen in die Öffentlichkeit schaffen. Diese Frage haben wir uns auch mal wieder gestellt, als Volkswagen im Mai 2020 auf Instagram eine höchst fragwürdiges Werbevideo postete:
Das Video zeigte eine PoC, die von einer weißen Hand herumgeschubst und schließlich in einen Laden namens "Petit Colon", also "der kleine Kolonist", geschnippt wurde. Und würde das nicht schon reichen, erscheint am Ende des Clips der Schriftzug "Der neue Golf", wobei die Buchstaben nacheinander eingeblendet werden und die ersten erkennbaren Buchstaben das N-Wort ergeben. What the Fuck, VW.
VW gab sich zuerst ein wenig überrascht, löschte das Video nach dem riesen Shitstorm jedoch recht zeitnah. Und viel mehr bleibt uns da auch nicht mehr zu sagen.
Schlechte Unterhaltungspflege
Quizfrage: Wie kann man sich auf einen Schlag bei einer ganzen Berufsbranche unbeliebt machen? Also abgesehen von schlechten Arbeitsbedingungen, miserablen Löhnen und abendlichem Applaus vom Balkon während einer globalen Pandemie? Vielleicht eine Webserie namens "Ehrenpflegas" veröffentlichen? Richtig, 100 Punkte fürs Bundesfamilienministerium!
Die YouTube-Serie sollte eigentlich eine Marketingkampagne sein, um junge Menschen für Pflegeberufe zu begeistern. Und da ließ sich das Ministerium nicht lumpen: 700.000 Euro kostete die Produktion und wartete mit bekannten Netflix-Schauspieler*innen auf. Soweit so unnötig, denn das Geld hätte man sicherlich auch für Wichtigeres ausgeben können – zum Beispiel für einen ordentlichen Lohn. Zudem wurde auch jedes noch so flache und ebenso falsche Klischee mit ins Drehbuch gekritzelt. Pflegekräfte mit wenig Grips, dafür viel Herz, die eigentlich nichts machen außer Pillen sortieren, Essen austeilen oder beim Toilettengang helfen. Wie schön – wir hatten schon Sorge, dass man für dieses Berufsfeld medizinisches Fachwissen braucht.
Bundesfamilienministerium, das war wohl nichts. Und damit das nicht nochmal passiert, jetzt alle zusammen: "Serien: NEIN! - Arbeitsbedingungen verbessern: JA!"
Geschmacklose Flipcharts
Die größten Werbefails
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Von grinsenden Sonnen und Bio-Ketten
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Alle lieben Kuchen
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Sticky Streets in Manhattan
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Von grinsenden Sonnen und Bio-Ketten
Menschen lieben Wortspiele! Das könnte man zumindest glauben, wenn man den tausenden Werbe-Slogans Vertrauen schenkt, die uns im alltäglichen Leben begegnen. Klar, Wortspiele kann man sich gut merken. Aber manchmal kommt es uns so vor, als würden Unternehmen nur aufgrund dieses Arguments ihren Slogan wählen und sich so keinerlei Gedanken über den Inhalt machen. Aber von vorne:
Ja, die Energiewende durchläuft viele Debatten. Dazu gehört auch, dass auftretende Probleme mit erneuerbaren Energien schnell ein gefundenes Fressen für alle sind, die die vermeintlich saubere Kernenergie wieder ins Spiel bringen wollen. Würd es nach denen gehen, sollte das Abschalten deutscher Kernkraftwerke gleich wieder rückgängig gemacht werden. Ja und man kanns sich's kaum vorstellen: In dieser Zeit hielt es der Biomarkt Denn's für eine gute Idee, für die Werbekampagne zur Saatgutvielfalt und gentechnikfreier Züchtung den Slogan "Kernkraft? Ja, bitte!" zu wählen. Zur Erinnerung: Seit den Siebzigern wirbt die Anti-Atomkraft-Bewegung mit dem Spruch "Atomkraft? Nein danke". Jaja genau, die mit der gruselig-grinsenden Sonne. Keine Ahnung, was sich die Biomarkt-Kette dabei gedacht hat, denn auch wenn sie es ja im Grunde gut meinen – das war ein Griff ins Klo.
Und wir fragen uns bis heute, warum zumindest eine Person im Werbemeeting nicht auf das Wortspiel "Kornkraft, ja bitte" gekommen ist. So schwer ist das doch nicht.
Alle lieben Kuchen
"Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?" – kaum zu glauben: Mit diesem Spruch bewarb Dr. Oetker in den 1950er im Ernst einen Fertigpudding. Ach die 50er… Ein Sammelsurium an Rollenklischees: Männer sind stark, Frauen sind schwach, sie hält das Haus sauber, er sitzt rauchend im Großraumbüro und muss Geld ranschaffen.
Wie gut, dass unser Mindset bezüglich Sexismus im Jahre 2022 schon so weit fortgeschritten ist, dass sich diese Klischees einfach nur noch extrem falsch anfühlen. "Let's do the time warp again", dachte sich da wohl Dr. Oetker und landete im Jahre 2018 mit ihrer Werbung wieder in den 50er Jahren: "Back deinen Mann glücklich - auch wenn er eine zweite Liebe hat", lautet der Slogan der Kampagne, die passend zur Fußball-WM startete. Dazu ist eine Frau mit Schürze abgebildet, die einen Kuchen in Form eines Fußballs in die Kamera hält. Wirklich?
Klar, natürlich backen Frauen nicht, weil sie Spaß daran haben oder einfach gerne Kuchen essen, sondern ausschließlich, um ihren Mann glücklich zu machen. Und Männer? Na, die sitzen vorm Fernseher und schauen Fußball. Das muss doch nicht sein.
Und dabei wäre Werbung für Kuchen doch so einfach. Denn alle lieben Kuchen – das wäre auch unser erster Vorschlag für einen neuen Slogan. Dr. Oetker, der geht aufs Haus.
Sticky Streets in Manhattan
Und wieder befinden wir uns im Meetingraum von sehr kreativen, klugen und innovativen Werbemenschen. Der Raum ist heiß, stickig, alle wollen eigentlich nach Hause, doch es fehlt einfach noch eine zündende Idee, für die Bewerbung eines neuen Eissnacks des amerikanischen Saftherstellers "Snapple". Ja, cool soll es sein, viel Aufmerksamkeit generieren und ganz anders als alle anderen Werbekampagnen.
Und da ruft eine Person in den Nebel rauchender Köpfe: "Wir stellen einen neuen Weltrekord auf – das größte Eis am Stiel der Welt, gemacht aus Snapple-Saft". Das ist es, die Menge tobt, Werbefuzzis geben sich High-Fives und alle gehen glücklich nach Hause.
Ja, genau so muss das Ganze abgelaufen sein, als sich Snapple dazu entschlossen hat, einen fast acht Meter hohen und 17,5 Tonnen schweren Block aus Erdbeer-Kiwi-Saft mitten in Manhattan, New York aufzustellen. Denn anders können wir uns nicht erklären, dass niemand auch nur den geringsten Zweifel an dieser Aktion geäußert hat. Denn diese Werbeaktion ging natürlich gründlich daneben: Der Eisblock zerfloss derart schnell, dass der Saftschwall erschrockene Passant*innen vor sich hertrieb und einen extrem klebrigen Asphalt zurückließ. Die Feuerwehr musste mehrere Straßen sperren und die Straßen aufwändig gesäubert werden - die Kosten musste natürlich das Unternehmen übernehmen.
Laut Snapple soll es einen zweiten Rekordversuch wohl nicht geben… Und naja, das verwundert uns jetzt nicht unbedingt.
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