Wir haben mit Menschen vor Ort darüber gesprochen, wie sie die Lage aktuell erleben.
#blacklivesmatter
Unter dem Hashtag #blacklivesmatter solidarisieren sich im Internet immer mehr Menschen - am Dienstag setzten Millionen von Instagram-User*innen mit der Aktion #theshowmustbepaused und #BlackoutTuesday ein Zeichen gegen Rassismus. Alles über die Aktion und jede Menge Tipps, wie du dich informieren und helfen kannst findest du hier.Wir haben mit Menschen vor Ort gesprochen
Andreas aus Washington
Auch in Washington gehen die Leute demonstrieren und die Lage spitzt sich stetig zu. Die Proteste haben Ausmaße angenommen, die keine*r erwartet hat, erzählt Andreas.
"America is pissed off im Moment, das muss man ganz ehrlich sagen. Und es eskaliert - es wird immer schlimmer." – Andreas
Die Menschen wollen zeigen, dass sie die Schnauze voll haben von einer Situation, die seit Jahrhunderten existiert. Natürlich gibt es friedliche Demonstrationen, aber eben auch gewaltsame Proteste und Plünderungen, weswegen jetzt Ausgangsperren verhängt wurden. Selbst wenn sich die Proteste durch Ausgangsbeschränkungen und Polizeieinsätze unter Kontrolle bringen lassen sollte, ist das aber keine Lösung des Problems, findet Andreas:
"Wenn sich jetzt nicht in den nächsten Monaten radikal etwas ändert, dass police brutality mal ernst genommen wird – vor allem im Bezug auf die schwarze Bevölkerung – dann kann das noch zu schlimmeren Auswirkungen kommen." - Andreas
Andreas sieht außerdem ein großes Problem darin, dass Donald Trump in dieser Situation nichts tut, um seinem Land zu helfen. Stattdessen droht der amerikanische Präsident damit, dass Militär einzuschalten. Als Demonstrant*in muss man auf jeden Fall aufpassen, denn die Situation ist in den USA aktuell sehr gefährlich.
Felicia aus Cincinnati
Dass die Situation sich am Anfang so schnell zugespitzt hat und die Demonstrationen nicht friedlich stattfinden konnten, lag zum Teil auch am Verhalten der Polizei, sagt Felicia."Ich glaube das hatte auch viel damit zu tun, dass die Polizisten auch nicht so richtig wussten, wie sie sich verhalten sollen und vielleicht auch manchmal falsch verhalten haben und eben viel zu drastisch durchgegriffen haben, obwohl es in den Situationen nicht notwendig war." – Felicia
Es werden auch friedliche Demonstrant*innen und Menschen von der Presse verhaftet und Tränengas und Pfefferspray eingesetzt. Das alles schürt die Wut auf Polizist*innen natürlich noch mehr.
Der Großteil der Demonstrant*innen ist aber friedlich und die #blacklivesmatter-Bewegung natürlich nicht per se gewaltbereit.
"Deswegen ist das natürlich sehr schade, dass sich die Regierung, vor allem das Federal Government, jetzt nur darauf fokussiert und meiner Meinung nach versucht, dadurch abzulenken vom eigentlichen Thema." - Felicia
Im Moment hat Felicia aber das Gefühl, dass sich die Lage langsam etwas entspannt, auch weil sich manche Polizist*innen mit den Demonstrierenden solidarisieren.
Auch diese Solidarisierung beziehungsweise ihre mediale Verbreitung, wird allerdings von vielen Menschen kritisch betrachtet. Denn diese Bilder können dazu führen, dass sich die Wahrnehmung stark verschiebt – zugunsten der Polizei und gegen die Demonstrant*innen.
Felicia selbst war auf einer organisierten Demonstration, spricht mit ihren schwarzen Freund*innen, informiert sich und reflektiert die eigene Position.
"Für mich war auch ganz wichtig zu erkennen, dass es okay ist dass das jetzt nicht der eigene Kampf ist, aber dass man eben dieses weiße Privileg anerkennen muss, dass man anerkennen muss, dass man als weiße Person eine privilegierte Position in der Gesellschaft hat und dass man diese Position aber auch zum Guten nutzen kann." – Felicia
In den USA gehören die schwarzen Menschen der Minderheit an – an der Macht sind aber weiße Menschen, die zur Mehrheit gehören.
"Und deswegen braucht die Minderheit, die Unterstützung der Mehrheit, um irgendetwas verändern zu können, weil die Mehrheit – die Weißen – an der Macht sind." – Felicia
Felicia könnte sich gut vorstellen, dass die Demonstrationen auch in Zukunft wöchentlich stattfinden und hofft, auf eine langfristige Veränderung.
"Ich hoffe es auch so ein bisschen, dass das jetzt nicht nur mal ein großer Aufschrei war und dann passiert wieder nichts und dann vergisst man's wieder, sondern ich hoffe auch für die Bewegung, dass es diesmal wirklich irgendwas bewegen wird und dass sich die Leute langfristig dafür engagieren." – Felicia
Auch auf ihrem Instagram-Account und auf Youtube berichtet Felicia über ihr Leben in den USA und die aktuellen Ausschreitungen:
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