Plattformen wie Airbnb haben wahnsinnig großen Einfluss auf das Leben Einheimischer - wie man einen bewussten Umgang damit haben kann, erfährst du hier...
Natürlich haben Plattformen wie Airbnb einige Vorteile
Selbst wenn schon alle Hotels in einer Stadt ausgebucht sind - irgendeine Airbnb-Unterkunft ist eigentlich immer noch frei. Zudem sind viele Nutzer*innen der Plattform begeistert, dass das Reiseerlebnis gleich ein viel intensiveres ist, wenn man in der Wohnung eines echten Locals wohnt, als wenn man in einem Hotel oder Ähnlichem unterkommt. Und auch für Menschen, die im Urlaub lieber selber kochen, scheint Airbnb eine unschlagbare Option zu sein. Für die Vermieter*innen von Wohnungen wiederum bieten Plattformen zur Kurzzeitvermietung eine willkommene Möglichkeit, ein bisschen Cash nebenher zu verdienen.Nachteile betreffen allerdings besonders Einheimische
Besonders in Städten wie Lissabon, das zunehmend von Tourist*innen überrannt wird, hat der Airbnb-Boom der letzten Jahre verheerende Auswirkungen auf das Leben Einheimischer. Einerseits ist es toll natürlich, dass die zahlreichen Ruinen in der Stadt wieder zu bewohnbaren Häusern verwandelt werden - würde dies den Einwohner*innen zu Gute kommen und den angespannten Wohnungsmarkt entlasten. Mit der Renovierung werden die Wohnungen allerdings geradezu unbezahlbar für die Portugies*innen selbst. Und überhaupt: Viele Wohnungseigentümer*innen entscheiden sich für dann doch lieber für die lukrative Kurzzeitvermietung an Tourist*innen und enthalten den Einwohner*innen der Stadt wertvollen Wohnraum.Das Resultat: Viele Lissabonner*innen, die teilweise schon ihr Leben lang in der Innenstadt gelebt haben, werden aus den ominösesten Gründen oder mit den hinterhältigsten Mitteln aus ihrer Wohnung und Heimat vertrieben. Auch meine Großeltern zum Beispiel können sich keine Wohnung mehr im inneren Kern Lissabons leisten und mussten an den äußersten Rand ziehen.
In der arte-Reportage Der Ausverkauf von Lissabon - Altstadt ohne Einheimische wird das Problem, das unter anderem durch die exzessive Airbnb-Nutzung entstanden ist, genauer beleuchtet. Es wird aber auch auf das Problem der zahlreichen Zuwander*innen eingegangen, die mit guten, ausländischen Gehältern dafür sorgen, dass die Mietpreise in den letzten Jahren explodiert sind und Einheimische vertrieben werden. Hier siehst du einen Ausschnitt - die komplette Reportage ist unten verlinkt!
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Was kann man als Nutzer*in also berücksichtigen?
Eines will ich ganz klar sagen: Die Schuld und Pflicht auf die Konsument*innen abzuwälzen geht nicht. Um die Lösung muss sich das Unternehmen selbst kümmern und wenn es dem egal ist, braucht es passende Gesetze.Von Nutzer*innenseite gibt es einige gute Gründe, warum eher auf diese Art des Unterkommens zurückgegriffen wird, seien es finanzielle, gesundheitliche, familiäre oder oder oder. Dennoch trägt man als Tourist*in auch eine gewisse Verantwortung. Ein bewusster Umgang mit Plattformen wie Airbnb und vor allem das Wissen, dass der eigene Urlaub mehr Einfluss auf Einheimische hat, als nur ein bisschen Geld in der Tourismuskasse zu spülen, sollten allerdings drin sein. So könntest du dir beispielsweise überlegen, ob du anstatt einer ganzen Airbnb-Wohnung nicht lieber ein Gästezimmer in der Wohnung eines Locals mietest. Dadurch hast du richtigen Kontakt zu Einheimischen, die gegebenenfalls noch bessere und persönlichere Tipps haben als irgendwelche Werbebroschüren, die mittlerweile in jeder hyper-kommerzialisierten Bude liegen. Klar, so enger Kontakt mit einer fremden Person ist auch nicht jedermanns Sache - meine ist es definitiv nicht.
Alternativ kannst du dir bei der Buchung deines Airbnbs anschauen, ob die Belegung der Wohnung Aufschluss darüber gibt, ob die Vermieter*innen der Wohnung gerade wohl selbst im Urlaub sind und ihre eigenen vier Wände temporär zur Verfügung stellen.
Wenn du dich aus finanziellen Gründen für Airbnb anstatt eines Hotels entscheidest, kann ich alter Geizkragen dir sagen: Es lohnt sich immer, vorher einen Blick auf Buchungspreise zu werfen. In Städten wie Lissabon ist das nicht mal mehr gegeben, dass Airbnb günstiger als ein Hotel oder sogar eine Pension mit Küche ist.
Warum ein bewusstes Nutzen wichtig ist und wie das geregelt werden kann
Auch wenn ich es furchtbar finde, was mit Lissabon passiert und wie die Einheimischen aus beliebten Stadtteilen geradezu vertrieben werden, will ich Nutzer*innen nicht verteufeln, die sich aus guten Gründen für Airbnb entscheiden. Das Problem liegt - wie immer - eindeutig bei den Personen, die Profit über Menschen stellen. Und um diese Personen muss man sich mit klaren Regeln und Gesetzen kümmern, wie es zum Beispiel in Berlin der Fall ist. Dort gilt ein Zweckentfremdungsverbot-Gesetz. Demnach dürfen zwar einzelne Zimmer in Wohnungen vermietet werden (sofern diese kleiner als die Hälfte der Wohnung sind), für alles Weitere allerdings braucht es Genehmigungen.Sinnvoll. Aber lässt sich natürlich auch umgehen, gerade wenn man das nötige Kleingeld hat. Am besten, wir sind uns einfach Folgendem bewusst: Wenn in Städten wie Lissabon die Balance zwischen Einheimischen und Gäst*innen weiter aus dem Ruder gerät, stirbt das einzigartige Flair, dass die Stadt überhaupt erst so beliebt gemacht hat bei Tourist*innen. Und einst lebendige Orte werden abseits der Reisesaison zu leeren Geisterstädten.
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