Die smartesten Verkehrskonzepte der Welt

Die smartesten Verkehrskonzepte der Welt

Was wir uns von Barcelona, Tokio, Tallinn und Wien abschauen können

Von  Kristina Paulini
Bahn frei: Wir stellen dir vier innovative Verkehrskonzepte vor, von denen wir uns in Deutschland mal eine Scheibe abschneiden könnten.


Von Oktopoden und Superinseln

Wir geben zu – in der egoFM-Redaktion wurde abgestimmt, ob diese Stadt überhaupt in unsere Liste kommen soll. Jedoch nicht, weil sie nicht dazu passt. Barcelona gehört zu den smartesten Cities der Welt und ihre innovativen Verkehrskonzepte haben Vorbildfunktion. Nein, wir waren schlicht ratlos bei der Aussprache der Stadt. Denn wenn man Barthelona sagt, ist das zwar richtig, aber man läuft Gefahr, sich als Streber*in zu outen – also doch das "coolere" Barcelona und für immer mit dem Wissen leben, dass dies falsch ist? Ah.. schwierig – ähnlich verhalten sich da auch die Oktopoden, äh Oktopusse. Aber zurück zum Thema: die Hauptstadt Kataloniens ist Vorreiter in Sachen innovativem Verkehrskonzept, um Stau in der Stadt zu vermeiden.

Ein Beispiel sind die smarten Ampeln: diese ermöglichen Rettungsfahrzeugen eine grüne Welle, um direkt Chaos zu umgehen. Coole Idee, oder? Zudem besitzen gebührenpflichtige Parkplätze in der Stadt intelligente Sensoren. Diese ermitteln die Belegung und verringern damit den Parkplatz-Suchverkehr. Das soll übrigens laut der Stadt die Treibhausgase um sage und schreibe 30 Prozent reduzieren. Ach und beim Fußgänger*innen-Verkehr haben sie sich übrigens auch was überlegt: Straßenlaternen können durch Sensoren registrieren, wie viele Fußgänger*innen vorbei kommen. Ist der Gehsteig längere Zeit leer, wird die Laterne abgeschaltet und damit Energie gespart. Ja, von dieser Stadt können wir uns auf jeden Fall eine Scheibe abschneiden. Außer das Dilemma mit dem Namen – das lassen wir lieber.

Der Frustrationsratensenker

Wartungsarbeiten: ein Wort, das genauso langweilig und trocken klingt wie seine Bedeutung. Wobei – ein paar Emotionen löst es schon aus, wenn die süße Roboter-Stimme die S-Bahn, Metro oder Tram mit besagter Meldung beschallt: Zumeist sind es Wut, Frust oder Verzweiflung. Aber was soll man machen. Fortbewegungsmittel und deren Gleise müssen eben gewartet werden. Und ganz ehrlich, würdet ihr tatsächlich lieber in eine nicht gewartete U-Bahn steigen, nur um schneller bei einer Party oder bei eurem Job anzukommen? Hmmm, nein, selbst wir von egoFM würden darauf verzichten und ihr wisst ja: unser Job ist die reinste Party. 

Also – Wartungsarbeiten sind notwendig. Damit diese aber wenigstens so reibungslos wie möglich verlaufen, haben sich die Menschen in Tokio was ausgedacht: Wartung nach Plan. Die Yamanote-Ringbahn in Tokio gilt als die weltweit größte Verkehrsinfrastruktur. Ja, die Linie transportiert pro Woche 34 Millionen Menschen und die Züge fahren hier alle zwei bis drei Minuten von früh bis spät. Überraschende Ausfälle, die stundenlang die Ringbahn blockieren, wären hier eine Katastrophe. Deshalb erfassen kleine Sensoren unentwegt den Zustand der Anlagen und Algorithmen analysieren ihn, um Schwachstellen zu erkennen, Fehler vorherzusagen und Reparaturen außerhalb der Stoßzeiten zu planen. Ist das nicht großartig!? Eine Welt mit sehr kurzen und nur nötigen Wartungsarbeiten – sie wäre eine bessere.
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  • Schokotorte und billige Bahnen
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Autonomes Fahren 

Wenn du ein Auto entwickeln könntest, was wäre das abgefahrenste, was dir einfällt? Ok ja, Fliegen ist cool. Dann...was wäre das zweitabgefahrenste? Gut, ein unsichtbares Auto – auch toll. Aber das drittabgefahrenste? Ach egal, wir sagens einfach: ein Auto, das alleine fahren kann. Na? Nicht begeistert? Ha, noch nicht! Denn ganz anders, als die anderen abgefahren Autoideen, gibt es das selbstfahrende Fahrzeug bereits auf öffentlichen Straßen. Dürfen wir vorstellen: das Projekt "Future autonomous bus urban level Operation Systems", kurz FABULOUS.

Neben dem Fakt, dass das eine echt coole Abkürzung ist, ist dieses Projekt dafür verantwortlich, dass bereits in fünf europäischen Städten selbstfahrende Busse zum öffentlichen Verkehrsalltag gehören. So auch in der Smart City Tallinn in Estland. Dort befördern die Acht-sitzigen Elektro-Mini-Shuttlebusse schon seit 2020 die Bewohner*innen von A nach B. Und das auch noch kostenlos! Noch handelt es sich um ein Pilotprojekt, denn es wird weiterhin perfektioniert. Aber es ist der erste Schritt zu autonomen Fahrzeugen. Weitere Testfahrten der Busse werden in Norwegen, Finnland, Griechenland und den Niederlanden erprobt. Wir sind gespannt, wann bei uns zum ersten Mal ein selbstfahrender Shuttlebus gesichtet wird – bis dahin fertigen wir schon mal eine Liste an abgefahrenen Fahrzeugen, die wir noch gern umgesetzt gesehen hätten.

Schokotorte und billige Bahnen braucht das Land!

Oh schönes Wien. Sachertorte, Schnitzel, Prater. Um nur ein paar der klischeehaften Wiener Begriffe zu nennen. Wien ist einfach leiwand. Nicht ohne Grund besetzt die Hauptstadt Österreichs in der renommierten Mercer-Liste der beliebtesten Städte der Welt seit 10 Jahren schon den ersten Platz.

Aber nicht nur diesen Thron kann Wien sein Eigen nennen, nein, auch bei einigen Smart City Rankings liegt die Stadt ganz weit oben. Denn neben kalorienreicher Schokotorte, plattgedrücktem Fleisch und einem  Ganzjahres-Volksfest hat Wien nach der Einschätzung des Internationalen Verbandes für öffentliches Verkehrswesen den besten öffentlichen Nahverkehr der Welt. Wie das geht? Mit einer App und bezahlbaren Preisen. 

Über eine ausgeklügelte App erhalten Nutzer*innen alle Fahrplaninformationen von Metro, Bus und Tram - IN ECHTZEIT (ja wir meinen dich, deutsche-Bahn-App...). Zudem gibt es zum Beispiel einen eigenen Routenplaner für blinde oder hörgeschädigte Menschen und es kann sogar in der App angezeigt werden, ob Fahrstühle bei Haltestellen gerade defekt sind. Guter Service, zuverlässige Zeiten und bezahlbare Preise. Viele Dinge, die das Fahren mit den Öffis extrem attraktiv machen und die Stadtbewohner*innen das Auto lieber stehen lassen. Das heißt auch: kein Stau auf den Straßen zu Stoßzeiten und weniger CO2-Emissionen im Ballungsraum. Ach und wusstest du, dass in Wien das Hupen ohne triftigen Grund verboten ist? Leute, that's the dream.

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