Die spektakulärsten Comebacks

Die spektakulärsten Comebacks

Bekannte Comebacks aus der Popkultur

Von  Viktoria Molnar
Wenn die Kreativen dieser Welt ganz oben angekommen sind, dann lässt der Fall meist nicht lange auf sich warten. Denn es kann ja nicht immer nach oben gehen, oder? Zumindest nicht dauerhaft. Muss ja auch nicht, Hauptsache man rappelt sich auf und versucht es aufs Neue.

Beeindruckende Rückkehr

Manche Comebacks misslingen dabei aber so kläglich, dass sie fast schon peinlich sind. Andere sind dabei so grandios, so spektakulär, dass ihre Geschichten erzählt werden müssen - fünf davon haben wir dir hier kurz und knapp noch einmal zusammengefasst.

Niki Lauda

1. August 1976: Der Rennfahrer Niki Lauda dominiert als Weltmeister die Formel-1-Saison. Beim Grand Prix auf dem Nürburgring in Deutschland sitzt Lauda bei Tempo 220 in seinem Ferrari. In einer Linkskurve bricht sein Hinterrad aus, er verliert die Kontrolle.
"Ich komm da um die Kurve ganz normal und jetzt bricht mir die rechte Hinterrad-Aufhängung und damit ist das Auto rechts abgebogen und dann in diese Mauer gefahren. Und damit war dieses Feuer da. Mein Auto ist explodiert. Über 55 Sekunden in 800 Grad Hitze." - Niki Lauda

Niki Lauda sitzt wortwörtlich in der Hölle, bei 800 Grad Hitze. Sein Mitstreiter Arturo Merzario versucht ihn aus dem brennenden Auto zu ziehen. Drei Mal. Beim letzten Versuch gelingt es ihm. Lauda kommt direkt ins Krankenhaus - ob er es schaffen wird, ist unklar. Doch Lauda überlebt und kehrt zurück in die Formel 1 - und zwar nicht irgendwann, sondern sage und schreibe 42 Tage später.
"Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachgrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist. Ich bin nach sechs Monaten wieder so gefahren wie früher – oder sogar besser und das kann man nur dann, wenn man ein Problem hundertprozentig gelöst hat." - Niki Lauda

Zweimal wird Niki Lauda noch Weltmeister, bis er 1985 vom aktiven Formel 1 Sport zurücktritt. 2019 stirbt er im Alter von 70 Jahren - 33 Jahre nach dem Unfall, der sein Leben geprägt hat.


Muhammad Ali

"Float like a butterfly and sting like a bee" war sein Motto - the greatest of all time, Cassius Clay, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, alias Muhammad Ali beginnt seine Karriere als Teenager. Ein gutes Jahrzehnt später, 1964, wird der Mann mit den tanzenden Beinen zum ersten Mal Weltmeister. Die drei Jahre zuvor hatte Ali alle Kämpfe gewonnen. 1967 soll Muhammad Ali dann als Soldat im Vietnam kämpfen. Er weigert sich und die Konsequenzen sind drastisch: Ihm wird der WM-Titel aberkannt, er wird als Boxer gesperrt und sein Pass wird eingezogen. "Der Champ" ist im besten Boxalter und trotzdem zum Stillhalten verdammt.

Als die Auflagen gegen Ali drei Jahre später fallen gelassen werden, fiebert die Boxwelt seinem Comeback entgegen, besonders dem Titanenkampf gegen den neuen Weltmeister. Doch Ali geht in der 15. Runde zu Boden - seine erste Niederlage. Und trotzdem feiert er ein Comeback - vor allem bei den Fans. Mitte der 70er-Jahre ist Ali dann noch einmal ganz oben: In einem der legendärsten Boxkämpfe der Geschichte, dem Rumble in the Jungle - hier holt er sich nochmals den WM-Titel. Ein Jahr später gewinnt er seinen letzten epischen Kampf im "Thrilla in Manila" und beendet damit auch seine grandiose Karriere.

Am 3. Juni 2016 stirbt Ali und damit hört auch sein Herz nach genau 74 Jahren auf zu schlagen.



Johnny Cash

Februar 1993: Ein runtergerockter Country Sänger spielt in einem winzigen Club vor ein paar Hundert Menschen. Johnny Cash, ein Mann, der heute so bedeutend ist wie wenige in der Musikindustrie, war gezeichnet von genau dieser und seiner jahrelangen Drogenabhängigkeit. Von dem einstigen Weltstar war wenig übrig geblieben. Nach der Show wird er von einem jungen Mann angesprochen, der ihn um ein Gespräch bittet. Die beiden Männer haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Der Sänger trägt schwarz, der Bittsteller läuft Barfuß herum. Das Treffen dauert nur 15 Minuten. Die Idee des Musikproduzenten Rick Rubin war es, Johnny Cash wieder so aufzunehmen, wie dieser es sich wünschte. Ein Jahr später erscheint das American Recordings-Album. Und das schlägt ein.

"Well the reaction was like the 50s all over again. It was that kind of excitement. The 50s. I had freedom of choice in the studio. I did an album I wanted to. The way it felt right to me. The way it felt good to my manager." - Johnny Cash

Johnny Cash hatte mehr als ein Comeback, doch sein letztes reihte ihn ein in die Riege der größten Musiker aller Zeiten.
  • Spektakuläre Comebacks: Niki Lauda
  • Spektakuläre Comebacks: Muhammad Ali
  • Spektakuläre Comebacks: Johnny Cash
  • Spektakuläre Comebacks: ABBA
  • Spektakuläre Comebacks: Joaquin Phoenix

ABBA

Mit dem Song "Waterloo" begann 1974 beim Eurovision Song Contest in Brighton die Erfolgsstory von Agnetha, Anni-Frid, Benny und Björn, kurz ABBA. Ein Jahr zuvor noch waren sie in der Vorauswahl vom ESC gescheitert, ganz im Gegensatz zu den acht Jahren ihres Bestehens, in denen sie eine regelrechte "ABBAmania" auslösten. Frenetisch gefeiert und innig geliebt - der Enthusiasmus der ABBA-Fans hat in den fast 40 Jahren seit der Trennung der Band 1982 nie wirklich nachgelassen. Bis heute hat die Band laut Schätzungen mehr als 380 Millionen Tonträger verkauft. Doch Anfang der 80er-Jahre waren die Jahre des harmonischen Miteinanders vorbei. Anni-Frid und Benny ließen sich scheiden und 1982 löste sich die ganze Gruppe auf oder wie ABBA es selbst beschrieben: Sie legten eine klitzekleine Pause ein. Und die geht 40 Jahre später zu Ende: 
"But it was especially clear when we were in the studio for the first time for this album together, cause that was so strange and wonderful at the same time the way everything came rushing back, as it was yesterday."

erzählt Sänger Björn. ABBA starten also noch mal neu durch mit dem wahrscheinlich spektakulärsten, aber sicherlich durchgeplantesten Comeback der Geschichte. Ja, ABBA sind wieder da und zwar gleich doppelt: Mit neuer Platte und einer komplett neuen Art der Tournee. Das neue Album heißt Voyage und beinhaltet insgesamt zehn Lieder. Drei davon sind bisher veröffentlicht. Und auf die Reise gehen ABBA auch mit ihrer neuen Bühnenshow, die ab diesem Jahr in London zu sehen sein wird: In London entsteht eine spezielle Halle für die Voyage-Konzerte, bei denen Retro-Hologramme, sogenannte ABBAtare im nächsten Jahr zweimal täglich vor rund 5000 Zuschauer*innen auftreten werden.



Joaquin Phoenix

Er hat keine Lust mehr aufs Schauspielern. Das verkündet ein verwahrlost aussehender Joaquin Phoenix mit langen Haaren und Kaugummi im Mund 2008 in der Late Night Show bei David Letterman. Der ist von Joaquins Auftreten ganz schön vor den Kopf gestoßen. Nach Joaquins großen Erfolgen wie Gladiator, der Rolle als Johnny Cash in Walk the Line und zwei Oscar Nominierungen, wolle er sich nun künftig als Rapper versuchen. 

Und dann folgt sein totaler Breakdown. Kokain und Kiffen in der Öffentlichkeit, dazu Callgirls und Exzesse. Der Schauspieler als ein weiteres Opfer des frühen Erfolgs also. Außerdem hatte Joaquin die ersten drei Jahre seines Lebens in der Sekte "The children of God" verbracht. "Perfekte" Voraussetzungen also für einen tiefen Fall. 

Zwei Jahre später bringt Joaquin die Dokumentation I'm Still Here heraus. Und jetzt kommt der Plot Twist: 

Bei der Premiere des Films an der Biennale in Venedig sitzt Joaquin verkleidet in den hinteren Reihen, lacht sich ins Fäustchen und beobachtet die Reaktionen der Zuschauer*innen. Denn: Die ganze Nummer war gefaked. Joaquins Absturz und die vermeintliche Hip-Hop-Karriere ein riesiger Streich. I'm Still Here ist eine Mockumentary.

Doch der Gag ging nach hinten los. Der Film scheiterte an den Kinokassen, woraufhin Phoenix eine Pause von der Schauspielerei einlegte. Mittlerweile ist alles beim Alten: Joaquin spielt grandiose Rollen, hat mehrere Golden Globes und einen Oscar als bester Schauspieler für seine Performance in Joker gewonnen. Mit seinem Streich macht er das Comeback zur Kunstform.

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