Dorfpride: Queere Sichtbarkeit auf dem Land

Dorfpride: Queere Sichtbarkeit auf dem Land

Sarah Kinzebach im Interview mit egoFM Max

Die Dorfpride soll queeres Leben auch auf dem Land sichtbar machen. Warum das so wichtig ist, erzählt Sarah im Interview.


Sichtbarkeit im Dorf

München hat eine, Köln auch, Berlin ebenfalls - eine Pride Parade. Jedes Jahr findet in Großstädten der Christopher Street Day statt, um für die Rechte von queeren Menschen zu demonstrieren. Aber auch auf dem Land leben queere Menschen. Und damit die sichtbarer werden, gibt es seit 2020 die Dorfpride. Im Sommer 2020 saß das jetzige Organisationsteam in der Gruppe zusammen und sprach über die Sehnsucht nach Anschluss an die queere Community. Denn der ist im Dorf gar nicht so leicht zu finden. Häufig mangelt es auch an Sichtbarkeit und Toleranz. Bei diesen Gesprächen kam die Idee zur ersten und damals auch sehr spontanen Dorfpride auf, die dann Ende Juli im baden-württembergischen Dorf Mühlhausen stattfand. Ähnlich wie der CSD sollte sie sein, die Dorfpride, aber eben auf dem Land, statt in der Großstadt.
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Wie sieht queeres Leben auf dem Land aus?

Dass auf dem Dorf weniger Toleranz oder Akzeptanz für queere Personen herrscht, lässt sich laut Sarah nicht pauschal sagen. Sowohl in der Großstadt als auch auf dem Land kommt es immer wieder zu Anfeindungen oder Ausgrenzungen. Die Unterschiede allerdings: Im Gegensatz zur anonymen Großstadt kennt in einem Dorf jede*r jede*n, sagt Sarah. Hinzukommt, dass es oft wenig, bis gar keine Beratungsstellen im Dorf gibt, an die sich Menschen der LGBTIAQ+-Community wenden können. Häufig muss man erstmal 20 Kilometer in die nächste Stadt fahren, um einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, der*die sich mit bestimmten Anliegen auskennt. Auch Dinge wie die rechtliche Lage bei der Familiengründung queerer Menschen sei für diese viel schwieriger zu klären, weil es auf dem Land einfach viel weniger Informationsangebote gebe. Und auch an queeren Bars oder Veranstaltungen mangele es in Dörfern ebenfalls öfters.

Forderung nach Strukturen und Begegnungsstätten

Zwei erfolgreiche Dorfprides hat das Team schon hinter sich. Erst Mühlhausen im Jahr 2020, dann im letzten Jahr Oftersheim und Ende Juli 2022 geht es nach Ladenburg. Bei den vergangenen Dorfprides hatten sie bereits einige politische Forderungen, die an das Dorf und seine Gemeinde gestellt wurden. Bis sich Beratungsstrukturen wirklich etablieren, dauert es allerdings noch. In Oftersheim aber, so Sarah, hätten sich die Berührungspunkte, die Toleranz und die Akzeptanz auf jeden Fall erhöht. Es gab viel Verständnis, weil man auch viel in Dialog getreten sei. Aber auch für Ladenburg gibt es in diesem Jahr einige Forderungen. Vor allem sollen Strukturen gegeben sein.

"Es muss Budget geben für Menschen, die sagen: 'Wir wollen aktiv sein'. […] Da braucht es Räumlichkeiten, da braucht es Fachkompetenz. Wir wollen Begegnungsstätten haben. […] Gerade auch für junge Menschen, die auf dem Land leben. Wenn die sagen wir wollen die Dorfdisco queer halten, […] dass das auch der Gemeinderat so ein bisschen im Blick hat." – Sarah Kinzebach

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Der Wunsch von Queerness als Durchschnitt

Wenn sich Sarah eines für queere Leute auf dem Land wünscht, dann, dass sie gerne freiwillig dort leben, nicht nur wegen ihres Jobs. Sie sollen sich wohl fühlen und sich nicht verstecken müssen oder gar in die Stadt flüchten aufgrund von fehlender Akzeptanz.

"Ich würde mir wünschen […], dass das Sichtbarmachen und das Bekanntwerden der Queerness, dass das nicht als anders wahrgenommen wird, sondern als Durchschnitt und dass das viel entspannter ist und weniger stressfrei." – Sarah Kinzebach

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