Eine neue Chance für Obdachlose?

Eine neue Chance für Obdachlose?

Wir stellen euch das Konzept "Housing First" vor

"Bleibt alle Zuhause", so der Aufruf der Bundesregierung zur Coronazeit. Aber was, wenn man gar kein Zuhause hat? Und das im Winter?


Das Konzept "Housing First" gibt wohnungslosen Menschen ein Zuhause


Egal ob Corona oder nicht, jedes Jahr schweben wohnungslose Menschen in Lebensgefahr. Sie sind der Kälte ausgesetzt und erfrieren, weil die zuständigen Kommunen in Deutschland nicht in der Lage sind, ausreichend Schlafplätze bereitzustellen.
 
Bis zum Jahr 2030 soll es keine Obdachlosigkeit in Europa mehr geben – so lautet das neue Ziel des Europaparlaments. Für die Bundesregierung ist es bis dahin jedoch noch ein langer Weg. Das deutsche System, welches bestimmt, wie und nach welchen Kriterien Obdachlose Wohnungen erhalten, wird oft mit einer Leiter verglichen, die man Stufe für Stufe erklimmen muss: Viele rutschen ab und landen wieder ganz unten.

Erst ein eigenes Zuhause, dann die Wiedereingliederung in das soziale Leben


Es gibt ein alternatives Konzept, das für viele wohnungslosen Menschen eine Lösung sein könnte: "Housing First". Der Ansatz stammt ursprünglich aus der US-amerikanischen Sozialpolitik und wird in Finnland bereits erfolgreich praktiziert.



Das Ganze funktioniert so: Jede*r Obdachlose bekommt eine Wohnung mit einem festen Mietvertrag zur Verfügung gestellt. Laut dem Chef der finnischen Wohn- und Entwicklungs­gesellschaft ARA, Jarmo Linden, können andere Probleme erst dann produktiv angegangen werden, wenn man ein Dach über dem Kopf hat. Die Menschen dürfen dann in ganz normalen Wohnhäusern leben und haben gleichzeitig die Möglichkeit, Hilfsangebote anzunehmen. Housing-First-Projekte sind in anderen Ländern bereits erfolgreich, das zeigen verschiedene Studien: Bis zu 90 Prozent der ehemals Wohnungslosen bleiben dauerhaft in den Wohnungen und werden beispielsweise auch psychisch stabiler. 

"Housing First" in Deutschland? -Berlin und Bremen machen es vor! 


Wäre das nicht auch eine Lösung für Wohnungslose in Deutschland? Fest steht: Unsere Politik hält noch viel zu sehr an alten Ansätzen fest. Denn auch bei uns gibt es leer­stehende Wohnungen, in denen die Betroffenen ein Zuhause finden könnten.
 
Leider ist "Housing First" bisher in Deutschland noch nicht weit verbreitet, dennoch gibt es ein paar Städte, die das Konzept bereits ausprobieren. Ein gutes Beispiel hierfür ist Berlin. Die Hauptstadt erprobt derzeit den neuen Ansatz. Um die Miete kümmern sich Jobcenter oder Sozialamt, vermittelt wird der Wohnraum über die Berliner Stadtmission und den Sozialdienst katholischer Frauen gemeinsam mit der gemeinnützigen Gesellschaft Neue Chance. Bereits 29 Wohnungslosen konnte auf diesem Weg ein Zuhause vermittelt werden. Auch Bremen nimmt sich an der aus Finnland bekannten Idee ein Beispiel. Im 1.Quartal 2021 möchte der Senat 50 schlichte Wohnungen zur Verfügung stellen. "Housing First arbeitet mit einem Vertrauensvorschuss", so die SPD-Politikerin Birgitt Pfeiffer, die sich in Bremen für das Projekt einsetzt. "Es gibt den Menschen ihre Würde zurück. Denn zur Menschenwürde gehört auch ein Recht auf Wohnen."



Wie findest du das Konzept von "Housing First"? Sollte es flächendecken in Deutschland umgesetzt werden? Sag uns deine Meinung über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp: 089 / 360 550 460.

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