X

egoFM Trailer

Von Fabian Broicher

Im neuen Film von Ti West treffen Slasher-Horror und Pornofilmchen auf die Ästhetik der 70er Jahre – eine ziemlich explosive Mischung, findet unser egoFM-Kinoredakteur Fabian Broicher.

Ein unglaublicher Mix

Eines möchte man Ti West, Drehbuchautor und Regisseur von X, auf jeden Fall zugutehalten. Nämlich, dass es ihm mit seinem neuen Film gelingt, eine Mixtur an unterschiedlichen Stilen auf die große Leinwand zu bringen, die man selten zuvor gesehen hat. Im Kern erzählt er dabei von einem kleinen Filmteam aus der Erotikbranche, gepaart mit ein paar philosophisch angehauchten Ansätzen übers Älterwerden sowie ziemlich deftigen blutrünstigen Horrormomenten. Im besten Fall kann dieses Wagnis zu einem interessanten und mutigen Film führen, schlimmstenfalls jedoch zu nichts Halbem und nichts Ganzem. Die Wahrheit liegt für X, wie so häufig im Leben, irgendwo dazwischen.

Worum es in X geht

Frisch aus einem Striplokal, in dem sie bis vor kurzem arbeitete, entflohen, macht Maxine sich in Begleitung ihres wesentlich älteren Freundes Wayne auf den Weg zu einem Filmdreh mitten im Nirgendwo. The Farmer’s Daughter heißt der Streifen, für den Wayne als Produzent hinter der Kamera steht, und der ein "Pornomeisterwerk" werden soll – ein Erotikfilmchen mit Anspruch. Maxine träumt davon, eines Tages als Star auf den Titelblättern der Klatschpressen Amerikas zu prangen, denn in ihr reift die felsenfeste Überzeugung, dass sie das Zeug dazu besitzt, groß herauszukommen. Die Sexstreifen, die sie dreht, sollen ihr als Sprungbrett dienen.

Als das rudimentäre Team – neben Wayne und Maxine noch zwei Darsteller*innen sowie der Kameramann mit seiner Freundin, die ihm als Assistentin zur Hand geht – in der Pampa bei einem Farmhaus ankommt, das ihr gleichzeitig als Unterkunft wie als Kulisse dienen soll, treffen sie auf das dort ansässige steinalte Ehepaar. Zunächst scheint es einfach genug, die beiden über den Inhalt ihres zu drehenden Filmes im Unklaren zu lassen, doch die Greise begreifen schnell. Vor allem Pearl, unzufrieden über ihren stoischen Ehemann, findet Gefallen an ihren jungen Gäst*innen – und ganz besonders an Maxine, die sie an sie selbst in jungen Jahren erinnert. In der Nacht jedoch scheinen die alten Leute jegliche Menschlichkeit zu verlieren – und sie beginnen, das Filmteam zu terrorisieren…

Fabian über: X

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So ist der Film

Mit X liefert der vor allem im Horror- und TV-Bereich agierende Regisseur Ti West seine Hommage an die etwas spezielleren Filme der 70er ab, egal ob Slasher-Horror oder Pornos. Mit dutzenden von Referenzen zu anderen großen Filmen, etwa den legendären The Texas Chainsaw Massacre, gelingt es dem Filmemacher zwar, nach einer Weile einen eigenständigen Stil zu finden, der jedoch dann am besten funktioniert, wenn er sich auf die ursprüngliche Geschichte fokussiert. So ragt die überaus gelungene Charakterzeichnung des Filmteams besonders heraus, die übrigens teils wirklich hervorragend von Mia Goth, Jenna Ortega sowie Kid Cudi – ja, DEM Kid Cudi! – gespielt werden.

Nur die etwas platte Handlung um das alte Farmerpaar krankt gelegentlich an allzu offensichtlichen Momenten, zum Beispiel dem Einsatz von Blue Öyster Cults größtem Hit "(Don't Fear) The Reaper". Dass Mia Goth nicht nur die junge Maxine, sondern auch die alte Pearl spielt, klingt zwar wie eine spannende Idee, aus der West jedoch nicht viel herauszuholen weiß, und die geneigten Horrorfans werden diesen Kniff ohnehin bereits aus Luca Guadagninos Remake von Suspiria kennen, in dem er um Lichtjahre besser funktionierte. Trotzdem ist X ein besonderer, alles in allem sehenswerter Film à la The Texas Chainsaw Massacre, der mehr ist als nur ein durchgeknallter Horrorfilm.

Dafür gibt's insgesamt 7 von 10 sexlüsternen Greisen.

Das Prequel zu X: Pearl

Mittlerweile gibt es übrigens auch ein Prequel zum Film, darin geht es um die Figur der Pearl. Was wir von dem Film halten, erfährst du in unserer Rezension.