Der neueste Bericht des Weltklimarats

Der neueste Bericht des Weltklimarats

Folgen des Klimawandels, Anpassung und Verwundbarkeit

Der zweite Teil des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC wurde veröffentlicht: Die Klimarisiken steigen weltweit und sind sogar schlimmer, als bisher angenommen. Gleichzeitig wird das Zeitfenster, in dem das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden kann, immer kleiner.


Der Weltklimarat

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), auch Weltklimarat genannt, ist eine Institution der Vereinten Nationen und wurde seit Ende der 80er-Jahre sechsmal von den Regierungen der Welt beauftragt, den wissenschaftlichen Stand der Klimaforschung zusammenzufassen und zu bewerten. Die Ergebnisse werden von den besten Wissenschaftler*innen der Welt zusammengetragen und in sogenannten Weltklimaberichten veröffentlicht. Diese Berichte zeigen nicht nur konkrete Folgen der Klimakatastrophe auf, sondern liefern auch verschiedene Handlungsmöglichkeiten und deren Auswirkungen und bieten so eine umfassende Grundlage für Entscheidungen in Wissenschaft und Politik.

Der erste Teil des sechsten Berichts ist letzten Sommer erschienen (die Ergebnisse findest du zum Beispiel hier), der zweite Teil mit den Schwerpunkten "Folgen des Klimawandels, Anpassung und Verwundbarkeit" folgte jetzt.

Klimaschutz muss konsequenter und schneller umgesetzt werden

Der Weltklimabericht macht vor allem eins deutlich: Es muss schnell gehandelt werden, denn das Zeitfenster, in dem das 1,5-Grad-Ziel womöglich noch erreicht werden kann, wird immer kleiner und die ersten Auswirkungen der Klimakatastrophe sind schon jetzt spürbar, manche davon sogar unumkehrbar. Hitzewellen, Dürren, Brände, aber auch Starkregen, Überschwemmungen und ein Anstieg des Meeresspiegels - die Häufigkeit und Heftigkeit solcher Extremwetterereignisse und deren Auswirkungen auf uns und unser Ökosystem machen sich schon jetzt auch bei uns bemerkbar, mehr dazu findest du auch hier.

Wenn die Erderwärmung allerdings nicht auf 1,5 Grad begrenzt, oder dieses Ziel sogar überschritten wird, werden die Folgen noch viel extremer. Denn klar ist: Umso mehr sich die Erde erwärmt, umso heftiger sind Folgen für Mensch, Tier und Natur und umso aufwendiger und komplizierter wird es, Schadensbegrenzung zu betreiben. Aber auch wenn wir dieses Ziel erreichen, gibt es Risiken, die sich nicht mehr vermeiden lassen. Laut Weltklimabericht sind schon jetzt 3,3 bis 3,6 Milliarden weltweit (also knapp die Hälfte der Weltbevölkerung) durch die Klimakatastrophe "hochgradig gefährdet" - entweder durch direkte Folgen der Klimakatastrophe, oder durch indirekte wie zum Beispiel Armut, Konflikte oder erschwerten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mehr Infos dazu, wie der Klimawandel die Versorgung mit Wasser weltweit gefährdet, findest du hier.

Durch sozial-ökonomische Ungleichheit und nicht nachhaltige Nutzung von Landflächen und Meeren steigt die Zahl der hochgradig gefährdeten Menschen außerdem noch zusätzlich. Der Bericht zeigt allerdings nicht nur auf, was die Klimakatastrophe auf unserem Planeten anrichtet, sondern auch, wen sie besonders trifft und was endlich getan werden muss, um die Auswirkungen möglichst effektiv abzuschwächen. 

Wir brauchen Anpassungen in vielen Bereichen

Für Europa macht der IPCC vier Hauptrisiken aus: Hitzewellen, Ernteausfälle, Wasserknappheit sowie Überflutungen und der Anstieg des Meeresspiegels:

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Wir müssen unsere Städte also mit Blick auf Hitzewellen vorausschauender planen, unsere Landwirtschaft und Bewässerung anpassen und unser Wasser sowie unsere Landflächen effizienter nutzen. Und diese Anpassungen müssen jetzt passieren, denn immer wieder heißt es deutlich, dass wir uns in dem entscheidenden Jahrzehnt der Klimapolitik befinden und Versäumnisse in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr einfach rückgängig gemacht werden können. 

"The cumulative scientific evidence is unequivocal: Climate change is a threat to human well-being and planetary health. Any further delay in concerted anticipatory global action on adaptation and mitigation will miss a brief and rapidly closing window of opportunity to secure a liveable and sustainable future for all." - Sechster IPCC Bericht II, vollständige Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung

Klar ist aber auch, dass nicht Europa oder Nordamerika am stärksten betroffen sein werden.
Denn wer wie stark unter den Folgen der Klimakatastrophe leiden wird, hängt vor allem von den Lebensumständen ab. Ungleichheit, Kriege, oder fehlender Zugang zu existenziellen Grundlagen wie Wasser oder Nahrung sind dabei entscheidend. Außerdem sind Regionen wie West-, Zentral- und Ostafrika, Südasien, Zentral- und Südamerika, kleine Inselstaaten und die Arktis besonders gefährdet, da es dort grundsätzlich wenig Möglichkeiten gibt, sich vor Extremwetterereignissen zu schützen.

Der Weltklimabericht hat den Klimawandel zum ersten Mal "eindeutig" als Gefahr für das Wohl der Menschheit und unsere Umwelt, wie wir sie kennen.

Der Bericht macht deutlich, dass die Klimakatastrophe extreme Folgen für uns und unsere Ökosysteme hat und die Probleme nicht separat betrachtet werden können - die Klimakatastrophe hat komplexe Folgen für verschiedene Bereiche, die jedoch alle miteinander zusammenhängen und sich aufeinander auswirken. Biodiversität und intakte Ökosysteme sind unerlässlich im Kampf gegen die Erderwärmung: 30 bis 50 Prozent unserer Ökosysteme müssen vor starkem menschlichen Einfluss geschützt werden, heißt es in dem Bericht. Denn gesunde Ökosysteme sind gegenüber Klimaveränderungen widerstandsfähiger und sind außerdem unsere Grundlage für Nahrung und Wasser.

Ob das 1,5-Grad-Ziel tatsächlich noch erreicht werden kann ist unklar. Fakt ist aber, dass die momentanen Bemühungen auf jeden Fall nicht ausreichen und es wirksame und vor allem langfristige Maßnahmen braucht, die von Ort zu Ort unterschiedlich aussehen müssen. Außerdem müssen Entwicklungsländer und vulnerable Gesellschaftsschichten endlich mitgedacht und mit einbezogen werden. Mehr zum Thema Ungerechtigkeit und Klimawandel findest du hier



Auch wenn der Bericht extrem besorgniserregend ist bleibt die Hoffnung, dass die Klimakatastrophe durch umfassende Anpassungen begrenzt werden kann - immerhin haben über 170 Länder den Klimaschutz zur Priorität erklärt. 
Solche Anpassungen würden übrigens nicht nur den Schaden begrenzen, sondern hätten auch weitreichende positive Effekte für uns und unseren Planeten. Der dritte Teil des sechsten Weltklimaberichts erscheint in einigen Wochen und wird näher darauf eingehen, wie der IPCC es einschätzt, dass diese umfassenden Anpassungen tatsächlich gelingen.

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