Die Proteste in den USA bewegen die ganze Welt

Die Proteste in den USA bewegen die ganze Welt

Wir haben mit Menschen vor Ort gesprochen

Seit dem Mord an George Floyd durch einen Polizisten demonstrieren Menschen in den USA gegen Polizeigewalt und Rassismus gegen Schwarze Menschen. Die Situation scheint jeden Tag mehr zu eskalieren.

Wir haben mit Menschen vor Ort darüber gesprochen, wie sie die Lage aktuell erleben.

#blacklivesmatter

Unter dem Hashtag #blacklivesmatter solidarisieren sich im Internet immer mehr Menschen - am Dienstag setzten Millionen von Instagram-User*innen mit der Aktion #theshowmustbepaused und #BlackoutTuesday ein Zeichen gegen Rassismus. Alles über die Aktion und jede Menge Tipps, wie du dich informieren und helfen kannst findest du hier.

Wir haben mit Menschen vor Ort gesprochen

Andreas aus Washington


Auch in Washington gehen die Leute demonstrieren und die Lage spitzt sich stetig zu. Die Proteste haben Ausmaße angenommen, die keine*r erwartet hat, erzählt Andreas.

"America is pissed off im Moment, das muss man ganz ehrlich sagen. Und es eskaliert - es wird immer schlimmer." – Andreas 

Die Menschen wollen zeigen, dass sie die Schnauze voll haben von einer Situation, die seit Jahrhunderten existiert. Natürlich gibt es friedliche Demonstrationen, aber eben auch gewaltsame Proteste und Plünderungen, weswegen jetzt Ausgangsperren verhängt wurden. Selbst wenn sich die Proteste durch Ausgangsbeschränkungen und Polizeieinsätze unter Kontrolle bringen lassen sollte, ist das aber keine Lösung des Problems, findet Andreas:

"Wenn sich jetzt nicht in den nächsten Monaten radikal etwas ändert, dass police brutality mal ernst genommen wird – vor allem im Bezug auf die schwarze Bevölkerung – dann kann das noch zu schlimmeren Auswirkungen kommen." - Andreas 

Andreas sieht außerdem ein großes Problem darin, dass Donald Trump in dieser Situation nichts tut, um seinem Land zu helfen. Stattdessen droht der amerikanische Präsident damit, dass Militär einzuschalten. Als Demonstrant*in muss man auf jeden Fall aufpassen, denn die Situation ist in den USA aktuell sehr gefährlich.



 Felicia aus Cincinnati

Dass die Situation sich am Anfang so schnell zugespitzt hat und die Demonstrationen nicht friedlich stattfinden konnten, lag zum Teil auch am Verhalten der Polizei, sagt Felicia.

"Ich glaube das hatte auch viel damit zu tun, dass die Polizisten auch nicht so richtig wussten, wie sie sich verhalten sollen und vielleicht auch manchmal falsch verhalten haben und eben viel zu drastisch durchgegriffen haben, obwohl es in den Situationen nicht notwendig war." – Felicia

Es werden auch friedliche Demonstrant*innen und Menschen von der Presse verhaftet und Tränengas und Pfefferspray eingesetzt. Das alles schürt die Wut auf Polizist*innen natürlich noch mehr.

Der Großteil der Demonstrant*innen ist aber friedlich und die #blacklivesmatter-Bewegung natürlich nicht per se gewaltbereit.

"Deswegen ist das natürlich sehr schade, dass sich die Regierung, vor allem das Federal Government, jetzt nur darauf fokussiert und meiner Meinung nach versucht, dadurch abzulenken vom eigentlichen Thema." - Felicia

Im Moment hat Felicia aber das Gefühl, dass sich die Lage langsam etwas entspannt, auch weil sich manche Polizist*innen mit den Demonstrierenden solidarisieren.


Auch diese Solidarisierung beziehungsweise ihre mediale Verbreitung, wird allerdings von vielen Menschen kritisch betrachtet. Denn diese Bilder können dazu führen, dass sich die Wahrnehmung stark verschiebt – zugunsten der Polizei und gegen die Demonstrant*innen.


Felicia selbst war auf einer organisierten Demonstration, spricht mit ihren schwarzen Freund*innen, informiert sich und reflektiert die eigene Position.

"Für mich war auch ganz wichtig zu erkennen, dass es okay ist dass das jetzt nicht der eigene Kampf ist, aber dass man eben dieses weiße Privileg anerkennen muss, dass man anerkennen muss, dass man als weiße Person eine privilegierte Position in der Gesellschaft hat und dass man diese Position aber auch zum Guten nutzen kann." – Felicia

In den USA gehören die schwarzen Menschen der Minderheit an – an der Macht sind aber weiße Menschen, die zur Mehrheit gehören.

"Und deswegen braucht die Minderheit, die Unterstützung der Mehrheit, um irgendetwas verändern zu können, weil die Mehrheit – die Weißen – an der Macht sind." – Felicia

Felicia könnte sich gut vorstellen, dass die Demonstrationen auch in Zukunft wöchentlich stattfinden und hofft, auf eine langfristige Veränderung.

"Ich hoffe es auch so ein bisschen, dass das jetzt nicht nur mal ein großer Aufschrei war und dann passiert wieder nichts und dann vergisst man's wieder, sondern ich hoffe auch für die Bewegung, dass es diesmal wirklich irgendwas bewegen wird und dass sich die Leute langfristig dafür engagieren." – Felicia

Auch auf ihrem Instagram-Account und auf Youtube berichtet Felicia über ihr Leben in den USA und die aktuellen Ausschreitungen:

  • Andreas über die Situation in Washington
    Unser egoHörer am Telefon mit Dominik
  • Felicia über die Situation in Cincinnati
    Unsere egoHörerin am Telefon
  • Kim über die Proteste in L.A.
    Die Social Media Aktivistin im Gespräch mit Gloria

Kim aus Los Angeles

Kim Cohen lebt in Los Angeles - und gehört der Community der POC an. In den letzten Wochen war sie so oft es ging für die Black Lives Matter Bewegung auf der Straße:
"I have absolutely been out protesting when I can. Not only in solidarity with the other police killings that have happened in America - specifially George Floyd, Brianna Taylor and Ahmad Audrey, but to protest the three billion dollar police budget and the 600+ people that have been killed in Los Angeles - and not a single officer has been prosecuted."

In den Medien haben wir auch Bilder von Ausschreitungen und Plünderungen gesehen. Kim hat die Erfahrung gemacht, dass es natürlich Menschen gibt, die die Black Lives Matter Demos jetzt für ihre ganz eigene Agenda missbrauchen - Plünderungen und Gewalt verurteilt sie - man müsse aber auch sagen, dass die Proteste, an denen sie teilgenommen hat, hauptsächlich durch die Polizei eskaliert sind:
"On May 30th we were met with a lot of pushback: rubber bullets, tear gas - and a blatant discrepancy on how they were treating certain black protesters and how they were treating other white protesters. [... ] The majority of protests that I have been to have been peaceful and if they do turn violent it is by the hands of the police - there's no need to show up in riot gear. when all we're doing os standing there and yelling and chanting and trying to make our voices heard."
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May 30, 2020. It was beautiful. It was liberating. It was revolutionary. It was community in action. And it became violent by the hands of the police. Warning: Sensitive footage in the middle. Our day started peacefully, side by side while practicing our right to protest. We gathered, marched, and made our demands known. We stood in friendship and stuck together while respecting people’s boundaries. Then the cops showed up and instead of assisting us down the street as folks wanted to continue marching, they barricaded us at 3rd and Fairfax. Let’s be clear, not everyone who showed up was for BLM but that’s a discussion for another day. With rising escalations, the cops swung. They shot. They threatened arrest. Fires were started. You never know how you’re going to respond when these things happen until they happen. We were in the position to capture blatant footage of antagonizing tactics and excessive force by the hands of the police when our hands were up. @kendrick38 and @probly_kyle got hit at close range by rubber bullets. Kyle’s hand is broken. I was not physically harmed but emotionally and mentally...I’m at a loss right now. How exactly do you expect folks to react when they are being shot at? We are beyond angry. We are beyond your sympathies. This is everyone’s issue. Prosecute killer cops. Period. Defund the police. Wherever you are, understand your city’s budget and how it’s distributed. The Mayor of Los Angeles is proposing that 54% of the city’s budget go to the LAPD. Funding a historically racist institution with over half of a city budget and divesting in appropriate funding for the community is violent. Call your city council members and fight for them to redistribute. Black people deserve peace. Until then... Buy Black. Invest in Black futures. Show up and do the work. Please be safe. And most importantly of all, stop fucking killing us. #BlackLivesMatter #Defundthepolice #Protest #NoJusticeNoPeace

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Die Demonstrierenden sind voller Hoffnung

Obwohl die Black Lives Matter Bewegung nicht neu ist und sich schon vor ein paar Jahren eine Welle an Protesten über Amerika entladen hat, glaubt Kim fest daran, dass es diesmal anders laufen wird und die Proteste wirklich zu Veränderung führen werden:
"I do feel as though more people are paying attention. And because we are in a global pandemic and all we have to do is stay inside and all we have is the internet, a lot of people are now kind of recognizing that it's not appropriate to turn a blind eye. It feels as though people are having those hard conversations at home, a lot of people are revolutionizing their mindset about what #blacklivesmatter means - and stepping out onto the streets to protest or protesting online or figuring out how to get involved. Something about the pandemic has really highlighted this. My biggest hope is that it won't die down after a week or two."

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