Elvis

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Von  Fabian Broicher
Kann ein guter Film dabei herauskommen, wenn mit Baz Luhrmann der bombastischste Regisseur seiner Zeit eine Biografie über Elvis Presley, den bombastischsten Popstar seiner Zeit, macht? egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher hat die Antwort.

Beinahe zehn Jahre liegt es nun zurück, seit man einen Film von Baz Luhrmann auf der großen Leinwand zu bewundern vermochte – und der zur ganz großen Geste neigende Regisseur wäre nicht er selbst, wenn er für seine Rückkehr ins Kino keine nahezu überdimensionale Geschichte gefunden hätte. So erzählt er in Elvis über einen der wichtigsten Musiker des Rock’n’Roll, Elvis Presley, sowie über dessen problematische Beziehung zu seinem Manager Colonel Tom Parker. Dabei setzt Luhrmann auf die Stilmittel, die bereits in Romeo + Julia, Moulin Rouge und Der Große Gatsby ausmachten, in erster Linie jede Menge Bombast. Dabei konnte er mit Austin Butler in der Titelrolle und vor allem Tom Hanks, der im Fat Suit agiert, zwei Schauspieler gewinnen, die zumindest auch ruhige Zwischentöne bedienen könnten – zumindest wenn es die Regie zulässt …

Worum es bei Elvis geht

Memphis Mitte der Fünfzigerjahre. Als der Talentscout Colonel Tom Parker, der eine Tour abgehalfterter Country-Stars betreut, bei der sein Schützling Hank Snow als Headliner auftritt, eine mysteriöse Platte mit energischer Rock’n’Roll-Musik zu hören bekommt, wird ihm schnell klar, dass dieser Sänger auf die große Bühne gehört. Immerhin klingt dieser angeblich weiße Kerl wie ein schwarzer Bluesmusiker. Also besucht er ein Nachwuchskonzert, bei dem dieser Elvis Presley auftreten soll – und dort erlebt Parker Ungeheuerliches. Nicht nur, dass Presleys Energie den ganzen Saal mitreißt, auch der anzügliche Hüftschwung des schmächtigen Sängers verfehlt seine Wirkung bei den jungen Frauen nicht.

Also nimmt Colonel Parker Elvis unter Vertrag – und scheint als sein Manager wahrlich auf Gold gestoßen zu sein, denn die Mischung aus Rock’n’Roll und Rhythm & Blues schlägt ein wie eine Bombe! Gleichzeitig sorgen die sexuellen Untertöne, die in Elvis' Auftritten mitschwingen, im prüden Amerika für heftige Skandale. Doch trotzdem kann das den Aufstieg von Elvis Presley zum Superstar nicht aufhalten. Jedoch weigert sein Manager sich aus mysteriösen Gründen, ihm Konzerttermine in Übersee zu buchen, außerdem wird Presley schließlich von der US-Armee eingezogen. Die Spannungen zwischen Colonel Parker und seinem Schützling nehmen immer mehr zu …
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So ist der Film

Baz Luhrmann konzentriert sich in seinem Biopic auf die nicht immer einfache Beziehung zwischen Elvis und seinem Manager Colonel Parker. Das sorgt vor allem in der zweiten Hälfte des über zweieinhalb Stunden langen Films immer wieder für Spannungen, etwa wenn herauskommt, dass Parker keine amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt oder er mit den Talenten seines Schützlings seine Spielschulden zu tilgen versucht. Doch darüber hinaus vermag Luhrmann leider nicht, seiner Erzählung eine gewisse Tiefe zu verleihen, da er sich immer wieder in stilisiertem Bombast verliert. Dadurch ist Elvis keine richtige Biografie, jedoch erfährt man auch viel zu wenig über die Musik.

Und wenn man Luhrmanns Filmen eines vorwerfen kann, dann ist es der Bombast – das ist auch bei Elvis nicht anders. Gleich zu Beginn torpediert der Regisseur seine Zuschauer*innen mit Split Screens, wilden Überblendungen und einer Mixtur aus zeithistorischen und aktuellen Aufnahmen. Dieser Overkill sorgt dafür, dass der Film sehr schnell sehr anstrengend wird – und all das wird der spannenden Figur des Elvis Presley nicht gerecht. Austin Butler spielt in der Hauptrolle zwar passabel, jedoch nimmt man ihm gerade in der zweiten Hälfte nicht ab, dass er bereits auf die vierzig zugeht. Und Tom Hanks aufgesetzter holländischer Akzent nervt nach einer Weile nur noch. All das, gepaart mit der viel zu langen Laufzeit von 260 Minuten, macht Elvis zu einem enttäuschenden Film. Zu wenig Musik für einen Musikfilm, aber auch zu wenig charakterliche Tiefe für ein Biopic.

Damit steckt in Elvis wahrscheinlich mehr Baz Luhrmann als Elvis Presley, weswegen es leider nur zu 4 von 10 Hüftschwüngen reicht.

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