Interessante Wasserspar-Konzepte anderer Länder

Interessante Wasserspar-Konzepte anderer Länder

So funktioniert's anderswo

Von  Kristina Paulini
Unter der Dusche pinkeln und das Auto nicht mehr putzen - Auf diese ausgefallenen Arten wird in anderen Ländern Wasser gespart:


American Green

Irgendwo in Kalifornien, Sonntagmorgen: die Sonne scheint, du stehst mit deinem Kaffee in der Hand und im Bademantel gekleidet auf deiner Veranda, ein Kind fährt mit dem Fahrrad vorbei, grüßt dich beim Namen und wirft dir die Zeitung auf deinen satten grünen Rasen, in der Küche brutzeln gerade Blueberry-Pancakes und irgendwo bellt ein Hund. Das Leben ist schön. Ja, that's THE American Dream. Oder? Zumindest haben uns Werbungen und Filme DAS als den absoluten Vorstadt-Traum verkauft.

Einer der wichtigsten Bestandteile davon neben Job, Haus, Frau und Tier: ein blütenreiner Rasen, na – wobei eher chemisch rein. Denn in so einen Bilderbuch-Rasen muss ganz schön viel investiert werden. Und abseits der ganzen Dünger- und Unkrautvernichter-Bomben darf die regelmäßige Bewässerung auch nicht fehlen. 

800 Liter Wasser verbrauchen Rasensprenger im Schnitt in der Stunde. Absoluter Unfug, oder? Aber noch größerer Unfug ist das Ganze in einem Bundesstaat, der eh schon jeden Sommer an extremen Dürren und Hitzebränden leidet, wie zum Beispiel Kalifornien. Trotz Behördenaufruf zum Wassersparen, wollten einige American-Dreamer nicht auf ihren hübschen Vorgarten verzichten, weshalb Strafen festgelegt wurden. Zwei Mal pro Woche für 15 Minuten Garten bewässern - wer mehr gießt, muss zahlen. Ja, klingt total affig, aber ehrlich: wer denkt, dass satte Rasenflächen zum kalifonischen Klima passen, kann sich ja nun ärgern bis er*sie grün wird.

Nasse Tanzeinlage

Was schafft man alles in 2 Minuten? Das Bett machen, Pflanzen gießen, Wäsche in die Maschine stopfen, eine Tafel Schokolade essen? Ah wobei, bei letzterem bräuchten wir wahrscheinlich sogar weniger als 2 Minuten. Beim Duschen sieht es allerdings schon ein wenig anders aus oder?

Durchschnittlich verbraucht ein deutscher Ein-Personen-Haushalt 128 Liter Wasser pro Tag. Davon gehen im Schnitt etwa 40 Liter für die tägliche Dusche ab. Heftig oder? In Kapstadt, wo Dürre und Wassermangel noch präsenter sind, ist der Verbrauch deutlich geringer. Dennoch hat sich die Regierung von Cape Town einen musikalischen Twist überlegt, die Einwohner*innen dazu zu animieren, noch mehr Wasser beim Duschen zu sparen. Die 2 Minuten-Dusch-Songs! 

Ganz genau, 2-Minuten Songs, die genauso lange gehen, wie ein wassersparender Duschgang dauern sollte. Dazu haben südafrikanische Künstler*innen die bekanntesten und beliebtesten Songs Südafrikas neu arrangiert, eingesungen und ja, eben auf 2 Minuten gekürzt. So ist jeder Duschgang fancy musikalisch unterlegt, doch motiviert auch, sich beim Waschen zu beeilen. Durch die Kürzung des Duschgangs soll der Wasserverbrauch auf 20 Liter pro Dusche schrumpfen. Also nur die Hälfte davon, was in Deutschland im Schnitt verbraucht wird. Musik und Wassersparen kombinieren – das können wir nur gut heißen. Und wir legen schon mal einen weiteren 2 Minuten Song obendrauf:

  • American Green
    Wasserspar-Konzepte anderer Länder
  • Nasse Tanzeinlage
    Wasserspar-Konzepte anderer Länder
  • Lass laufen!
    Wasserspar-Konzepte anderer Länder
  • Verstaubter Lack für alle
    Wasserspar-Konzepte anderer Länder
  • Die Behörden hinterm Duschvorhang
    Wasserspar-Konzepte anderer Länder


Lass laufen!

Die einen machens, die anderen findens eklig und wieder andere geben es einfach nur nicht zu, dass sie es auch machen: Pinkeln in der Dusche. Anscheinend ein sehr polarisierendes Thema. Ja und wir machen mal den ersten Schritt und outen uns als absolute Duschpinkler und Duschpinklerinnen. Aber nicht nur, weil es, wenn man genauer darüber nachdenkt, viel hygienischer ist. Auch aus umweltschonenden Maßnahmen ist es total ok und sogar sinnvoll, das Duschen mit der kleinen-Königstiger-Aktion zu kombinieren.

Laut Umweltschutzorganisation SOS Mata Atlântica, die für den Schutz des bedrohten atlantischen Regenwaldes in Brasilien kämpft, verbraucht jede Toilettenspülung etwa zwölf Liter Wasser. 12 Liter! Weißt du wie viel Nudeln man in einem 12 Liter Topf zubereiten könnte!? Wir auch nicht, aber auf jeden Fall verdammt viel. Und dabei ist der Ressourcenverbrauch bei der Toilettenpapier-Produktion noch nicht einmal mit eingerechnet. Und genau deshalb hat die brasilianische Organisation die Kampagne "Xixi no Banho" – also "Pinkeln beim Duschen" ins Leben gerufen. Bei den süßen Comicclips werden Männer, Frauen, Kinder, Basketballspieler*innen, Musiker*innen, Geister und Außerirdische pinkelnd hinter dem vorgezogenen Duschvorhang gezeigt, um dem Pinkeln in der Dusche mehr Akzeptanz zu geben. Also worauf wartest du - tu was für die Umwelt und lass laufen!

Verstaubter Lack für alle 

Italien und Autos – das gehört zusammen wie Ernie zu Bert, Anker-Tattoos zu trainierten Oberarmen und Bilder von Blumensträußen zu dem Whatsapp-Status unserer Mütter. Ja viele Italiener*innen lieben ihre hübsch blitzenden Lackfahrzeuge, sei es Vespa, Fiat Cinquecento, Ferrari, Maserati oder Lamborghini – wobei wir Fiat und Vespa schon um einiges sympathischer finden. Aber am Ende greift bei allen das gleiche Gesetz: Das Gesetz der verstaubten Fahrzeuge. Hmm nein, dabei handelt es sich nicht um eine Regel, dass italienische Autos immer blitzeblank sein müssen, ganz im Gegenteil.

Die diesjährige Hitzewelle bei gleichzeitig ausbleibenden Niederschlägen sorgt in Italien für massive Dürre. Aus diesem Grund haben sich viele regionale Behörden für einen ganz besonderen Schritt zum Wassersparen entschieden: Autos dürfen nicht mehr gewaschen werden. Klingt für einige von uns vielleicht ein wenig lächerlich, aber für Autoliebhaber*innen ist das gar nicht so ein Spaß. Des Weiteren wird auch das Befüllen von Pools und das Gießen des eigenen Gartens mit Geldstrafen verhängt. Und mal ehrlich: sinnvoll ist das ganze schon. Trotzdem können wir nicht aufhören uns vorzustellen, wie sich ab jetzt Autowasch-Süchtige heimlich an versteckten Orten treffen, um sich ausgiebig ihrem Drang hinzugeben, das Auto blitzeblank zu polieren. Wenn das kein Stoff für eine neue Netflix-Serie ist, wissen wir auch nicht.

Die Behörden hinterm Duschvorhang

Du hast ein Festivalwochenende hinter dir: der Schlafmangel steckt in jeder Zelle deines Körpers, das Essen hat sich in den letzten Tag auf Bier und Dosenravioli beschränkt und auch die Körperhygiene ließ zu wünschen übrig. Was du jetzt brauchst ist ein Bett, Essen und eine gute Serie. Aber zu aller erst eine ausgedehnte Dusche. Also Hahn auf, das Badezimmer zum Dampfbad umfunktioniert und den Wasserverbrauch schön ignorieren. Ja ne, das muss doch nicht sein, auch wenn das für viele von uns in Deutschland vielleicht möglich ist. In einigen privaten Wohnanlagen in Indien schaut es da ganz anders aus. Denn hier kommen die Behörden, sagen wir, fast mit hinter den Duschvorhang. Ok, nicht ganz, aber sie könnten dich auf jeden Fall mit eingeseiften Haaren im Trockenen stehen lassen, wenn sie der Meinung sind, dass deine regelmäßigen Duscheinlagen zu viel Wasser verbrauchen.

Ja, bei den Wohnanlagen wird ganz genau auf den Wasserverbrauch jedes einzelnen Haushaltes geschaut. Ist er zu hoch, muss man zuerst mit Strafgebühren rechnen, sinkt der Verbrauch weiterhin nicht, stellen die Behörden im schlimmsten Fall das Wasser stunden- oder gar tageweise ab. Stellt man sich das in Deutschland vor, würden wahrscheinlich viele wegen Eingriff ins Privatleben protestieren. Aber wenn man tagtäglich extreme Dürren vor der Haustür hat, erkennt man vielleicht den Sinn dahinter. Und bis wir nicht dazu gezwungen werden, könnten wir ja schon mal anfangen freiwillig unsere Duschvorgänge kürzer zu gestalten und damit Wasser zu sparen.

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