Nachhaltiger Fliegen

Nachhaltiger Fliegen

Wie reisen wir umweltbewusst mit dem Flugzeug?

Fliegen ist Horror für die Umwelt - das sei mal vorab gesagt. Ein paar Airlines machen sich dennoch Gedanken, diesen Horror zumindest etwas zu kompensieren. Beispielweise Plastikmüllvermeidung - oder gleich ein umweltfreundliches Flugzeug bauen.

Natürlich ist Fliegen per se nicht umweltfreundlich. Beim Fliegen werden einige umweltschädliche Emissionen in die Luft gepustet, das wissen wir ja mittlerweile alle.

Das kann man sich noch so schönreden und einen Gefallen tust du unserer Erde damit auch nicht. 

Manche Orte erreicht man allerdings doch eher schwerlich mit Zug oder Auto - Amerika, zum Beispiel. Oder Australien. Zum Glück gibt es zunehmend auch hier ein Bewusstsein - zum einen mit dem völligen Verzicht, zum anderen aber mit Möglichkeiten, die Umweltschäden in Grenzen zu halten.

Die Seite schwedische Webseite Shameplane führt dir ganz anschaulich vor Augen, wie hoch der CO2-Ausstoß explizit von einem Flug von A nach B ist. Zusätzlich zeigt sie dir, wie viel arktisches Eis allein durch diesen Flug abschmilzt. Die Strecke von München nach Berlin (und zurück) zum Beispiel stößt mit dem Flugzeug 308 Kilogramm CO2 pro Passagie in die Luft. Nur mal so als Vergleich: fährt man dieselbe Strecke mit dem ICE sind es nur 34,4 Kilogramm CO2. Das ist fast neunmal weniger CO2-Ausstoß...

Doch was kann man jetzt alles tun?

Egal, ob ein kleiner Schritt Richtung Umweltschutz oder ein großer (wie ein komplett neues Flugzeugmodell) - wir haben mal gesammelt...



Hi Fly verzichtet auf Plastik

Ende Dezember 2018 ließ die portugiesische Airline das erste Flugzeug ganz ohne Einwegplastikgeschirr in die Lüfte schweben. Stattdessen wurde auf Utensilien aus Bambus, leicht recycelbares Material und wiederverwendbares Geschirr gesetzt. Damit gehörten sie zur ersten Airline, die bei einem Linienflug komplett auf Plastik verzichteten. Das Beste daran ist, dass Hi Fly bis Ende dieses Jahres komplett auf plastikfreie Flüge umstellen will.

Australische Airline zieht mit

Die australische Fluggesellschaft Quantas hat sich das ja vielleicht sogar zum Vorbild genommen und will ihren Müllverbrauch drastisch reduzieren. Am 8. Mai führte Quantas den ersten Testflug von Sydney nach Adelaide durch, bei dem kein Einwegmüll entstand. Auf der Strecke sollen 1000 Utensilien durch Produkte die kompostiert, recycelt oder wiederverwendet werden können, ersetzt worden sein. Zum Beispiel die gängigen Plastikboxen fürs Essen, die wurden mit Behälter aus Zuckerrohr ersetzt.
"Normalerweise verbraucht die Airline auf der gleichen Flugstrecke 34 Kilogramm Plastik. Das summiere sich auf 150 Tonnen Plastik pro Jahr." - Qantas-Chef Andrew David.
Das will die Fluggesellschaft jetzt ändern und bis Ende 2021 75 Prozent weniger Abfall produzieren. Bis Ende nächsten Jahres sollen schon mal 100 Millionen Einwegplastikartikel vermieden werden. 

Diese Airlines zeigen, dass es auf jeden Fall umsetzbar ist. 




Was du als Einzelperson tun kannst

Die Alternativen...

Bus fahren, den Zug nehmen, per Anhalter durch die Welt oder andere Ziele auswählen. Im Inland muss man nicht fliegen. Es ist billig und geht (meistens!) schnell, aber denk immer daran, was das für Narben auf der Erde hinterlässt. Besser: Bus oder Bahn - klar, beide machen nicht wirklich Anstalten Teillösung der ökologischen Verkehrswende zu werden (Stichworte: Zuverlässigkeit und Preis), dennoch kannst du hier Glück haben und zumindest durch zeitiges Planen "ok" Preise zahlen. Das Fahrrad fällt leider ab einer gewissen Distanz gänzlich raus...

Auf einen Kilometer werden beim Fliegen pro Person circa 211 Gramm Treibhausgase in die Luft gepustet – bei einem Reisebus lediglich 32 Gramm.


Aber: An so einige Orte kommst du nur mit dem Flugzeug. Außer natürlich du schaffst es mit dem Fahrrad über den Atlantik – mit Videobeweis!
Wie macht man das Fliegen aber ansonsten besser, außer wirklich darauf verzichten zu müssen?

Kompensier deinen Flug

Seit einiger Zeit gibt es sogenannte CO2-Kompensationsdienstleister. Wenn du dein Gewissen und natürlich die Umwelt wieder auf einen grünen Pfad bringen willst, dann kannst du deinen Flug kompensieren. Durch das Pflanzen von Bäumen oder dem Ausbau erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern wird genau die Menge an Treibhausgasen eingespart, die du auf deinem Flug verursachen wirst. Auf atmosfair kannst du zum Beispiel einfach mal ausrechnen, was du für den Umweltausgleich zahlen müsstest. Du solltest aber immer darauf achten, dass es sich um qualitativ hochwertige Anbieter handelt, die dein Geld auch sinnvoll ökologisch verbraten. Orientierung bietet da der Gold Standard Siegel.

Auch bei der Webseite Shameplane kann man zusätzlich noch verschiedene Klimaschutzmaßnahmen wie eine vegetarische Ernährung, keine Autobenutzung etc. miteinbeziehen, um eine Relation davon zu bekommen, was so einen Flug wieder "ausgleichen" würde. 

Oder einfach direkt ein umweltschonendes Flugzeug benutzen! Gibt's nicht? Doch.



eRay als Zukunft der Flugzeuge

Ein Team der Technischen Universität München (TUM) wollte nicht mehr auf die großen Unternehmen warten und hat einfach selbst ein neues Konzept für ein Flugzeug mit fortschrittlicherer Technik entwickelt. Anstatt das Flugzeug mit zwei, vier oder sogar sechs Turbinen anzutreiben, wird der eRay beispielweise mit 21 kleinen elektrischen Turbinen in die Luft geschickt. Das Team aus München hat mit dem Design sogar einen Preis gewonnen.

eRay ist ultraeffizient

Wir könnten jetzt natürlich die komplette technische Zusammensetzung des Flugzeugs erklären, aber dann würdest du womöglich kein Wort verstehen und wahrscheinlich genau jetzt aufhören zu lesen - deswegen machen wir es dir so leicht wie möglich.
Nicht nur die Turbinen-Alternative zählt zu den Specials des eRays. Auch das Design macht es möglich, den Treibstoffverbrauch um 64 Prozent zu senken. Um das Gewicht und damit Emissionen zu reduzieren, verzichtet das Design des eRays sogar auf Fenster – so konnten allein beim Rumpf sieben Prozent des Gewichts reduziert werden. Klingt zwar bedrückend, macht aber Sinn.

Mit dem Umweltflugzeug direkt aufs Siegertreppchen 

Für das Team ging's dann nämlich direkt nach Washington D.C. - wenn du jetzt glaubst, dass das eRay Team ins Weiße Haus angezogen ist, dann müssen wir dich leider enttäuschen. Dafür haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die NASA in Washington D.C. die Sieger ihres gemeinsamen Design-Wettbewerbs gekürt.

Und dieses Jahr holten Alexander Frühbeis, Isa Held, Patrick Sieb und Artur Usbek, den Preis nach Hause. Schon vor zwei Jahren konnte ein deutsches Team, die ebenfalls von der TUM eingeflogen wurden, den Sieg für sich entscheiden.

Und wann können wir jetzt mit dem eRay in den Urlaub fliegen?

Noch nicht so bald. Das liegt aber nicht an der Idee oder Umsetzung der Studenten*innen - sie müssen lediglich darauf warten, dass irgendein großes Luftfahrtunternehmen auch anbeißt und das Ganze für den Kommerz zugänglich macht. Da das aber etwas teurer sein dürfte, könnte das bekanntlich noch etwas dauern. Auch wenn Alexander nicht von einer Umsetzung vor 2039 ausgeht, ist doch das Wichtige bei der Geschichte: 

Es geht! Es gibt tatsächlich ein umweltschonenderes Flugzeug. Zeit wird's also, dass die Konzerne endlich mitziehen.

Design ❤ Agentur zwetschke