Krieg, Angst und Flucht sind für alle Menschen traumatische Erfahrungen. Marginalisierte Gruppen benötigen jedoch mitunter spezifische Unterstützung und Hilfe - sowohl in Form von Spenden, als auch in Form der Solidarität. Wie du aktuell helfen kannst, erklären wir hier...
Die Lage ist unübersichtlich
Wenn du in den letzten Tagen die Geschehnisse in der Ukraine verfolgt ist, bist du sicherlich bereits auch auf Berichte gestoßen von ungleicher Behandlung von Menschen, die das Land verlassen wollen: Sowohl Reporter*innen als auch Augenzeug*innen erzählen von offenem Rassismus an den Grenzen. Schwarze Menschen werden an der Grenze abgewiesen und zurückgeschickt, teilweise auch beschimpft. Auch durch die mediale Berichterstattung, die seit des Angriffes des russischen Militärs auf die Ukraine die Nachrichten dominiert, entsteht zum Teil der Eindruck, dass sich die Solidarität explizit an weiße Europäer*innen richtet. Reporter*innen zeigen sich beispielsweise bestürzt, dass die Lage in der Ukraine eskaliert ist - es sei ja "kein Entwicklungs-Dritte-Welt-Land, sondern Europa". Diese Haltung spiegelt durchaus einen Großteil unserer westlichen Gesellschaft wieder. Deswegen dient dieser Artikel auch als Anstoß zur ehrlichen Selbstreflexion: Wie nimmst du die Geschehnisse selber wahr?Auch Betroffene anderer marginalisierter Gruppen schildern aktuell Erfahrungen von Diskriminierung an den Grenzen. Ein Redakteur von Vice hat beispielsweise mit einer Frau gesprochen, die die Ukraine erst nicht verlassen konnte. Sie ist trans und die Angaben ihres Geschlechts auf ihrem Pass stimmen nicht mit ihrem Gender überein. Laut dem Bündnis Queere Nothilfe Ukraine, können queere Personen, deren Pässe noch nicht angeglichen wurden, die Grenzen aktuell noch nicht überqueren.
"Zudem bedroht die angeordnete militärische Generalmobilmachung auch schwule und bisexuelle Männer sowie trans* Frauen und intergeschlechtliche Frauen mit einem männlichen Geschlechtseintrag. Diese Gruppen sind bei Gefangennahme, aber auch im militärischen Alltag besonders vulnerabel." - Queere Nothilfe Ukraine
Außerdem verbreitet sich aktuell in der Grenzregion das Gerücht, dass Zuhälter versuchen, Frauen zu überreden, mit ihnen mitzugehen, indem sie ihnen eine Unterkunft und Verpflegung anbieten.
Zusätzlich zur Angst vor Russlands Krieg gegen die Ukraine leiden marginalisierte Gruppen also auch noch unter Diskriminierung und werden teilweise an der Ausreise aus der Ukraine gehindert. Zudem fehlt es an spezifischen Angeboten von Hilfe und Solidarität. Dabei sollte klar sein:
Die Solidarität und Hilfsangebote richten sich an alle Menschen, die aktuell das Leid in der Ukraine erfahren.
Die Aktivistin Emilia Roig hat auf ihrem Instagram-Kanal noch einmal deutlich gemacht, warum Hilfe und Solidarität für marginalisierte Gruppen wichtig sind:
"Rooting for Black people and Brown people in Ukraine doesn't weaken support and empathy towards white Ukraines... Quite the opposite: if we ensure that the most marginalized people can reach safety, then everyone will. If Black people are safe, everyone else will be, too... because they are currently the ones at highest risk. It's not zero-sum-game: Black people's safety woudn't mean the absence of other peoples safety. This is what intersectional justice is about. It's about leaving no one behind." - Emilia Zenzile Roig auf Instagram
Wir haben dir hier einige Organisationen und Angebote aufgelistet, die sich mit ihrer Hilfe an marginalisierte Gruppen im Krieg richten - an den Grenzen sowie bei der Asylsuche in anderen europäischen Ländern.
Gezielte Unterstützung für BIPoC
Spenden
Aktuell werden bereits Hilfen für Schwarze Menschen an den Grenzen organisiert, zum Beispiel von der Sonnenblumen Community Development Group, dem Be Your Future e.V und der Initiative "N-Wort Stoppen". Du kannst hier spenden. Außerdem suchen die Organisator*innen aktuell dringend Fahrer*innen für Kleinbusse, um Fahrten von der ukrainischen Grenze zu arrangieren. In Köln werden zusätzlich Sachspenden für Geflüchtete angenommen.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Unterkunft
Die ukrainische Bloggerin Amanda Waliszewska hat außerdem ein Formular aufgestellt, bei dem du dich registrieren kannst und gezielt eine Unterkunft für BIPoC aus der Ukraine anbieten kannst. Das Formular dazu findest du hier.Petition unterzeichnen
Hier findest du eine Petition, die du online unterzeichnen kannst, die die Bundesregierung auffordert, auch fliehenden Personen ohne ukrainischen Pass in Deutschland Asyl zu gewährenInformationen
Informier dich weiter über die Lage und nutze zum Beispiel deine Social Media Accounts, um darauf aufmerksam zu machen. Unter dem Hashtag #AfricansinUkraine und auf dem Instagram-Kanal nigeriansleavingukraine findest du in den sozialen Medien sowohl Augenzeugenberichte als auch Hilfsangebote von und für Studierenden aus afrikanischen Ländern, die sich aktuell noch in der Ukraine befinden.Gezielte Unterstützung für LGBTQ+
Spenden
Die internationale Menschenrechtsorganisation OutRight Action International setzt sich für die Menschenrechte der LGBTQ+ Community ein. Die Organisation sammelt aktuell Spenden, die dann gezielt an europäische Organisationen weitergeleitet werden, die Angebote und Unterkünfte für geflüchtete Menschen der LGBTQ+ Community bereitstellen.Auch der Lesben- und Schwulenverband sammelt mit der Spendenaktion "Queere Nothilfe Ukraine" aktuell Geld. Die Spenden werden zur Versorgung und Evakuierung queerer Menschen verwendet.
Unterkunft anbieten
Das oben genannte Formular für BIPoC richtet sich ebenfalls an LGBTQ+.Petition unterzeichnen
Vertreter*innen verschiedener LGTBQ+ Organisationen in Deutschland haben sich zum Bündnis Queere Nothilfe Ukraine organisiert und eine Petition gestartet. Sie fordern darin beispielsweise ein Aufnahmeprogramm für besonders schutzbedürftige Geflüchtete oder auch humanitäre Hilfe vor Ort zu gewährleisten, inklusive HIV-Medikamente und geschlechtsangleichende Hormone. Alle Forderungen und mehr Informationen zur Petition findest du hier.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Gezielte Unterstützung für FLINTA
Spenden
UN Women versorgt Frauen und Mädchen vor Ort mit dem Nötigsten und leistet humanitäre Hilfe. Mehr Information und die Möglichkeit zu Spenden findest du hier.The Female Company organisieret sich mit Hilfsorganisationen und anderen Start-ups und sendet Pads in die Ukraine. Du kannst diese direkt im Online-Shop kaufen, aktuell werden bereits 10.000 Periodenprodukte an Menschen in Not an den Grenzen geliefert. Auch Social Period e.V. organisiert aktuell Fahrten in die Ukraine und an die Grenzen, um Menstruationsprodukten und weiteren Hygieneartikeln zusammen mit Hanseatic Help e. V. nach Polen zu liefern.
Unterkunft anbieten
Wenn du die Möglichkeit hast, Menschen bei dir zu Hause aufzunehmen, ist die Host A Sister-Facebook-Gruppe möglicherweise eine passende Anlaufstelle. Hier können sich nur Frauen anmelden und andere Frauen und ihre Kinder aufnehmen.Unterstützung für (chronisch) Kranke, Verwundete und Menschen mit Behinderung
action medeor
Das Deutsche Medikamenten-Hilfswerk action medeor sammelt Spenden, um zum Beispiel Verbandsmaterialien, Spritzen und Kanülen zur Versorgung von verletzten und kranken Menschen in Partnerkrankenhäuser in die Ukraine zu liefern. Die ersten Lieferungen sind bereits angekommen. Weitere Informationen und die Möglichkeit zu spenden findest du hier.Fight for Right
Die ukrainische Organisation setzt sich für Menschen mit Behinderung in der Ukraine ein und stellt zum Beispiel wichtige Informationen in Brailleschrift zur Verfügung. Außerdem leisten sie psychologische Beratung und kümmern sich darum, dass Anfragen an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Spenden kannst du hier.Auch das World Institute on Disability setzt sich aktuell mit Vereinen und Organisationen in Verbindung, um Menschen mit Behinderung in der Ukraine in der aktuellen Situation zu unterstützen. Mehr Informationen dazu und die Möglichkeit zu spenden findest du hier.
Weitere Möglichkeiten zu spenden oder dich und andere zu informieren, findest du auch hier:
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