Sonntags einkaufen? Nicht in Bayern...

Sonntags einkaufen? Nicht in Bayern...

Nicht mal dann, wenn es kein Personal bräuchte

Eigentlich hätte die Josefs nahkauf Box im Landkreis Bamberg 24/7 geöffnet haben sollen und wäre damit Vorreiter bei der Lebensmittelversorgung in ländlichen Gebieten gewesen. Wäre da nur nicht das bayerische Ladenschlussrecht...


Pettstadt in Oberfranken ist eine kleine Gemeinde wie es sie in Deutschland tausendfach gibt.

Ein bisschen über 2.000 Einwohner*innen und mit Bamberg eine größere Stadt in der Nähe. Es gibt eine Kirche, ein Rathaus und Sportvereine - einen Supermarkt gab es aber schon lange nicht mehr. Zumindest, bis Anfang April: Mit einem Mini-Nahkauf hat Rewe in Pettstadt vor zwei Wochen ein neues Konzept getestet. Ein kleiner Container mit einer gar nicht so kleinen Auswahl an Lebensmitteln und anderen praktischen Produkten. Das Testkonzept auf 39 Quadratmetern umfasst insgesamt um die 700 Artikel und bezahlt wird mit der Karte an der Selbstbedienungskasse.


Als wäre das nicht schon alles schon cool genug für die Menschen in Pettstadt gewesen, sollte die "Josefs-Box" sogar 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet sein. "Das Konzept des Walk-In Stores ist kundenfreundlich, denkbar einfach und bietet ein unkompliziertes Einkaufserlebnis", hieß es in einer Pressemitteilung. Ganz so unkompliziert war es dann leider doch nicht.

Rund um die Uhr geöffnet zu haben war dann wohl doch zu fortschrittlich für Bayern.

Denn das zuständige Amt in Bamberg hat kurzerhand beschlossen: 24/7 einkaufen zu können verstößt gegen das Ladenschlussgesetz. Und ja, falls du gerade beispielsweise in Baden-Württemberg oder NRW bist, kannst du da wahrscheinlich nur drüber lachen, aber in Bayern ist das quasi heilig. Kein Einkauf nach 20 Uhr und schon gar nicht an Sonn- oder Feiertagen! Damit hat Bayern die strengsten Regeln was Ladenöffnungszeiten angeht und beharrt auch seit Jahren auf diesen. Einzige Ausnahmen gelten bisher lediglich an Bahnhöfen und Tankstellen. 

Die Regierenden in Bayern begründen diese gesetzliche Regelung eigentlich damit, dass die Mitarbeiter*innen ein Recht auf Freizeit und faire Arbeitszeiten haben. Nur, wer soll in einem Mini-Container-Supermarkt ohne Personal geschützt werden? Eben...

Inzwischen ist die nahkauf Box deswegen auch Thema im bayerischen Landtag.

Die FDP-Fraktion reichte einen Antrag ein und fordert, dass digitale Kleinstsupermärkte 24/7 geöffnet sein dürfen, weil dafür kein menschliches Personal gebraucht wird. Wie es mit der Josefs-Box weitergeht und was das auch für ähnliche Projekte bedeutet, bleibt abzuwarten. Aber gut, immerhin haben die Menschen in Pettstadt überhaupt wieder einen Supermarkt – wenn auch klein und nicht die ganze Zeit geöffnet…

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