Kinder, die die Welt verändern

Kinder, die die Welt verändern

Wir stellen dir sechs großartige Persönlichkeiten vor

Wir brauchen Vorbilder, zu denen wir aufsehen können? Klar. Doch auch das (aufs Alter bezogene) Herabschauen sollten wir uns angewöhnen.


Millie Bobby Brown 

Schauspielerin und Menschenrechtlerin

Über Nacht zum Superstar: Als im Juli 2016 die Netflix-Serie Stranger Things in den USA anlief, war der Hype um die talentierten Kinder kaum zu bremsen. Im Mittelpunkt Millie Bobby Brown aka Eleven, die im Alter von 12 Jahren auf einen Schlag zu einer Person des öffentlichen Lebens wurde.  
Ja, einen Hype einer ganzen Generation auszulösen gehört nicht unbedingt zu den alltäglich Dingen, die ein*e Teenager*in so miterlebt und kann man zurecht etwas skeptisch gegenübertreten. Was Millie allerdings zusätzlich noch von ihren Altersgenoss*innen unterscheidet, ist ihr hohes Engagement an sozialen Projekten.  

Mit ihrer Position im Rampenlicht will sie weniger beachteten Menschen eine Stimme schenken und setzt sich stark für die Rechte von Kindern ein. Damit wurde sie sogar 2018 als Sonderbotschafterin von Unicef ernannt und war mit 14 Jahren damit die jüngste je ernannte Botschafterin.

Kurz darauf schafft sie es sogar auf die sagenumwobene Times-Liste der "100 einflussreichsten Personen der Welt". Als jüngste jemals erwähnte Person, teilt sie sich dort die Ränge mit Prince Harry, Nicole Kidman und Oprah Winfrey. 

Gerade ist sie in dem Netflix Original Enola Holmes zu sehen, in dem sie nicht nur die Hauptrolle als Sherlocks kleine Schwester spielt, sondern auch noch in die Produktion des Films eingestiegen ist. Damit sichert sie sich auch noch den Titel – wer hätte es gedacht - jüngste Produzentin Hollywoods.  

Malala Yousafzai  

BBC Korrespondentin, Menschenrechtlerin und Nobelpreisträgerin

Ein Blog für den BBC, ein Attentat der Taliban überlebt, einen Friedensnobelpreis und die Verfilmung des eigenen Lebens. Blickt man auf den Steckbrief von der inzwischen 23 Jahre alten Malala Yousafzai kann man kaum glauben, dass sie diese Erfahrungen allesamt in sich trägt. Mit gerade mal zehn Jahren erlebt Malala wie die Taliban die Herrschaft in ihrer Heimat, dem pakistanischen Mingora, übernehmen und von da an die Rechte der Menschen und besonders die der Frauen immens einschränken.  

BBC machte diese Unterdrückung von Frauen zum Thema und dank Malalas Vater wurde der TV-Sender auf die Zehnjährige aufmerksam. Ab diesem Moment skizzierte Malala zehn wochenlang das Leben in der Unterdrückung. Sie erzählte von Selbstmordattentaten, Angst und Trauer. Als eine der wenigen, die sich in die Öffentlichkeit trauten, verbreitete sich der Blog gul makai wie ein Lauffeuer und Malala wurde innerhalb kürzester Zeit weltweit berühmt.

Nicht zu erwähnen, dass sie für den Taliban damit ein Dorn im Auge war. So wurde im Oktober 2012 sogar ein Bus gestürmt, in dem Malala saß und auf sie geschossen. Schwer verletzt konnte sie jedoch gerettet werden - stark gewillt weiterzumachen.  


Für ihren Mut, ihr Engagement und ihren eisernen Willen wurde der Aktivistin am 10. Oktober 2014 der Friedensnobelpreis zuerkannt. Damit ist sie die jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Nobelpreises und die mit Abstand jüngste in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Im Jahre 2017 folgte dann auch noch der Titel der Friedensbotschafterin der UN und Malala wurde damit die jüngste UN-Friedensbotschafterin weltweit.

Boyan Slat 

Umweltingenieur im Kampf gegen die Plastikverschmutzung im Ozean

In unseren Ozeanen treiben Schätzungen zufolge etwa 150 Millionen Tonnen Plastikmüll: zerbeulte Flaschen und zerborstene Rohre, Tüten und Folien, Zahnbürsten, Kanister und Badeenten. Und jedes Jahr kommen weitere 5 bis 13 Millionen Tonnen dazu. 

Ein Problem, für das es keine Lösung zu geben scheint, zumindest wurde sie bis jetzt noch nicht gefunden. Das wollte der 16-jährige Boyan Slat aus den Niederlanden schlichtweg nicht akzeptieren und beschloss, etwas dagegen zu tun. Bereits nach zwei Jahren intensiver Forschung fand er einen Ansatz, der so simpel wie genial zu sein schien. Seine Idee den Müll mit einem riesigen Fangarm aus dem Meer zu fischen kam an und das Crowdfunding sammelte über 40 Millionen Euro, um das Projekt Ocean CleanUp umzusetzen.  

Acht Jahre nach der Gründung von Ocean CleanUp muss Boyan Slat feststellen, dass die Reinigung der Ozeane kein einfaches Vorhaben und nicht so leicht wie gehofft ist und Rückschläge zur Tagesordnung gehören. Doch nach unzähligen Verbesserungen kann das Ocean CleanUp-Team auch kleine Erfolge vorzeigen. Erfolge, die Hoffnung machen, jedoch nicht die Ausrede liefern, so weiter zu machen wie bisher. Denn nur wenn der Nachschub an Plastikmüll weitergehend aufhört, kann die Reinigung der Meere wirklich erfolgreich sein. 

Als gesichert darf allerdings schon jetzt gelten: Der 16-jährige Junge hat nach einer Lösung für ein Problem gesucht, bei dem viele Erwachsene wegschauen. Um nachfolgenden Generationen eine Welt zu hinterlassen, auf der das Leben lebenswert ist.
  • Millie Bobbie Brown
    Kinder, die die Welt verändern
  • Malala Yousafzai
    Kinder, die die Welt verändern
  • Boyan Slat
    Kinder, die die Welt verändern
  • Emma González
    Kinder, die die Welt verändern
  • Greta Thunberg
    Kinder, die die Welt verändern
  • Hannah Herbst
    Kinder, die die Welt verändern

Emma González 

Aktivistin für schärfere Waffengesetze in den USA

Sechs Minuten und 20 Sekunden. So lange hat das Schulmassaker von Parkland im US-Bundesstaat Florida gedauert und so lange steht auch die überlebende Schülerin Emma Gonzalez auf der Bühne in Washington. 

Emma González steckt mitten in ihren Abschlussprüfungen, als am 14. Februar 2018 ein Attentäter das Schulgelände betritt und wahllos um sich schießt. Insgesamt kamen 14 Schüler und drei Erwachsene ums Leben. Seitdem macht sich Emma für stärkere Waffengesetze in den USA stark. Gemeinsam mit anderen Mitschüler*innen rief Emma eine Bewegung ins Leben: Mit dem Massenprotest "March For Our Lives" folgen ihr hunderttausende Menschen auf die Straße. Besonders ihre Rede an diesem Tag bleibt vielen in Erinnerung:


Nachdem sie die Namen der Menschen vorgelesen hat, die bei dem Attentat ums Leben gekommen sind, beginnt sie zu schweigen. Solange bis die eisigen Sechs Minuten 20 verstrichen sind. Emmas Aufritt ging um die Welt - die Schülerin wurde über Nacht zum Gesicht der Protestbewegung.   

Ein Jahr nach dem Attentat tritt Emma nur noch selten öffentlich auf. Die Forderungen der Schüler*innen sind geblieben und sie haben auch etwas bewegt in den USA. Nach Angaben des waffenkritischen Giffords-Law-Centers haben 26 Bundesstaaten und der Bundesdistrikt Washington im vergangenen Jahr ihre Waffenregeln verschärft.  
Doch auch wenn es Hoffnung gibt, ist der Kampf der inzwischen 21-Jährigen gegen Waffengewalt und die laschen Waffengesetze in den USA noch lange nicht vorbei. 

Greta Thunberg

Umweltaktivistin

Da soll nochmal irgendjemand behaupten, dass nur was aus Menschen wird, die brav in der Schule sitzen und aufpassen. Greta Thunberg ist das beste Beispiel dagegen - ihrer Meinung nach mache es schlichtweg keinen Sinn für eine Zukunft zu lernen, die bald nicht mehr existieren wird. Und so fängt sie im Sommer 2018 an zu streiken. Die Forderung: der aktive Kampf gegen die Klimakatastrophe seitens der Politik.

Es dauert nicht lange, bis die damals 15-Jährige Aufmerksamkeit bekommt. Nicht nur Schweden, sondern die ganze Welt kann live miterleben, wir Gretas Vision eine stetig wachsende Gefolgschaft findet und sich schließlich eine der größten Umweltbewegungen der Menschheitsgeschichte bildet: Fridays for Future. Millionen von Menschen finden sich in tausenden von Städten weltweit zu den letzten globalen Klimastreiks ein. Doch durch die Pandemie organisiert sich der Protest seit März 2020 weitestgehend online.

Greta selbst ist bis heute Schlüsselfigur der Bewegung und spricht regelmäßig mit Politikmachenden von Weltrang. Ein besonders großer Moment ist ihre Rede vor den Vereinten Nationen im September 2019:


Obwohl die 17-jährige Greta Thunberg sich mit all ihrem Herzblut fürs Klima und nicht zuletzt das Überleben unserer Spezies einsetzt, erfährt sie auch absurd großen Hass von - eigentlich - erwachsenen Menschen. Besonders gerne wird dabei ihr Asperger-Syndrom angegriffen - eine Kontakt- und Kommunikationsstörung, die Betroffenen ein mangelndes Einfühlungsvermögen beschert. Doch gerade diese Störung ist - wie Greta selbst auch sagt - für ihren entschlossenen Kampfgeist verantwortlich: Sie denkt schwarz / weiß. In Bezug auf die Klimakatastrophe gibt es für sie also lediglich zwei Möglichkeiten: Handeln oder nicht handeln - beziehungsweise: leben oder aussterben. Das klingt eigentlich recht logisch und betont nur nochmal den Ernst unserer ökologischen Lage. Greta Thunberg lässt sich nicht unterkriegen und kämpft weiter mit Mut und großer Entschlossenheit für eine bessere, lebenswürdige Zukunft.

Hannah Herbst

Ingenieurin im Energie- und Gesundheitswesen

Nach einem versemmelten Mathetest in der Grundschule steht für Hannah Herbst eigentlich fest: Mathematik und Naturwissenschaften sind nichts für sie - und verschreibt sich deswegen der Schauspielerei. Das ändert sich erst wieder, als ihr Vater sie statt ins Theaterlager ins Technik Camp schickt - wenn es ihr am ersten Tag nicht gefällt, müsse sie nicht mehr hingehen. So verbringt Hannah einen ganzen Tag als einziges Mädchen unter technologisch talentierten Jungs - die sie allerdings nicht ausschließen, sondern involvieren, ihr das Programmieren beibringen und es schaffen, ihre Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften zu entfachen.
Mit 12 baut sie so ihren ersten Roboter. Nichts Abgefahrenes - eher einfach. Doch genau darin liegt ihrer Meinung nach die Crux, um junge Menschen dafür zu begeistern, Großes vollbringen zu können.

Hannah Herbst hat nie aufgehört, entdeckte Probleme anzugehen - so simpel die Ideen anfangs auch scheinen. So baut sie mit 15 eine kompakte, tragbare Turbine, die über Meeresströmungen angetrieben wird. Die daraus gewonnene Energie wird in einem Generator gespeichert und sorgt nicht nur für Strom, sondern kann auch dazu dienen Meerwasser trinkbar aufzubereiten. Die Idee dazu kam ihr dank ihrer neunjährigen Brieffreundin aus Äthiopien, die die unzuverlässige Stromversorgung beklagte.

Auch als ihr Vater während seiner Krebsbehandlung an einer postoperativen Infektion erkrankt steht für Hannah fest: sie muss was tun. Weil sie kaum Ahnung von Krebsforschung hat, konzentriert sie sich auf - übrigens sehr häufig auftretende - operationsbedingte Infektionen. Eine Lösung findet sie auf der Haut eines Hais: diese ist mit mikroskopisch kleinen, dreieckigen Schuppen so konzipiert, dass sich keine üblen Bakterien an der Haut festsetzen und Infektionen auslösen können. So entwickelt Hanna antibakterielles und wiederverwendbares Verbandmaterial speziell für postoperative Zwecke. Die Moral: Lass dir von verpatzten Tests nie wieder vorschreiben, was du tun oder nicht tun kannst!



Bildquellen: Malala Yousafzai: flickr | Southbank Centre | cc by 2.0 || Emma González: flickr | Tradlands | cc by 2.0 || Greta Thunberg: flickr | Streetsblog Denver | cc by 2.0

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