Arbeiten bis zur Rente mit 67? Oliver will das nicht. Er ist Frugalist und will bereits mit 40 Jahren finanziell unabhängig sein.
Was sind Frugalist*innen?
Oliver Nölting arbeitet in Teilzeit als Angestellter bei einer kleinen Software-Agentur und ist außerdem selbstständiger Programmierer. Zusammen mit seiner Freundin wohnt der 31-Jährige in Hannover. Er verfolgt ein besonderes Lebenskonzept, er ist nämlich Frugalist und davon sogar der bekannteste Vertreter der Szene im deutschsprachigen Raum. Als Frugalist lebt er momentan so sparsam, dass er mit 40 Jahren bereits in Rente gehen kann.
In Rente zu gehen ist aber gar nicht das große Ziel...
Für ihn ist viel entscheidender, dass er dann finanziell unabhängig ist. Das heißt, er kann genau das und so viel arbeiten wie er möchte - ist aber nicht zwingend auf das Gehalt angewiesen. In zehn Jahren wird er also nicht Cocktail schlürfend im Liegestuhl sitzen - sondern nur seine Freiheit genießen, das zu tun, was er machen möchte.Bewusster Konsum
Damit Olivers Traum wahr werden kann, muss er sein momentanes Einkommen sparen. Aktuell verdient er ungefähr 2.300 Euro netto im Monat, von denen er nur 800 Euro ausgibt. Klingt, als wenn er keinen Spaß hätte und sich nur von Resten ernährt? Falsch. Er versucht einfach alles sehr ganz bewusst zu konsumieren. Ein Sparfuchs ist Oliver also nicht. Vielmehr möchte er Wege finden, um glücklich zu sein und ein erfülltes Leben zu haben – ohne viel Geld. Spontane Einkäufe gibt es bei ihm daher nicht. Mit seinem finanziellen Budget kann er aber trotzdem auch ins Kino oder mit Freund*innen essen gehen. Ihm ist nur wichtig, dass er das nicht aus Gewohnheit macht, sondern dass es etwas besonderes ist und bleibt. Ein ganz praktischer Tipp von Oliver: Statt immer auf dem Weg zur Arbeit oder Uni eine belegte Semmel und einen Kaffee zum Mitnehmen zu kaufen, beides einfach schon zu Hause vorbereiten und einpacken - das senkt die Ausgaben ohne dass auf etwas verzichtet werden müsste. Außerdem hat er kostengünstige Hobbys: Fahrradfahren, Gitarre spielen und Skateboard fahren. Und: Er hat Glück mit seiner Wohnung. Obwohl sie recht zentral in Hannover gelegen ist, ist sie recht günstig.Weitere einfache Tipps zum Sparen für deinen Alltag findest du übrigens hier.
Oliver versucht, seine Gewohnheiten zu hinterfragen und so zu sparen, ohne verzichten zu müssen. Durch einen minimalistischen Lebensstil kann er sogar Lebensqualität hinzugewinnen.
Die 752-Regel
Um den Überblick zu behalten, notiert sich Oliver alle Ausgaben. Häufig erreicht er eine Sparquote von 60 Prozent oder noch mehr. Dieses Geld schlummert bei Frugalist*innen aber nicht unter dem Kopfkissen oder auf einem Sparbuch. Sie investieren es an der Börse in Aktienportfolios, um es zu vermehren. Mit einer ganz einfachen Formel findet Oliver heraus, wie viel Geld er ansparen kann, wenn er auf eine wöchentliche Ausgabe verzichtet. Verzichtet er beispielsweise auf das wöchentliche essen gehen für 20 Euro und investiert das Geld dagegen, kann er einfach diese 20 Euro mit 752 multiplizieren - nach zehn Jahren haben sich die ursprünglich 20 Euro auf mehr als 15.000 Euro summiert!
Mit 400.000 Euro finanziell unabhängig
In neun Jahren, wenn Oliver 40 Jahre alt ist, möchte er mit seinem Lebensstil insgesamt 400.000 Euro zusammengespart haben. Ab dann will er seine Ausgaben mit der Rendite bezahlen können. Er hofft, sich jeden Monat um die 1.450 Euro auszahlen zu können - mehr, als er jetzt verdient.Übrigens: Das Konzept der Frugalisten funktioniert laut Oliver auch bei Familien oder Menschen mit geringem Einkommen. Dauert nur entsprechend länger.
Wie Oliver sein Leben bestreitet beziehungsweise sein Ziel verfolgt, hat er uns am Telefon verraten. Das komplette Interview kannst du dir direkt hier anhören.
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