Gegen die Privatisierung von Wasser

Gegen die Privatisierung von Wasser

Dorothea Härlin im Interview mit egoFM Max

Wasser, das gehört in Bürger*innenhand, sagt das Netzwerk Berliner Wassertisch und setzt sich genau dafür ein.


Rekommunalisierung von Wasser

Der Berliner Wassertisch hat 2011 den ersten Volksentscheid gegen die Privatisierung von Wasser in Berlin gewonnen. Die Berliner Wasserbetriebe, die zu 49,9 Prozent an RWE und Veolia verkauft wurden, wurden zurück in die Hände der Kommunuen gegeben - man spricht dabei auch von Rekommunalisierung. Damit hat die Initiative Pionierarbeit geleistet und geholfen, einen Stein ins Rollen zu bringen: Inzwischen gibt es international über 300 Kommunen die ebenfalls rekommunalisiert werden.
  • Dorothea Härlin über Wasserprivatisierung
    Das komplette Interview zum Anhören

Der Berliner Wassertisch beteiligt sich an der Initiative Blue Community Berlin.

Sogenannte Blue Communities können Städte, Gemeinden, Hochschulen und andere Institutionen sein, die folgende Prinzipien umsetzen: 
  1. Das Menschenrecht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung, das 2010 von der UN beschlossen wurde, muss real umgesetzt werden.
  2. Wasser muss als öffentliches Gut verwaltet werden. Das heißt, es muss in städtischer Hand sein und transparent und mit der Möglichkeit, dass interessierte Bürger*innen sich mit beteiligen, verwaltet werden. 
  3. Wo immer es möglich ist, muss Leitungswasser genutzt und gefördert.
Die Umsetzung kann allerdings je nach Ort sehr verschieden aussehen. In Berlin beispielsweise gibt es auch nach der Rekommunalisierung noch keine wirklich transparente Wasserpolitik, sagt Dorothea Härlin.


Die Folgen von Wasserprivatisierung

Wasserprivatisierung bedeutet, dass das Trinkwasser, Klär- und Sanitätsanlagen im Besitz von großen Unternehmen und Firmen ist. Diese wollen möglichst viel Gewinn machen und verfolgen keine nachhaltige und soziale Wasserpolitik. Der größte Wasserkonzern weltweit ist Veolia, gefolgt von Suez. Gemeinsam besitzen sie zwei Drittel des weltweit privatisierten Wassers, leisten große Lobbyarbeit und versuchen, Einfluss auf die Gesetzgebung - auch in der EU - zu nehmen.
"Es ist im Grunde der Skandal, dass die Politik die öffentlichen Güter an diese privaten Konzerne verkauft." - Dorothea Härlin

 Außerdem gibt es heute Wasseraktien - es ist also möglich, in Wasser zu investieren. 
"Das ist die Katastrophe schlechthin, das heißt nämlich, dass die Wassermärkte als Finanzprodukt an den Börsen gehandelt werden, so wie Getreide und andere Lebensmittel auch. Das heißt, wer investiert? Das sind Aktionäre die an den Finanzmärkten darauf spekulieren, dass wenn die Wasserkrise größer wird, die Preise steigen und sie mehr Gewinn machen." - Dorothea Härlin


Das ist natürlich das komplette Gegenteil von dem, wofür der Berliner Wassertisch steht.

Dorothea Härlin hofft deshalb, dass das Bewusstsein für das Problem der Wasserprivatisierung in der Politik, aber auch in der Gesellschaft größer wird und in Zukunft gemeinsam ein anderes Wassermanagement umgesetzt wird. Lösungsvorschläge und Ideen gibt es genügend, sagt sie. Damit diese aber auch umgesetzt werden, braucht es Druck von der Bevölkerung, wie ihn beispielswiese der Berliner Wassertisch ausübt.

Design ❤ Agentur zwetschke