Grenzen erkennen und kommunizieren

Grenzen erkennen und kommunizieren

Anna Wilitzki im Interview mit egoFM Elise

Eigene Grenzen zu erkennen und diese dann auch klar zu kommunizieren ist gar nicht so leicht, aber extrem wichtig. Warum, erklärt Psychologin Anna Wilitzki im Interview.

Anna Wilitzki hat allgemeine Psychologie studiert und arbeitet jetzt in ihrer eigenen Praxis in Berlin vorwiegend als Paar- und Sexualtherapeutin. Im Interview mit egoFM Elise hat sie über persönliche Grenzen gesprochen und erklärt, warum es so wichtig ist auch mal nein zu sagen.
  • Anna Wilitzki über persönliche Grenzen
    Das komplette Interview zum Anhören


Grenzen erkennen und kommunizieren

Im Idealfall lernen wir alle bereits in der Kindheit was Grenzen sind: Denn wenn wir spüren, dass wir uns unwohl oder unsicher fühlen und es uns mit etwas nicht gut geht, kann es ein Zeichen dafür sein, dass eine eigene Grenze erreicht ist. Immer wieder bekommen Kinder aber durch Sätze wie "Na jetzt gib doch endlich der Oma mal ein Küsschen" das Gefühl vermittelt, ihre Grenzen sind falsch oder nicht wichtig. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass auch die Eltern nicht gut darin sind, Grenzen zu setzen und das Wohlbefinden anderer über das eigene Stellen und das eben wiederum ihren Kindern vermitteln. Um aus dieser Spirale auszubrechen ist es wichtig, Kinder darin zu bestärken, auf die eigenen Grenzen zu achten.

Nachdem wir unsere Grenzen erkannt haben geht es aber auch darum, diese anschließend zu verbalisieren. Das fällt vielen allerdings nicht besonders leicht - häufig, aus Angst davor, nicht mehr gut anzukommen oder das Gegenüber vor den Kopf zu stoßen. Dabei sollte das eigentlich ganz natürlich sein:

"Wenn wir Grenzen rechtzeitig kommunizieren und auf so eine ganz natürliche Art und Weise und das immer wieder mit den Personen machen, dann ist das ja sozusagen auch ein Geben und Nehmen, die anderen sollen das ja auch mit uns machen und dann ist das kein vor den Kopf stoßen mehr." - Anna Wilitzki

Häufig fällt es Frauen zwar leichter in sich hinein zu spüren und eigene Grenzen zu erkennen, sie haben dann aber oftmals eine Blockade, diese auch zu kommunizieren. Männer hingegen lernen seltener auf die eigenen Gefühle zu hören und tragen deswegen Probleme oft länger mit sich herum, können am Ende aber die eigenen Grenzen sehr harsch kommunizieren, sagt Anna Wilitzki.

Im Idealfall achten wir also auf unsere Gefühle und kommunizieren es einfach direkt, wenn wir uns mit etwas nicht gut fühlen - denn für uns selbst hat es negative Folgen, wenn wir unsere eigenen Grenzen immer wieder ignorieren:

"Das ist wirklich nicht gut. Das ist [der Moment], wo wir dann sozusagen immer wieder uns selbst überfordern. Das ist dann auch, wo man sagen könnte, auch dadurch kommen Menschen in so eine Art Burnout, weil sie immer wieder über ihre Grenzen gehen, weil da immer wieder Gefühle überschritten werden. [...] Das heißt es ist ganz wichtig, dass wir wirklich bei uns sind und das spüren [wo unsere Grenzen sind] und wenn nicht, dann verlieren wir uns stückweise, wissen irgendwann gar nicht mehr wer wir selbst sind weil wir uns den anderen auch immer mehr anpassen." - Anna Wilitzki

Außerdem werden ungute Gefühle meist mit der Zeit immer größer, wenn wir versuchen sie wegzuschieben - bis sie dann viel heftiger angesprochen werden, als es vielleicht notwendig gewesen wäre. Wenn wir doch mal zu etwas ja sagen, das wir eigentlich gar nicht wollten und uns damit schlecht fühlen, sollten wir uns natürlich nicht selbst dafür fertig machen, sondern einfach fürs nächste Mal daraus lernen.

Ein klares Selbstbild hilft, eigene Grenzen erkennen und kommunizieren

Denn Menschen, die wirklich auch mal nein sagen, wissen meist auch in welchen Bereichen es ihnen gut geht und in welchen nicht und reflektieren wer sie sind, wer sie sein wollen und an welchen Punkten sie sich noch weiterentwickeln möchten. Das sind gute Voraussetzungen, um Grenzen klar kommunizieren zu können:

"Wenn man sozusagen in sich selbst ruht und [...] die meisten Facetten von sich wirklich annimmt, dann fällt es auch leichter einfach zu sagen: Stopp hier nicht weiter." - Anna Wilitzki

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