How to: Stromabrechnung verstehen

How to: Stromabrechnung verstehen

Die Basics kurz erklärt

Möglicherweise ist bei dir in den letzten Wochen schon ein Brief deines Stromanbieters ins Haus geflattert. Und vielleicht setzt du dich dieses Jahr das erste Mal auch richtig im Detail damit auseinander. Wir klären mit dir dafür kurz die wichtigsten Begriffe, über die du stolpern könntest.

Post vom Stromanbieter: Was bedeutet das für dich?

Steuererklärung machen, Verträge abschließen, Rechnungen zahlen: Kram, der zum Erwachsenwerden dazu gehört. Vieles macht man einmal, dann läufts und ist damit aus den Augen und aus dem Sinn. Nicht zuletzt auch durch die Energiekrise ist die Stromabrechnung allerdings aktuell wieder in aller Munde. Spätestens jetzt solltest du dich damit doch einmal etwas genauer auseinandersetzen:

Warum wird selbst dein Ökostrom teurer?
Kommt die Strompreisbremse automatisch?
Ist es sinnvoll, den Abschlag zu erhöhen?

Guten Tag, wir erhöhen die Preise.

Wie, wo, was, warum??? Erst mal ist es wichtig zu verstehen, wie sich der Strompreis auf deiner Rechnung eigentlich zusammensetzt. Zunächst ist von Beschaffungskosten die Rede - das ist das, was dein Stromanbieter selbst zahlt, um an den Strom zu kommen (Strombörse oder Stromerzeugung). In die Kosten für die Strombeschaffung, den Vertrieb und die Gewinnmarge zählen zum Beispiel auch Mitarbeitende mit rein, die für die Beschaffung angestellt werden und entlohnt werden müssen. Der Strom wird in der Regel an der Strombörse "beschafft" (in Deutschland die EEX). Die fünf größten Stromerzeuger in Deutschland (aktuell RWE, LEAG, EnBW, E.ON und Vattenfall) bieten ihren Strom auf der Strombörse an, wenn sie mehr produzieren, als sie selbst benötigen. Wenn zu wenig Strom produziert als gebraucht wird, kaufen sie wiederum Strom an der Strombörse an. Auch die lokalen Energieversorger bekommen ihren Strom von der Strombörse. Der Preis an der Strombörse ist es auch letztlich, der sich dann bei uns in der Stromabrechnung bemerkbar macht (mehr dazu weiter unten).

Eine weitere Komponente, die sich letztlich auf deiner Stromabrechnung bemerkbar macht, ist das Netzentgelt. Das ist der Preis, der an die Netzbetreiber gezahlt werden muss, damit der Strom zu dir über ein Versorgungsnetz geleitet wird (du kannst dir das also so wie Transportkosten für deinen Strom vorstellen). Am Ende machen diese Kosten ungefähr ein Viertel deines Strompreises aus. 

Sonstige Begriffe, Kosten, Umlagen und Steuern

Außerdem wird auf deiner Stromrechnung auch das Wort "Umlage" auftauchen. Als BWLer*in kannst du diesen Punkt jetzt getrost überspringen, für alle anderen: Im Prinzip kannst du dir das vorstellen wie einen Betrag, den jede*r zahlen muss, um ein gemeinsames Projekt zu finanzieren. Das ist natürlich komplett heruntergebrochen, aber zum Verständnis an dieser Stelle ausreichend.

Die Offshore-Netzumlage ist eine Gebühr, die an die Betreiber von Offshore-Windparks gezahlt wird. Eingeführt wurde diese Umlage 2013, um unter anderem den verspäteten Anschluss von Offshoreparks an das Netz am Land zu entschädigen. Die Offshore-Netzumlage enthält seit 2019 auch die Kosten für den Betrieb und den Bau von Anbindungsleitungen. Das heißt im Gegenzug auch, dass Offshore-Betreiber kein Geld durch Netzentgelte bekommen. Früher hieß die Offshore-Netzumlage übrigens Offshore-Haftungsumlage.

Dann wirst du über das Wort EEG-Umlage stolpern. EEG ist kurz für Erneuerbare-Energien-Gesetz und mit der EEG-Umlage wird, grob gesagt, der Ausbau von erneuerbaren Energien finanziert. Sprich Betreiber von Anlagen zur Gewinnung von nachhaltiger und erneuerbarer Energie erhalten damit eine festgelegte Vergütung. Die EEG wurde eingeführt, damit die anfangs noch sehr teure erneuerbare Energie wirtschaftlich am Strommarkt (Strombörse) teilnehmen kann. Ab 2023 soll die EEG-Umlage nur noch vom Bund finanziert werden.

KWKG-Umlage ist die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz. Mit dieser Umlage finanzierst du die Erzeugung von Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit.

Übrigens - der Arbeitspreis auf deiner Rechnung ist letztendlich der Preis, den du für den verbrauchten Strom zahlst. Angegeben wird der Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) - je nach Stromanbieter kannst du dir so ungefähr errechnen, wie viel der Strom in deiner Wohnung kosten wird (dafür musst du deinen Jahresverbrauch an Strom in Kilowattstunde mit dem angegebenen Arbeitspreis multiplizieren). Zum Arbeitspreis kommt dann noch der Grundpreis deines Stromanbieters hinzu. Der wird von deinem Anbieter festangesetzt, ändert sich in der Regel nicht und finanziert zum Beispiel das Ablesen und Warten deines Stromzählers oder das Erstellen von Rechnungen.




Warum wird dein Strompreis teurer?

Vielleicht hast du sogar einen Ökostromanbieter und fragst dich jetzt zurecht - warum muss ich mehr für meinen Strom bezahlen, wenn Windparks oder Solaranlagen aktuell doch gar nicht vom Gasmangel beeinträchtigt werden? Schließlich bezahlst du doch für 100 Prozent Ökostrom - warum wird aufgrund der steigenden Gaspreise jetzt auch dein Strom teurer? Gaaaanz so einfach ist das leider doch nicht. Die Erhöhung deines Strompreises kannst du anhand der Entwicklungen an der Strombörse nachvollziehen. Im letzten Jahr ist der Strombörsenpreis, der sich durch Angebot und Nachfrage entwickelt, ziemlich durch die Decke gegangen.

Wie entsteht der Strombörsenpreis?

Dazu müssen wir noch einmal einen Ausflug in die BWL-Welt machen und uns die sogenannte Merit-Order anschauen. Übersetzt heißt das so viel wie die "Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit" - und zwar in diesem Fall die Reihenfolge der stromproduzierenden Kraftwerke. Zunächst bieten die Kraftwerke ihren Strom zu dem Preis (Cent pro Kilowattstunde) an der Strombörse an, für den sie ihr Kraftwerk in Zukunft in Betrieb nehmen würden. Der Strombörsenpreis wird dann an dem Kraftwerk festgemacht, mit dessen Stromerzeugung gerade so noch der Bedarf an Strom gedeckelt werden kann. Kraftwerke, die zu diesem Strombörsenpreis oder zu einem geringeren Preis ihren Strom angeboten haben, erhalten einen Zuschlag und dürfen Strom produzieren. Dadurch, dass erneuerbare Energiequellen mit geringen Kosten verbunden sind, können diese Kraftwerke ihren Strom für 0 Cent pro Kilowattstunde anbieten. Sie sind somit immer günstiger als zum Beispiel Atomkraftwerke oder Kohlekraftwerke. Wenn mehr erneuerbare Energie zur Verfügung steht, kann ein Großteil des Bedarfs damit gedeckelt werden, sodass der Strombörsenpreis dementsprechend niedrig ist. Allerdings steigen die Preise für fossile Brennstoffe, sodass diese Kraftwerke (zum Beispiel Gas) ihren Strom nun zu einem hohen Preis an der Strombörse anbieten müssen. Auch CO2-Zertifikate sorgen dafür, dass fossile Brennstoffe in Zukunft teurer für Kraftwerke werden. Unser Bedarf an Strom ist jedoch weiter gestiegen. Wir benötigen also zur Deckelung unseres Strombedarfs weiterhin teure Kraftwerke, was wiederum den Strombörsenpreis beeinflusst. Und der Strombörsenpreis ist es letztlich, der bezahlt werden muss - egal ob es sich dabei um Strom aus erneuerbaren Quellen handelt oder nicht. Du kannst dir das noch nicht ganz so gut vorstellen? Dann schau dir am besten hier noch einmal ein Video (ab 2:05 Minuten) dazu an:




Stromabrechnung: Was musst du jetzt tun?

Zunächst klären wir noch ein paar Begriffe: Falls du dir nicht sicher bist, was mit dem Wort Abschlagszahlung gemeint ist - im Prinzip kannst du dir das wie eine Anzahlung vorstellen. Auch auf deiner Stromrechnung wird dir dieser Begriff begegnen. Dabei wird geschaut, wie dein Stromverbrauch war und anhand dessen die geschätzten Kosten für das nächste Jahr berechnet. Diese werden dann monatlich in Abschläge unterteilt und angezahlt - bei der Jahresrechnung wird am Ende verrechnet, wie viel du angezahlt hast und wie viel du tatsächlich verbraucht hast. Sollte dein Verbrauch und damit auch die Kosten höher liegen als das, was du im Jahr zuvor angezahlt hast, musst du nachzahlen. Solltest du aber weniger verbraucht haben, werden dir die Kosten gutgeschrieben. Viele Stromanbieter empfehlen durch die steigenden Energiepreise aktuell, dass du deine Abschlagzahlung erhöhst, um am Ende des Jahres 2023 nicht plötzlich alles auf einmal nachzuzahlen. Ob du möglicherweise Ende 2023 nachzahlst oder deine Abschlagzahlung schon jetzt erhöhst, ist dir überlassen. Sicher ist in jedem Fall, dass du den von dir verbrauchten Strom bezahlen musst.

Auf der Seite der Bundesnetzagentur heißt es dazu auch:

"Sie sollten nicht unaufgefordert höhere Zahlungen an den Energielieferanten leisten. Es ist immer besser, das Geld selbstständig zurück zu legen, als zu hohe Zahlungen an den Lieferanten zu zahlen. So verlieren Sie nicht Ihr Geld, auch wenn der Lieferant insolvent geht. Sorgen Sie dafür, dass das Geld nicht für andere Ausgaben genutzt wird."

Übrigens - im Schreiben deines Stromanbieters ist die Strompreisbremse höchstwahrscheinlich noch nicht mit eingeplant. Aktueller Stand ist, dass du 80 Prozent deines Stromverbrauches gedeckelt auf 40 Cent pro Kilowattstunde bekommst. Die Strompreisbremse soll ab dem 1. März gelten und greift dann rückwirkend bis zum 1. Januar 2023. Sie tritt automatisch in Kraft und du musst dich nicht selbst um die Entlastung kümmern. Mehr dazu findest du hier


Du verstehst jetzt einigermaßen, was in deiner Stromabrechnung steht, hast aber noch Fragen?


Auf der Seite der Bundesnetzagentur, insbesondere im Verbraucher*innenportal, findest du zu den verschiedensten Themen allerlei Infos, zum Beispiel:


Auch auf der Website oder dem Portal deines Stromanbieters findest du meistens weiter hilfreiche Infos.

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