Amelie ist magersüchtig. Im Interview hat sie mit uns darüber gesprochen und erzählt, wie es dazu kam und wie sich diese leider doch sehr weitverbreitete Krankheit anfühlt.
Wenn wir uns mit dem Thema Essen beschäftigen (was wir schon die ganze Woche lang im egoProgramm machen), müssen wir definitiv auch über Essstörungen reden - deswegen haben wir uns an Amelie gewandt. Sie ist 18 Jahre alt und leidet seit knapp drei Jahren an Anorexie.
Zuerst kam die Ernährungsumstellung, dann die Magersucht
Angefangen hat das alles sehr langsam bei ihr. Sie hat immer weniger gegessen und begonnen, sich vegan zu ernähren. Allerdings nutzte sie dies viel mehr als Ausrede, wie Amelie uns erzählt, um bei Freund*innen nicht mitessen zu müssen.Es war ein langer Prozess, bis sie sich die Krankheit eingestanden hat.
In der Familie gab es deshalb auch oft Streit - hauptsächlich wegen der Sorge um Amelie. Irgendwann hat ihr dies dann die Augen geöffnet:"Als ich so viel Streit mit meinen Eltern hatte und den ganzen Tag richtig fertig war und nichts mehr machen konnte, habe ich gemerkt: das stimmt so nicht und ich kann so nicht weiter machen", so Amelie.
Daraufhin hat sich Amelie Hilfe gesucht und eine Therapie gemacht. Jetzt wohnt sie gemeinsam mit anderen Menschen die an einer Essstörung leiden in einer Wohngruppe.
"Davor war ich in einer Klinik und dann bin ich in eine Wohngruppe gekommen, wo es einen geregelten Tagesablauf gibt und wo die Mahlzeiten anfangs noch strukturiert sind. Das wird dann immer freier, sodass man immer selbständiger essen kann, um zu lernen wieder in einen normalen geregelten Alltag reinzukommen und eine normale Essstruktur aufzubauen."
Was ihr auch geholfen hat: der Beginn einer neuen Ausbildung.
Das strukturierte, soziale Umfeld und die Beschäftigung mit anderen Themen lenken sie gut von der Krankheit ab.Eine Therapie macht sie allerdings immer noch, die hilft ihr genauso wie die Wohngruppe, wenn es mal nicht so gut läuft. Das wichtigste ist laut Amelie, dass man mit anderen über die eigenen Probleme spricht. Betroffenen rät sie:
"Einfach mit jemandem reden, dem man sich anvertrauen kann, im Idealfall eine Person, die sich auskennt. Es ist ganz wichtig, dass man Bescheid gibt, das nicht in sich reinfrisst und nicht versucht, das mit sich selbst auszumachen. Es ist ganz schwer da allein rauszukommen. Ich glaube, man braucht wirklich externe Hilfe und die kann man sich auch auf jeden Fall holen."
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