Nach fünfzehn Jahren und fünf Filmen steht Daniel Craig zum letzten Mal als 007 vor der Kamera. Nach über zwei Jahren Wartezeit läuft er ab dem 30. September endlich im Kino. Redakteur Fabian hat sich den Film schon mal angesehen.
Es war sicherlich kein gutes Timing, das das Team hinter dem James Bond-Franchise rund um den 25. Film der Reihe erwischt hat. Nachdem Keine Zeit zu Sterben bereits im Frühjahr 2020 auf der großen Leinwand gezeigt werden sollte, zwang die Corona-Pandemie Kinos weltweit dazu, den Betrieb vorübergehend einzustellen. Unter diesen Umständen sah man sich nicht dazu in der Lage, eine der langlebigsten und legendärsten Filmreihen in einem angemessenen Rahmen zu präsentieren. Nach einigen weiteren Verschiebungen läuft James Bond: Keine Zeit zu Sterben nun endlich im Kino, auf den Tag genau zwei Jahre nach Bekanntgabe des deutschen Titels. In gewisser Hinsicht quasi das Chinese Democacry der Filmwelt – wir erinnern uns mit Schrecken an das seit Jahrzehnten angekündigte, immer wieder verschobene und schließlich hinter allen Erwartungen zurückbleibende bis dato letzte Studioalbum von Guns n' Roses.
So viel schon einmal vorweg: Keine Zeit zu Sterben ist längst nicht so miserabel wie Chinese Democracy. Das gebietet ja bereits der Anlass des letzten Films mit Daniel Craig, der James Bond seit 2006 verkörpert. Seine unterkühlte Darstellung Bonds vermochte nicht alle zu begeistern, nichtsdestotrotz gehören Filme wie Skyfall und Casino Royale nicht nur zu den besten der Bond-Reihe, sondern auch zu Highlights des Genres der Agentenfilme. In seinem fünften und letzten Auftritt als James Bond muss er die entsprechend große Leistung erbringen, gleichzeitig einen angemessenen Schlusspunkt zu sein, wie für einen Neuanfang zu sorgen. Das zumindest gelingt zweifellos.
James Bond: No Time to Die
egoFM Trailer
Worum es in James Bond: Keine Zeit zu Sterben geht
Nach einem ungewöhnlichen Prolog, der fünf Jahre vor Beginn der eigentlichen Handlung spielt, begegnen wir James Bond im wohlverdienten Ruhestand in Jamaika, wo er segelt, angeln geht und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lässt. Doch als ihn Felix, ein Freund bei der CIA, kontaktiert und bittet, einen verschwundenen Wissenschaftler aufzuspüren, sagt er dieser scheinbar simplen Mission zu. Und ehe er sich versieht, begegnet er nicht nur seiner Nachfolgerin beim MI6, die ebenfalls an den Fersen des Wissenschaftlers klebt, sondern läuft geradewegs in eine Party von Spectre, jener Terrororganisation, der sein Erzfeind und Bruder Blofeld angehört. Obendrein glaubt Bond, er habe die schöne Madeleine, Liebe seines Lebens, an Spectre verloren. Auf seiner Suche nach Antworten findet er heraus, dass es um eine vom britischen Geheimdienst entwickelten, hocheffiziente biologische Waffe geht: Nanobots, die mit Gencodes gefüttert werden und so dazu in der Lage sind, zielgerichtet bestimmte Personen angreifen. Diese Waffe ist nun, samt Wissenschaftler, in den Händen eines ominösen Fremden, der durch den traumatischen Verlust seiner Eltern in der Kindheit voller Rachegedanken steckt. Er bedroht mit der mächtigen Wunderwaffe nicht nur die ganze Menschheit, sondern auch Bonds Privatleben, indem er Madeleine entführt. Und so bricht Bond zu seiner bisher persönlichsten Rettungsmission auf, von deren Erfolg viel mehr abhängt, als nur das Wohl seiner Liebsten.
Als wollten sich zum Abschluss alle noch einmal die Ehre geben, treten in Keine Zeit zu Sterben sämtliche lieb gewonnenen Charaktere der vergangenen Filme auf. Ralph Fiennes gibt den stoischen Chef des MI6, Léa Seydoux ist nach Spectre erneut als Psychotherapeutin Dr. Madeleine Swann zu sehen, Technikfreak Q, gespielt von Ben Wishaw, darf an vorderster Front mitkämpfen und Christoph Waltz schlüpft in einem sensationellen, an Hannibal Lecter erinnernden Kurzauftritt erneut in die Rolle des Blofeld. Hinzu kommen die typischen Bond-Film-Klischees in Form von idyllischen Landschaftsaufnahmen, hübschen Frauen, tollen Autos, jeder Menge Action und überraschend viel Humor. Allerdings sorgt vor allem Rami Malek als undurchsichtiger Bösewicht Lyutsifer Safin, einer Mischung aus zen-buddhistischem Hobbygärtner und Phantom der Oper, für unheimlich tolle, spannungsvolle Momente, von denen man sich etwas mehr gewünscht hätte.
Abgesehen von einigen Logiklöchern in der Story, teils größer als James Bonds Ego, ist Keine Zeit zu Sterben ein mitreißender, packender und handwerklich solide umgesetzter Actionthriller, der nicht nur für Fans der Bond-Reihe sehenswert ist – mal abgesehen von dem eine Spur zu pathetisch ausgefallenem Ende.
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