Hinter der Fortsetzung von Joker, der Charakterstudie des Bösewichts aus den Batman-Comics, verbirgt sich ein düsteres Musical. egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher singt laut mit vor Begeisterung.
2019 gehörte Joker zu den mutigsten Filmen des Jahres
Todd Phillips hatte den gleichnamigen Superschurken aus dem Batman-Universum in seinem Film als vom Leben gebrochenen Mann gezeigt, zwischen Depressionen, Gewalt und Wahnsinn. In der Titelrolle brillierte Joaquin Phoenix, der für seine Darstellung des krankhaft lachenden Arthur Fleck mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
Ein radikales Musical: Joker: Folie à Deux wagt eine ungewöhnliche Mischung
Dieser radikale Film bekommt jetzt eine ähnlich radikale Fortsetzung, denn Regisseur Phillips hat Joker: Folie à Deux als Musical konzipiert. Gesangseinlagen treffen also auf die düstersten menschlichen Abgründe – eine gewagte Mischung.
Seit zwei Jahren sitzt Arthur Fleck, besser bekannt als Joker, im Arkham Asylum, Gothams größter Psychiatrie, einer Mischung aus Knast und Klapsmühle. Immerhin hat er mehrere kaltblütige Morde begangen, einen davon sogar vor laufenden Fernsehkameras. Jetzt erwartet ihn ein Gerichtsprozess, bei dem über seine Schuld verhandelt wird. Auch der wird von Gothams TV-Sendern übertragen, ein Schauprozess für die Masse. Denn die Bürger*innen der Großstadt sind gespalten: Manche wollen Fleck tot sehen, andere halten ihn für einen Märtyrer.
Arthur selbst, ruhig gestellt von Medikamenten und brutalen Wärtern, kümmert das weniger. Seit er in Arkham Lee kennengelernt hat, schwebt er auf Wolke Sieben. Die beiden Insassen verbindet ihre Liebe zur Musik, sie freunden sich an, verlieben sich. Für Arthur scheint alles perfekt zu laufen, bis der Prozess beginnt. Die Grenzen zwischen Arthur Fleck und dem Joker verschwimmen erneut.
Der Trailer für Joker 2: Folie à Deux
So ist Joker 2: Folie à Deux
Auch der zweite Joker-Film von Todd Phillips ist schwere Kost. Im ersten Teil orientierte sich der Hangover-Regisseur noch an den spröden, unbarmherzigen frühen Meisterwerken von Martin Scorsese wie Taxi Driver und The King of Comedy. In Joker: Folie à Deux verweigert er sich aber einer herkömmlichen Erzählung. Handlung gibt es praktisch keine.
Während man erlebt, wie Arthur Fleck immer mehr gen Verzweiflung driftet, pendelt man zwischen dem Arkham Asylum und dem Gerichtssaal hin und her. Eingestreut sind die musikalischen Einlagen vom Joker und seiner Freundin Lee alias Harley Quinn. Sie fliegen hoch in ihrem gemeinsamen Wahn: Sie tanzen über Häuserdächer, inszenieren sich als Fernseh-Stars, baden im Licht des Mondes, das mit dem der Scheinwerfer der Polizeihubschrauber verschwimmt. Aber je höher der Flug, umso härter die Landung. Schon der erste Joker ertrank im Leiden seiner Hauptfigur, die Fortsetzung ist nochmal depressiver, hoffnungsloser.
La-La-Land auf düster
Anstatt auf Handlung verlässt sich Todd Phillips auf diese niederschmetternde Stimmung und den wunderschönen Look von Joker: Folie à Deux. Dadurch erinnert der Film an ein anderes Hollywood-Musical, nämlich La-La-Land. Nur in depressiv. Und erneut fantastisch sind die Hauptdarsteller*innen. Joaquin Phoenix taucht noch tiefer in den Wahnsinn ein, ist mal selbstbewusster Gigolo, mal ein gebrochener Mann. Lady Gagas Rolle wirkt wie ein Zusatz, eine kleine Rolle an Jokers Seite. Doch sie verleiht ihrer Harley Quinn eine Undurchsichtigkeit, eine dubiose Frau, der man nie so recht über den Weg traut – und trotzdem in jeden Abgrund folgen würde.
Joker: Folie à Deux ist kein mitreißender Film, die Spannung ist eher unterschwellig. Doch er überzeugt durch seine Andersartigkeit. Das ist ein seltsamer, unbarmherziger Film, fernab des Mainstreams. Wer eine Fortsetzung der furiosen Wildheit des ersten Teils erwartet, wird definitiv enttäuscht. Aber wer sich auf diese schaurig-schöne Stimmung einlassen kann, der bekommt eine der intensivsten Kinoerfahrungen des Jahres.
Joker: Folie à Deux – Ein intensives Kinoerlebnis
9 von 10 Lachanfällen gibt's für Joker: Folie à Deux.
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