Eva Mair-Holmes erzählt uns im Interview, wie das Label mit der aktuellen Krise zu umgehen muss.
Trikont ist das wahrscheinlich älteste Indie-Label der Welt, im Moment haben sie Künstler*innen wie Kinderzimmer Productions oder Philip Bradatsch unter Vertrag - und für alle ist die Corona-Krise eine harte Probe.
Trikont hatte schon immer das Ziel, unabhängig zu sein ohne Mainstream bedienen zu müssen und Künstler*innen zu fördern, die entschieden ihre eigenen Sachen machen. Das heißt aber auch, dass Trikont Musiker*innen unterstützt, die nicht unbedingt abgesichert sind. Eva Mair-Holmes, die Label-Chefin von Trikont, hat mit uns über die aktuelle Situation gesprochen.
Eva Mair-Holmes im Interview
Wie die Künstler*innen zu kämpfen haben
Konzerte haben für viele die Miete finanziert. Und genau das fällt im Moment weg.
"Natürlich ist dieses Lebensmodell selten eines, das mit Bausparverträge und Lebensversicherungen gepolstert ist. Ganz viele dieser wunderbaren kleinen Bands [...] die leben halt einfach von der Hand in den Mund, weil's gar nicht anders geht [...]." - Eva Mair-Holmes
Es wird natürlich versucht, die Konzerte in den Herbst zu buchen, das wollen im Moment aber alle. Außerdem hat Trikont Kurzarbeit und Künstler*innenförderung beantragt - vor allem diese empfiehlt Eva Mair-Holmes allen:
"Das kann man wirklich nur allen Künstlern sagen: tut das und tut das bald, weil diese Töpfe sind ja auch nicht endlos gefüllt." - Eva Mair-Holmes
Natürlich sichert das nicht die nächsten zwei Jahre ab, aber es ist vielleicht eine finanzielle Unterstützung für die nächsten Mieten.
Um bayerische oder bundesweite Förderungen zu bekommen, sollte man sich am besten jeden Tag auf Seiten wie denen vom Wirtschaftsministerium informieren.
Trotzdem ist Eva Mair-Holmes eines enorm wichtig zu betonen:
"Ich muss jetzt aber eins sagen und das kann ich nicht oft genug sagen: es ist alles schrecklich und es ist grauenhaft, trotzdem ist es richtig. [...] es sind Entscheidungen, die auf lange Sicht gesehen, uns allen helfen, aber auf kurze Sicht natürlich unsere Existenz sehr bedrohen. Aber an diesen Entscheidungen zweifelt bei uns niemand." - Eva Mair-Holmes
Was jetzt am wichtigsten ist: sichtbar bleiben!
Und da gibt es schon jetzt verschiedene Ideen. Hier halten wir dich zum Beispiel auf dem laufenden darüber, welche Künstler*innen ihre Musik live streamen.
Nähe durch Isolation
Klingt Paradox, aber genau das beobachtet auch Eva Mair-Holmes im Augenblick. Sie verweist auf den Zukunftsforscher Matthias Horx, der gedanklich in die Zukunft geht und auf das schaut, was gewesen ist. Heißt: Er betrachtet die Situation so, als hätten wir die Krise schon hinter uns. Und was er glaubt, was sich vielleicht verändern wird, findet Eva Mair-Holmes sehr tröstlich.
"Diese Erfahrung des Zusammenhalts und der Hilfe und des näher Rückens – obwohl man ja nicht näher rücken darf [...] – das wird was sein, was als Erfahrung bleibt." - Eva Mair-Holmes
Es werden sicher gute Sachen entstehen, die ansonsten nicht entstanden wären. Und Eva Mair-Holmes hat jetzt schon das Gefühl, dass die Gesellschaft zugewandter ist. Aber natürlich wäre es auf jeden Fall besser, es wäre nicht passiert. Das steht nicht zur Debatte. Nur:
"Wenn man schon mittendrin steckt [...] dann muss man einfach sagen: die Erfahrungswerte, die sollte man auch nicht vergessen!" - Eva Mair-Holmes
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