Die ganze Woche haben wir über die ehemalige Deutsche Demokratische Republik gesprochen und dich gefragt: Was verbindest du denn eigentlich mit der DDR?
Und da kamen ganz viele verschiedene Sachen zusammen - manche denken ja zuerst an die Stasi, an einen Überwachungsstaat, an geglückte Fluchten oder an Schicksale der Menschen, denen die Flucht nicht gelungen ist.
Woran denke ich eigentlich, wenn ich an die DDR denke?
Zuerst sei gesagt: Ich bin 1980 geboren und zwar im Westen. In Heidelberg. Mit der DDR hatte ich also nichts am Hut, wäre da nicht Onkel Erich gewesen. Ein Onkel von irgendwem aus der Familie, dem wir einmal pro Jahr ein "Westpaket" geschickt haben: Mit Milkaschokolade, Kaffee und irgendwelchen anderen typischen Dingen aus dem Westen. Ich habe diesen Onkel nie gesehen und habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist.Und dann gab's da noch Susi.
An einem schönen Tag, ich war in der 4. Klasse, ging die Klassenzimmertür auf und Susi stand im Raum."Das ist Susi, sie ist neu bei uns, bitte heißt sie herzlich willkommen."Susi war klein, hatte einen quietschbunten Jogginganzug an und setzte sich in die letzte Reihe. Zuhause habe ich meiner Mutter von Susi erzählt und sie meinte nur:
"Susi ist mit ihrer Familie aus dem Osten geflohen. Sie sind mit leeren Händen gekommen und weil wir Menschen unterstützen, die unsere Hilfe brauchen, tun wir das auch"Macht Sinn, dachte ich. Was daraufhin folgte, machte allerdings überhaupt gar keinen Sinn in meinen Augen, denn meine Mutter verlangte von mir, Susi meinen unfassbar coolen Schulranzen zu schenken.
"Kann die sich keinen eigenen kaufen?"Nein, konnte sie nicht. Und ihre Eltern auch nicht. Es gab keine Diskussion - Susi bekam meinen türkisfarbenen Ranzen und ich musste das abgenutzte, alte, roten, schmale (!) Modell meiner großen Schwester tragen.
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