Hausaufgaben

Hausaufgaben

Annas Kindheitserinnerung #77

Zum hundertsten Mal nachmalen und 2+2 rechnen. Anna stellt beim Lernen mit ihrer Tochter fest, dass sie Schule immer noch ätzend findet.

Wir haben diese Woche im egoFM Programm über Schule gesprochen, über Unterrichtsfächer, die wir uns früher gerne gewünscht hätten. Zum Beispiel, wie man kaputte Elektrogeräte im Haushalt repariert. Oder wie man in dieser großen, bunten, wilden Gesellschaft zurechtkommt. Stattdessen haben wir mit dem Bunsenbrenner Experimente gemacht, Kuhaugen seziert (ich musste fast brechen) oder Kurven diskutiert.

Meine Schulzeit liegt schon wirklich lange zurück und was war ich erleichtert, als ich 1999 das Abitur (eher schlecht als recht) in der Tasche hatte.


Schon im Grundschulalter habe ich lieber Hüpfkästchen auf dem Schulhof gespielt, als Schreiben und/oder Rechnen zu lernen. In der dritten Klasse habe ich meine Heimat- und Sachkunde Lehrerin Frau Dickmeyer belogen – ich hatte die Hausaufgaben nicht gemacht und habe eine Eins-a-"Mir ist furchtbar schlecht ich glaube ich muss brechen"-Simulation an den Tag gelegt, sodass ich die ganze Stunde am offenen Fenster sitzen durfte und mein Heft nicht kontrolliert wurde. Aha, so geht das also mit dem Durchmogeln. Check!

Mit Ach und Krach und den nötigen Arschtritten meiner Eltern habe ich es also doch irgendwie bis zum Abitur geschafft – und bin nun, Jahre später, selbst Mutter eines Schulkindes. Romy ist in der 1. Klasse und ich habe mir große Mühe gegeben, mein "Schule ist scheiße"-Gefühl nicht auf sie zu übertragen. Hat funktioniert: Romy geht gerne hin, hat Freunde gefunden und eine wirklich nette Lehrerin.

Einziger Haken: Die Sache mit den Hausaufgaben.


Meine Tochter rotzt die Antworten einfach nur so hin, Hausaufgaben findet sie "saublöd" und "babyleicht" und "sowas von langweilig".
Als Mama sehe ich es natürlich als meine Aufgabe an, sie zu motivieren. Allerdings stoße ich dabei an meine Geduldsgrenze und - noch schlimmer - ich fühle total mit. Dementsprechend hört sich meine Motivation im Laufe des Hausaufgabenmachens so an:
"Komm, die eine Aufgabe noch, das kriegst du easy peasy hin!"
"Setze dich doch mal ordentlich hin, du schreibst total schief."
"Romy, jetzt konzentriere dich doch mal bitte, du weißt ja wohl was 2+7 ist." 
"Jetzt mal dieses Kack-Bild noch aus und danach gibt's Schokoladeneis für alle!"

Meine Güte, ich kann mein Kind so gut verstehen! Alles nachspuren. Alles nachmalen. Zum hundertsten Mal 2+2 rechnen. ES NERVT!!! 


Trotzdem kommt sie nicht drum herum, ohne Fleiß keinen Preis. Wer nicht schreiben oder lesen kann, kann später keinen Beruf lernen. Das sind jetzt zehn Minuten deines Lebens, die kriegen wir jetzt zusammen rum… Ich höre mich reden und reden und reden und denke: Anna, halt deine Schnauze. Romy hat absolut Recht mit ihrem Gefühl. Hausaufgaben sind nun mal kacke, sie nerven, sie rauben Zeit, in der man viel tollere Dinge machen könnte und das Allerschlimmste: Wir wissen beide, dass sie erledigt werden müssen. Basta.

Es gibt keinen Ausweg. Hilft nix. Zähne zusammenbeißen und durch.


Aber glaube mir, kleine Romy, ich bin auf deiner Seite und ich liebe deine Trotzkringel, die du mit Wut im Bauch in dein Heft malst. Aus Protest. Und während ich schmunzelnd neben dir sitze, schummle ich die ein oder andere Rechenantwort in dein Matheheft. In Romyschrift, dass deine Lehrerin auch ja nichts merkt. Wir sind ein Team, du und ich. Und wenn ich das Ding mit der Schule gerockt habe, dann schaffst du das allemal.



Geht's euch vielleicht ähnlich? Wie motiviert ihr eure Kids zum Hausaufgaben machen?
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