Heute wählen wir ein neues Europaparlament – es geht darum, sich zu entscheiden, eine Wahl zu treffen. Und das war eigentlich schon immer so.
Nun ist die Europawahl natürlich wichtiger als alle scheinbar lapidaren Entscheidungen, die ich bisher in meinem Leben treffen musste. Das nur vorneweg.
Ich erinnere mich an viele "dies oder das"-Situationen, die lebenswichtiger nicht hätten sein können. Und das "Sich entscheiden müssen" zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.
- 1980 – 1990: Barbie oder Steffi? Pelikan oder Geha? Cola oder Fanta?
- 1990 – 2000 ARD oder ZDF? Rennrad oder Damenrad? Vanille oder Schokolade?
- 2000 – 2005 Studieren oder Ausbildung? Allein wohnen oder WG? München oder Berlin?
- 2005- heute Zusammenbleiben oder Trennen? Kinder und wenn ja, wie viele? Vierter Stock ohne Aufzug oder Erdgeschoss? Fronten der neuen Küche matt oder Hochglanz? Regelschule oder Montessori?
Wollen wir das fancy iPhone oder trauen wir uns, den Apple-Kosmos zu verlassen und geben Alternativen eine Chance?
Welches Fernsehprogramm der knapp 100 schalte ich heute Abend ein?
Fliegen wir in den Urlaub, nehmen wir den Zug oder den Fernbus?
Alles ist austauschbar, fix ersetzt und wird furchtbar schnell langweilig. Liegt das am Überangebot? Sind wir alle zu verwöhnt? Wir müssen nur mit dem Finger schnipsen und schon ändern sich die Umstände.
Als 1980 geborenes Kind habe ich diese Explosion der Möglichkeiten der letzten Jahr(zehnt)e mitbekommen und frage mich tatsächlich, wo das alles hinführen soll. Manchmal wünsche ich mir, dass sich alles zurückentwickelt, damit meine Kinder in der Flut von Möglichkeiten nicht untergehen. Aber das ist wohl reines Wunschdenken. Also tu ich das, was ich am allerwichtigsten finde. Ich bringe ihnen bei, auf ihr Herz zu hören und immer (immer! Immer! Immer!) dem Bauchgefühl zu trauen.
Ich glaube, damit liegen sie immer richtig.
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