Zum ersten Mal fahren wir an Weihnachten nicht in die Heimat. Wir feiern nicht, wie sonst immer, in Ladenburg. In der kleinen, beschaulichen, gemütlichen Stadt, in der ich aufgewachsen bin.
Mama deckt nicht den Tisch, schmückt keinen Baum, betüttelt keine klapprigen Großeltern und holt nicht den Kaufmannsladen aus dem Keller, damit die Kinder damit spielen können.
Ich bin mit 20 zu Hause ausgezogen, ich lebe also mittlerweile fast die Hälfte meines Lebens woanders. Ich bin schon so lange hier, in München, und bezeichne das auch als mein Zuhause. Mit Kindern und Mann und Freunden und Job. Ich frage mich manchmal, was eigentlich "Zuhause" bedeutet und wie es sich von "Heimat" unterscheidet.
Auf dem Weg nach Ladenburg, so nach ca. zweieinhalb Stunden auf der A8, kommt diese eine Stelle, an der ich jedes Mal denke "Jetzt sind wir bald da" und da überkommt mich das Gefühl, in die Heimat zu fahren. Mich auszukennen.
Dasselbe Gefühl bekomme ich wiederum auf der Fahrt zurück nach München meistens kurz vor Augsburg. "Bald sind wir da, da hinten kann man fast schon die Berge sehen. Die Flugzeuge fliegen tiefer, der Flughafen ist also nicht mehr weit weg, bald sind wir zu Hause".
Für mich ist Heimat das, wo man herkommt. Und Zuhause das, wo man lebt und hingehört.
Nun also das erste Weihnachtsfest zu Hause, meine Eltern kommen angereist, meine Schwester schmückt den Baum und wir feiern bei ihr, ganz in der Nähe von München. Für mich ist das eine große Erleichterung, weil die Fahrerei um die Weihnachtszeit tatsächlich sehr oft sehr nervt.
Und obwohl wir Geschwister die letzten Jahre immer wieder gefordert haben, alte Traditionen aufzubrechen und an Weihnachten woanders zusammen zu kommen, fühlt es sich jetzt, wo es so ist, irgendwie komisch an.
Vielleicht, weil es neu ist. Weil Veränderung manchmal fehl am Platz ist. Vielleicht, weil ich mir für die Kinder den Kaufmannsladen so wünsche. Auf der anderen Seite fühlt es sich genau richtig an, unserem Zuhause ein Gefühl von Heimat zu geben. Die Liebsten sind zusammen, es gibt leckeres Essen, gute Drinks, schöne Geschenke, glückliche Kinder und kein langes Im-Auto-sitzen.
Wo auch immer ihr Weihnachten feiert – ob in der Heimat oder Zuhause oder vielleicht ganz woanders: Ich wünsche euch eine schöne, entspannte Zeit mit euren Liebsten.
Ich sage DANKE für die Wochenenden, die wir 2018 gemeinsam verbracht haben und freue mich auf alle, die im nächsten Jahr auf uns warten. Wir hören uns 2019!
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