Ein Film über eine ungesunde Beziehung, die sich davon nährt, sich permanent übertrumpfen zu wollen. Und so viel sei schon verraten: Die Ausmaße, die das Buhlen um Aufmerksamkeit nehmen, verlangen nicht nur den Protagonist*innen, sondern auch uns Zuschauer*innen einiges ab.
Aufmerksamkeit um wirklich jeden Preis
Toxische Beziehung par excellence: Das Paar Signe (Kristine Kujath Thorp) und Thomas (Eirik Sæther) leben für die Aufmerksamkeit. Thomas holt sich diese von seinem Künstlerdasein und dem plötzlichen Durchbruch der Karriere. Seine Kunst besteht vor allem darin, Designermöbel zu stehlen und dann entsprechend in Szene zu setzen. Das neue Rampenlicht, dass nun auf Thomas gerichtet wird, passt Signe überhaupt nicht. Um dem gefühlten Schattenplatz zu weichen, greift sie zu einer grotesken Maßnahme, die im wahrsten Sinne des Wortes alle Blicke auf sich zieht:Im Internet stößt Signe zufällig auf dubiose russische Pillen, die als Nebenwirkung extreme Hautausschläge hervorrufen.
Um endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie ihrer Meinung nach verdient, schmeißt sie sich ganze Packungen der Pillen ein. Nur um dann völlig unwissend mit heftigen Hautirritationen am ganzen Körper zum Arzt zu gehen. Und wenig überraschend geht ihr Plan auch auf: Signe erhält von allen und besonders von ihrem Freund das so nötige Mitleid. Und noch besser, auch in den Medien wird von ihrer mysteriösen Krankheit berichtet. Doch Signes Geltungsdrang bekommt nie genug und wenig überraschend setzt sie noch mehr, wenn nicht alles daran, immer mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu erhaschen und damit auch Thomas in den Schatten zu stellen.
Wie weit sie damit gehen wird? Das weiß nicht mal sie selbst. Sick of Myself ist das ausgeschriebene Drama einer Narzisstin, verpackt in einer grotesken Geschichte mit genauso viel horrorhaften wie unterhaltsamen Momenten. Eine Story, die nach seinesgleichen sucht.
Eine böse Gesellschaftskomödie
Der norwegische Film Sick of Myself, der vom gleichen Produzenten wie Der schlimmste Mensch der Welt stammt, zeigt die Abgründe unserer Gesellschaft auf. Wie weit kann ein Mensch gehen, um das Gefühl der Bedeutungslosigkeit loszuwerden? Und was ist, wenn er die Gier nach Aufmerksamkeit nie genug ist?Themen, die dem Film das Potenzial geben, ein schwer verdauliches Drama zu werden. Doch Kristoffer Borgli, der (kaum zu glauben) mit Sick of Myself sein Regiedebüt feiert, schafft es mit viel schwarzem Humor und absurden Situationen das Ruder zu reißen und uns lediglich mit einem Augenzwinkern den Spiegel vorzuhalten. Aber nichtsdestotrotz: Am Ende wird Sick of Myself noch länger im Kopf bleiben, als der Abspann läuft - aber das ist sicherlich in Borglis und auch Signes Sinne.
Sick of Myself: Ab 23. März im Kino und unser egoFM Kinotipp.
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