Kirche des Fliegenden Spaghettimonster

Kirche des Fliegenden Spaghettimonster

Was hat's mit dem Glauben an die Pasta auf sich?

Nudelmess, Garfreutag, RAmen, Marziani: Wir haben mal nachgefragt, wie die satirische Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters funktioniert und was es damit eigentlich auf sich hat.

Was ist die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters?

Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM) ist eine satirische Religionsgemeinschaft, die sich über Dogmen und starre Glaubenssysteme lustig macht. Ihr Glaube basiert auf der Idee, dass ein fliegendes Spaghettimonster das Universum erschaffen hat. Die Anhänger*innen, auch Pastafari genannt, glauben daran, dass Dogmen sinnlos sind und alles hinterfragt werden sollte – außer dem Spaghettimonster. Wir haben mit Bruder Spaghettus gesprochen.

  • Kirche des Fliegenden Spaghettimonster
    Bruder Spaghettus im Interview


Warum Nudeln?

...damit stellen wir Bruder Spaghettus gleich mal die grundlegendste Frage zuerst.

"Ja, also das müssten wir jetzt unserem Propheten fragen. Vielleicht isst der die gerne, vielleicht weil die jeder gerne isst. Vielleicht, weil das einfach nur ein sympathisches Bild ergibt? Keine Ahnung, es ist eben so, wer weiß was Götter wollen." - Bruder Spaghettus

Die Weltanschauung der Pastafari

Die Religion selbst ist humorvoll und weltoffen, was sich auch in ihren "Geboten" (die "Am Liebsten Wäre Mirs") widerspiegelt, die eher als gut gemeinte Ratschläge formuliert sind. Besonders hervorzuheben ist das achte Gebot, das zu Respekt und Toleranz aufruft:

  1. Am liebsten wäre mir, wenn ihr euch nicht wie frömmlerische, selbstgerechte Esel benehmen könntet, sobald ihr Meine Nudelige Göttlichkeit beschreibt. Falls meine Leute nicht an mich glauben, ist das okay. Ehrlich. So eitel bin Ich nicht. Außerdem: Um die geht es gar nicht, also bleibt beim Thema.

  2. Am liebsten wäre mir, wenn ihr Meine Existenz nicht benutzt zur Unterdrückung, Unterwerfung, Bestrafung, Entleibung und/oder um zu anderen gemein zu sein. Ich brauche keine Opfer, und Reinheit ist etwas für Bier und Trinkwasser, nicht für Menschen.

  3. Am liebsten wäre mir, wenn ihr die Leute nicht danach beurteilen würdet, wie sie aussehen oder wie sie sich anziehen oder wie sie reden. Seid einfach nett zueinander, okay? Ach, und kriegt es endlich in eure Dickschädel: Frau = Mensch. Mann = Mensch. Gehüpft wie gehoppelt. Das eine ist nicht besser als das andere. Es sei denn, es geht um Mode, denn die habe Ich exklusiv den Frauen sowie ein paar Männern überlassen, die den Unterschied zwischen Veilchenblau und Violett kennen.

  4. Am liebsten wäre mir, wenn ihr alles unterlassen würdet, das euch selbst oder eurem bereitwilligen, volljährigen und geistig gesunden Partner peinlich sein müsste. Wem das nicht passt, der kann mich mal – Ich glaube, die Formulierung lautet: am Arsch lecken. Wem das auch nicht passt, der sollte am besten die Glotze ausmachen und zur Abwechslung ein Stück spazieren gehen.

  5. Am liebsten wäre mir, wenn ihr euch die verklemmten, frauenfeindlichen Vorstellungen anderer nicht auf nüchternen Magen anhören würdet. Esst etwas, dann macht euch über die Idioten her.

  6. Am liebsten wäre mir, wenn ihr keine Multimillionen-Dollar-Kirchen/Tempel/Moscheen/Schreine für Meine Nudelige Göttlichkeit erbauen würdet. Das Geld kann man nun wirklich sinnvoller anlegen. Sucht euch etwas aus:
    A. Armut beenden
    B. Krankheiten heilen
    C. In Frieden leben, mit Leidenschaft lieben und die Kabelkosten senken.

    Ich mag ja ein komplexes, allwissendes Wesen aus Kohlehydraten sein, aber Ich freue Mich an den einfachen Dingen des Lebens. Ich muss es wissen. Ich bin der Schöpfer.

  7. Am liebsten wäre mir, wenn ihr nicht überall herumerzählen würdet, dass Ich zu euch spreche. So interessant seid ihr nicht. Bleibt auf dem Teppich. Habe Ich doch schon gesagt: Liebet euren Nächsten – muss Ich denn alles zweimal sagen?

  8. Am liebsten wäre mir, wenn ihr anderen nicht antätet, was sie auch euch nicht antun sollen, sofern ihr auf, äh, Sachen steht, für die reichlich Leder/Gleitmittel/Las Vegas nötig sind. Sollte euer Partner darauf stehen (entsprechend ALWM 4), lasst es krachen, macht Fotos, und um Himmels willen benutzt ein Kondom! Echt jetzt, es ist nur ein Stück Gummi. Wenn Ich nicht gewollt hätte, dass es sich gut anfühlt, wenn ihr es miteinander treibt, hätte ich Dornen oder so etwas eingebaut.

Auf der Website des Fliegenden Spaghettimonster werden außerdem noch folgende Ziele der Kirche formuliert:
  • Humanismus fördern
  • Dogmen ablegen
  • Erderwärmung stoppen
  • Pastafari vernetzen

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Pirat*innen und das Spaghettimonster – was haben sie gemeinsam?

Pirat*innen spielen in dieser Religion eine zentrale Rolle, denn sie gelten als das auserwählte Volk des Spaghettimonsters. Die Kirche argumentiert humorvoll, dass der Rückgang der Piratenpopulation direkt zur globalen Erwärmung beigetragen hat. Diese satirische Theorie wird als "wissenschaftliche" Grundlage für ihre Überzeugungen präsentiert.

"Ja, die Piraten sind sein auserwähltes Volk. Jeder Gott hat ja sein auserwähltes Volk und das fliegende Spaghettimonster hat die Piraten gewählt, aber das ist nur die eine Seite, die andere Seite ist, die Piraten sind auch die letzte Chance uns vor der Erderwärmung zu schützen. Man muss sich mal eine Grafik vorstellen auf der einen Seite die Erwärmung der Erde und auf der anderen Seite das Aussterben der Piraten und man wird feststellen, dass da ein absoluter Zusammenhang besteht." - Bruder Spaghettus


Das Leben nach dem Tod – Pastafari-Stil

Die Kirche des FSM bietet ihren Anhänger*innen eine sehr verlockende Vorstellung vom Leben nach dem Tod: den sogenannten Pastafari-Himmel. Dort gibt es unter anderem einen Biervulkan, der jede gewünschte Flüssigkeit ausspuckt und eine Stripperfabrik, die alle Wünsche erfüllt.

"Der Biervulkan speit eine Flüssigkeit aus, die völlig neutral ist und sich erst beim Betreten des Mundes in genau das verwandelt, was derjenige gerade haben möchte." - Bruder Spaghettus

Konfrontationen mit anderen Religionen

Die Kirche des FSM wird oft nicht ernst genommen, was den Pastafari durchaus recht ist. Ironischerweise hat die Kritik von christlichen Kirchen ihnen viel Aufmerksamkeit und damit weltweite Bekanntheit eingebracht. Insbesondere in Templin, wo Bruder Spaghettus aktiv ist, führte der Widerstand gegen ihre Nudelmesse zu einer unerwarteten Popularität.

Wie kann man Mitglied bei der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters werden?

Der Eintritt in die Kirche des FSM ist denkbar einfach: Man erklärt sich selbst zum Pastafari, vorzugsweise bei einem Bier, und kann sich sogar mit Bier taufen lassen. Ein offizieller Vereinsbeitritt ist möglich, aber nicht notwendig, um sich als Anhänger*in der Religion zu verstehen.


Für weitere Einblicke und Details zur Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters, kannst du dir hier auch ein anderes Interview mit Bruder Spaghettus auf egoFM anhören.


Fazit

Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM) ist weit mehr als nur eine satirische Religionsgemeinschaft – sie stellt auf humorvolle Weise etablierte Glaubenssysteme in Frage und fordert zum Nachdenken über Dogmen und traditionelle Ansichten auf. Mit Pirat*innen als auserwähltem Volk, einem Biervulkan im Jenseits und Bier-Taufen bietet die FSM eine erfrischende und unkonventionelle Perspektive auf Religion. Trotz der satirischen Basis hat die Kirche des FSM durch Kontroversen und ihre weltoffene Philosophie an Bedeutung und Popularität gewonnen.

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