Der Hintergedanke vom Unwort des Jahres
Die Aktion "Unwort des Jahres" soll Sensibilität und Bewusstsein für unseren Sprachgebrauch schaffen und einen kritischen Blick auf Formulierungen der aktuellen öffentlichen Kommunikation werfen, die - so heißt es auf der Website - gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen. Zum Beispiel weil ein Ausdruck gegen die Menschenwürde oder demokratische Prinzipien verstößt, diskriminiert, stigmatisiert oder diffamiert oder weil er euphemistisch, verschleiernd oder irreführend ist.Das Unwort des Jahres 2022: "Klimaterroristen"
Das Wort "Terror" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Schrecken". Terrorist*innen sind demnach Menschen, die Schrecken verbreiten - dafür nehmen sie Zerstörungen, Verletzungen und den Tod in Kauf. Der Begriff Klimaterrorist*innen setzt Klimaaktivist*innen also mit Terrorist*innen gleich, um diese zu diskreditieren, zu kriminalisieren und zu diffamieren, heißt es in der Begründung der Jury. Durch den Ausdruck werden ziviler Ungehorsam und demokratischer Widerstand - beispielsweise von derLetzten Generation - zu Terrorakten gemacht. Das gleiche passiert bei Begriffen wie Ökoterrorismus oder Klima RAF, begründet die Jury ihre Wahl außerdem. Weiter schreiben sie, dass sich durch solche Begriffe der Fokus verschiebt: Es geht dann nicht mehr um die inhaltlichen Forderungen der Klimaaktivist*innen, sondern um die Protestierenden und den Umgang mit ihnen - Stichwort Präventivhaft.Die Begriffe Klimaterrorist*in, Klimaterrorismus und Klima RAF wurden in den letzten Monaten beispielsweise von AfD-Bundessprecher Stephan Brandner oder Alexander Dobrindt, dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag genutzt und außerdem vor allem von Medien der Axel Springer Verlagsgruppe gerne wiedergegeben. Vor allem in Bezug auf die Letzte Generation.
Reaktionen aus dem Netz
Abseits derer, die den Begriff erst groß gemacht haben, fallen viele Reaktionen im Netz so oder so ähnlich aus:#Klimaterroristen wurde zum #Unwort des Jahres gewählt – was für eine treffende Wahl! Wer gewaltlose Protestformen mit Mord & Staatsfeindlichkeit gleichsetzt, liefert nur Hass und Polemik anstatt Lösungen für die ungebremst fortschreitende #Klimakrise.https://t.co/MfLXS0jZ5r
— Kai Gehring (@KaiGehring) January 10, 2023
#Klimaterroristen gab es nie. Aber wenn es nutzt von der eigenen Untätigkeit abzulenken war der Begriff willkommen. Treffendes #Unwort des Jahres!
— Marcel Emmerich (@herr_emmerich) January 10, 2023
Die Bezeichnung #Klimaterroristen ist eine treffende Wahl zum Unwort des Jahres 2022! Junge Menschen, die sich für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen, werden zu unrecht kriminalisiert. Dabei betreibt RWE in #LuetzerathUnraeumbar doch Klimaterrorismus!
— Bernd Riexinger ☮︎ (@b_riexinger) January 10, 2023
#Klimaterroristen ist #Unwort des Jahres. Eine kluge, notwendige Entscheidung angesichts der Versuche die Klimabewegung zu kriminalisieren, um von der Klimakatastrophe abzulenken. Wer sich fürs Klima einsetzt, schützt Menschenleben und unsere Freiheit!https://t.co/o77ZyM8cuL
— Sven Kindler 🇪🇺 (@sven_kindler) January 10, 2023
#Klimaterroristen ist #Unwort des Jahres. Zurecht.
— WWF Deutschland (@WWF_Deutschland) January 10, 2023
Mit dem Begriff werden Aktivist:innen mit Terroristen gleichgesetzt und so kriminalisiert. Und es wird von ihren berechtigten Forderungen abgelenkt.
(Bitte auch für #LuetzerathUnraeumbar im Hinterkopf behalten.)
Mit "#Klimaterroristen" sind ja die untätigen und zum Teil klimawandelleugnenden Politiker:innen dieses Landes gemeint, oder?
— SALI Ⓥ (@sali_umwelt) January 10, 2023
Ich hätte mir statt dieser zweifelhaften Ehrung als #Unwort des Jahres lieber gewünscht, dass wir solche bekloppten Wörter gar nicht erfinden: #Klimaterroristen Die braune Brühe der Verharmlosung von Terror plus Verächtlichmachung von Klimasorgen ist in den Mainstream geschwappt.
— Georg P Kössler (@GYGeorg) January 10, 2023
#Unwort des Jahres: #Klimaterroristen 🤔
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) January 10, 2023
Friedlichen zivilen Widerstand zu verteufeln und gleichzeitig unsere Lebengrundlagen weiter zu zerstören, kommt offenbar nicht gut an.
Nur zur Klarstellung:
So sieht Klimaterrorismus aus! pic.twitter.com/pLAe8ItU3J
Platz zwei und drei bei der Ernennung zum Unwort des Jahres belegen übrigens die Begriffe "Sozialtourismus" und "defensive Architektur". Mehr dazu findest du hier.
Artikel teilen: