Den meisten Menschen sind die Risiken von sozialen Medien bewusst, auf die Nutzung verzichten dennoch die wenigsten. Nun ergreift das Unternehmen Lush selbst die Initiative und löscht seine Kanäle, um vor der Gefahr zu schützen.
Lush löscht seine Kanäle
Am 26. November verschwanden alle Accounts der Kosmetikmarke auf Facebook, Instagram, Snapchat und TikTok. Auf ihrer Website erklären sie, sie werden den Plattformen so lange den Rücken kehren, bis diese ein sicheres Umfeld für ihre Nutzer*innen bieten. Außerdem führt das Unternehmen Anti-Social-Media-Grundsätze ein, zu denen unter anderem diese beiden gehören:"1. Wir bevorzugen Plattformen, die keine Algorithmen verwenden, welche die Nutzer*innen mit negativen Inhalten, Desinformation oder extremen Standpunkten ködern, um ihr Engagement, ihre Klicks und Shares zu steigern.
2. Wie bei jedem anderen süchtig machenden Zeitvertreib wünschen wir uns, dass Plattformen ihr Produkt so gestalten, dass das Risiko einer übermäßigen Nutzung minimiert und ein gesundes Nutzungsverhalten gefördert wird." - Lush
Kritik an Facebook & Co.
Der Boykott von sozialen Medien ist nicht neu. Im Juli 2020 stoppten Tausende Unternehmen wie Lego und Reebok ihre Werbeausgaben auf Facebook unter dem Motto "Stop Hate For Profit", um die Plattform dazu zu bewegen, stärker gegen Hass und Diskriminierung vorzugehen. Seitdem sind noch einige Gründe hinzugekommen, die Netzwerke zu kritisieren. Spätestens nachdem die Whistleblowerin Frances Haugen Informationen an die Öffentlichkeit getragen hat, sind die Auswirkungen von Facebook und Co. bekannt: Die Spaltung der Gesellschaft wird vertieft, Demokratien destabilisiert, speziell junge Mädchen und Frauen in Essstörungen und andere psychische Krankheiten getrieben. Sie warf dem Internetgiganten vor, Facebook wisse genau über die Probleme Bescheid und habe einfache Lösungen für sie, wende sie allerdings nicht an, um weiter Profite zu generieren.
Das Wall Street Journal hat außerdem enthüllt, dass das soziale Netzwerk angeblich tatenlos dabei zugesehen habe, wie ein mexikanisches Drogenkartell Facebook nutzte, um Auftragsmörder*innen zu rekrutieren und als Jobvermittlungsagenturen getarnte Menschenhändler*innen im Nahen Osten Anzeigen schalteten, um Menschen zu versklaven. Als Apple daraufhin gedroht habe, die Instagram- und Facebook-App aus dem App-Store zu löschen, hat Facebook innerhalb weniger Tage gehandelt.
Sobald der Profit in Gefahr gerät, können mehr als 100.000 Beiträge gelöscht werden, zeigt dieser Fall.
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Die Gründe von Lush
Lush argumentiert für seine Entscheidung vor allem damit, dass das Unternehmen sich um das Wohlbefinden der Kund*innen sorgen."Als Erfinder von Badebomben setze ich alles daran, Produkte zu entwickeln, die den Menschen helfen, abzuschalten, sich zu entspannen und auf ihr Wohlbefinden zu achten. Social Media-Plattformen sind zum Gegenteil dieses Ziels geworden. Sie nutzen Algorithmen, die darauf abzielen, Menschen scrollend ans Smartphone zu fesseln und sie vom Abschalten und Entspannen abzuhalten." – Jack Constantine, CDO & Produkt-Erfinder von Lush
2019 wagte Lush UK schon einmal den Schritt und beendete seine Aktivität auf Instagram und Facebook, weil sie von der Regulierung der Netzwerke beunruhigt gewesen seien. Allerdings kehrten sie mit dem Beginn der Pandemie wieder zurück.
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